Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
wir nicht dennoch der Totwey beistehen?«
    »Rahel kann sich ihrer Haut erwehren, und sie dreht ohnehin bereits nach Norden ab, und …«
    »Nach Norden?«, unterbrach Tareisa den Capitane lauernd.
    »Zur Sicherheit, um den Thayns zu entgehen. Ich hielt es für zu gefährlich, die kostbare Ladung in den Nebel zu fahren, wo wir sie nicht einmal vernünftig beschützen können.«
    »Der Plan war anders.«
    »Der Plan war schlecht«, korrigierte Deguay sie, aber Tareisa fühlte sich nicht stark genug für eine Auseinandersetzung. »Ich habe ihn geändert. Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, Maestra. Es ist, wie ich gesagt habe: Ich stehe zu meinem Wort.«
    Bevor Tareisa antworten konnte, erhob sich ein weiteres Schiff an Backbord aus dem Nebel. Dieses war größer als die Sanx , und für einen Moment befürchtete die Maestra, dass sie einem Linienschiff der Thayns in die Arme gefahren waren, doch dann ertönte das Glockensignal.
    »Eine géronaische Fregatte«, flüsterte sie, und Deguay blickte sie bewundernd an.
    »Herzlichen Glückwunsch. Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr die Blockade so einfach durchbrechen könnt.«
    Einfach? , fragte sich Tareisa angesichts der Schmerzen, die sie noch lange begleiten würden, aber sie musste zugeben, dass der alte Mann recht behalten hatte. Sie war dazu in der
Lage gewesen, ein ganzes Geschwader der Thayns auszutricksen.
    Neben ihr gab Deguay das verabredete Zeichen und befahl die Wende. Jetzt segelte die Ladung unter dem Schutz der géronaischen Flotte, und nicht mehr nur der Willkür der Piraten ausgeliefert, was Tareisa insgeheim beruhigte, auch wenn sie dem Capitane inzwischen fast vertraute.
    Die Feder an seinem Hut wippte unternehmungslustig, als er das Schiff aus dem Nebel und der Reichweite der Thayns lenkte.

FRANIGO

    Natürlich hatte sie geweint; ihre geröteten Augen verrieten sie, auch wenn sie nun tapfer die Fassung bewahrte. Ob es ihr darum ging, ihr Gesicht zu wahren, ihm den Abschied zu erleichtern oder ihn eifersüchtig zu machen, wusste Franigo nicht zu sagen, und wie er sich selbst eingestand, es war ihm einerlei. Er schätzte es einfach nur, dass die Szene schnell vorüber sein würde, auch wenn sein Sinn für Dramaturgie durchaus nach Geschrei, Gezeter und Gegreine beim Abschied zweier Liebender verlangte. Vielleicht war die mangelnde Heftigkeit aber auch einfach dem Umstand geschuldet, dass sie keine Liebenden waren.
    »Ich habe dir ein Proviantpaket gepackt«, erklärte Aitea und schniefte lautstark, was der Poet geflissentlich ignorierte. Stattdessen lächelte er und nahm den geschnürten Beutel an.
    »Vielen Dank, Meséra. Ich freue mich schon darauf, die Köstlichkeiten darin zu entdecken.«
    »Halte dich von den Wanderarbeitern fern, und such’ dir nachts’ne Taverne.«
    Jetzt seufzte Franigo vernehmlich. Diese guten Ratschläge gaben ihr etwas Mütterliches, das es ihm nur noch leichter machte, sich von ihr zu trennen. Manchen Männern ist es nicht gegeben, mit nur einer Frau ihr Glück zu finden. So hat es die Einheit nun einmal eingerichtet , befand er bei sich. Es war eine weise
Erkenntnis, die er unbedingt in Versform bringen musste. Als Lied vielleicht oder noch besser in einem Theaterstück. Oder sogar in einem Roman, auch wenn es noch immer an ihm nagte, dass derlei minderwertige Kunst derart hoch geschätzt wurde.
    »Selbstverständlich.« Der Poet lächelte seine Wirtin aufmunternd an. »Wohlan denn«, deklamierte er aus einem seiner eigenen Stücke, »… nun breche ich auf, den Horizont als Ziel und Freiheit als mein einziger Begleiter!«
    Jetzt brach Aitea doch in Tränen aus. Sie stürzte auf ihn zu und umarmte ihn wild und leidenschaftlich, so dass sein Entschluss, die gastliche Schänke bis auf Weiteres zu verlassen, fast doch noch ins Wanken geriet, als ihr Körper sich an dem seinen rieb. Aber er blieb hart und streichelte lediglich ihren Rücken, bevor er sich sanft, aber nachdrücklich aus ihrer Umarmung löste.
    »Vergiss mich nicht«, flüsterte sie, worauf er antwortete: »Wie könnte ich. Denk daran, Aitea: Wo Liebe ist, spielt Entfernung keine Rolle.«
    Es war eine hübsche Floskel, wiederum aus einem seiner Stücke, dort dahingehaucht von einem Leutnant, der schon kurze Zeit später im Kriege von einer zehrenden Krankheit dahingerafft wurde – aber all das erzählte er Aitea natürlich nicht.
    Sie fand keine Worte mehr, als er durch die Tür aus der Schankstube in den Tag trat. Obwohl er in dem Raum so manche vergnügliche

Weitere Kostenlose Bücher