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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Disziplin, Thay«, befahl Roxane Cudden. Sie trat näher an den Leutnant heran, aber Jaquento hörte ihre leisen Worte dennoch: »In solchen Situationen bricht oft alles zusammen, Thay, und dann werden noch mehr Menschen ihr Leben lassen. Ohne Ordnung ist alles verloren!«
    »Aye, aye, Thay«, erwiderte Cudden und hob seine Muskete. Der Leutnant rannte auf das Hauptdeck hinunter, wo er rasch seine verbliebenen Soldaten um sich scharte.
    »Wir können gehen«, murmelte Bihrâd neben Jaquento. »Das ist deine Heimat?«
    »Zumindest war sie das mal. Und tu mir einen Gefallen, ja?«
»Was denn?«, fragte der Maureske unschuldig. Jaquento setzte ein schiefes Lächeln auf und schlug ihm auf die Schulter: »Sag nicht so etwas wie Ich habe es dir gesagt, unser Schicksal ist noch nicht entschieden . Bitte? Ja?«
    Bihrâd grinste breit, wobei sich sein Gesichtsschmuck zu neuen Mustern verzog, und schüttelte das Haupt. Die beiden Männer standen einander gegenüber und lachten, vollkommen ungeachtet der Zerstörung und des Todes um sie herum, als hätten sie gerade einen großartigen Witz gehört. Doch es war nur das plötzliche Gefühl der Freiheit, das Jaquento überkam und seine Sinne überwältigte. Es zerschlug den Stein, zu dem sein Herz geworden war, und strömte wie eine gewaltige Welle in alle seine Glieder.
    Noch erfreulicher war allerdings der Anblick des schwarzen Schiffs. Ebenso wie die Mantikor trieb es hilflos im Meer, und die Todsünde wendete gerade und würde wohl versuchen, die offene See zu erreichen, um den Klippen der hiscadischen Küste zu entgehen. Wenigstens bekommt nun niemand, wonach alle so gesucht haben , dachte Jaquento.
    Dann aber sah er, wie das Piratenschiff Boote zu Wasser ließ; inmitten der vom Wind aufgepeitschten See kein leichtes Manöver. Grimmig schlug er sich mit der Faust in die offene Handfläche. »Er wird entkommen. Und die Beute nimmt er mit. Deguay wird es schaffen, ich kenne ihn.«
    Bihrâd folgte seinem Blick. Der Maureske zuckte mit den Schultern. »Wir sind frei. Alles andere wird sich finden, Jaq. Wir sollten uns etwas suchen, was uns bis zur Küste trägt. Ich glaube nicht, dass man uns Platz in den Booten machen wird.«
    »Ja, du hast recht. Wir müssen …«
    Ein Ruck ging durch das Schiff, und einen Augenblick lang befürchtete Jaquento, dass es auf ein Riff gelaufen war oder einfach auseinanderbrach. Aber dann hörte er Jubelschreie vom Vorschiff, die vom Wind zerrissen wurden.

    Ein langes Tau war straff über das Deck gespannt. Holz ächzte, und die Mantikor begann langsam, sich zu drehen. Jetzt erkannte der junge Hiscadi auch den Ursprung des Rucks: Einige Rahen samt Segelfläche waren an dem Tau über Bord geworfen worden. Der improvisierte Treibanker zwang das Schiff herum, da er langsamer schwamm, als die Fregatte vom Wind getrieben wurde, und so der Bewegung des Schiffs Widerstand entgegensetzte.
    Einige bange Augenblicke lang bot die Mantikor den heranrollenden Wellen die Flanke dar, und das Schiff rollte und gierte, als wolle es kentern. Dann war der gefährlichste Moment überstanden. Die Bewegungen wurden ruhiger, fast sanft, und schon bald ragte der Bug gegen die anstürmende See, und die Fregatte stampfte, als befände sie sich in voller Fahrt.
    »Das kauft ihnen etwas Zeit und uns auch«, stellte Jaquento fest. Doch die Küste ragte bereits bedrohlich über ihnen auf. Bislang hatte er den dunklen Klippen kaum Beachtung geschenkt, an denen sich die Wellen schäumend brachen, aber jetzt nahmen sie seine Aufmerksamkeit gefangen. Er kannte die hiscadische Küste gut. An vielen Stellen war sie so rau und felsig wie hier. An einem sonnigen Tag würde der Stein vielleicht rot oder gar orange schimmern, doch das trübe Licht ließ ihn braun wirken – wie geronnenes Blut. An einigen Stellen mussten die Klippen Dutzende von Metern hoch sein, dann wieder gab es Einschnitte, Buchten und Felsnasen, die weit in die See ragten. Das Meer rannte brüllend gegen sie an, und die Gischt spritzte auf die Steine und färbte sie noch dunkler.
    Endlich fand Jaquentos Blick, wonach er gesucht hatte.
    »Dort«, wies er Bihrâd den Weg. »Zwischen der kleinen Felsinsel und dem Männerkopf.«
    Tatsächlich wirkte der weit vorstehende Felsen wie der Kopf eines alten Mannes, mit einem spärlichen Bewuchs aus
niedrigen Büschen auf seinem Haupt. Zwischen dem Felsen und der Insel befand sich ein Einschnitt in der Küste, und dort senkten die Klippen sich bis zum Meer hinab.
    »Wir

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