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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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der gigantischen Wesen in Boroges nur mit letzter Kraft überstanden. Und sie hatte gesehen, wozu die Menschen fähig waren, die die Ladung des schwarzen Schiffs jagten. Sie wusste genau, wie gefährlich ihre Mission für ihr Schiff, ihre Mannschaft und sie selbst war.
    Und dennoch machte ihr die Jagd auf die Todsünde unleugbar Freude. Die Möglichkeit, in unbekannte Gewässer zu segeln, die Aussicht, vielleicht als erste Corbanerin neue Gestade zu betreten, war berauschend. Und ebenso der Gedanke, dass der Hiscadi, von dem sie noch vor kurzer Zeit geglaubt hatte, dass er dem sicheren Tod geweiht sei, sich nun wohlauf und an ihrer Seite befand.

    Ja, Roxane wusste genau um die Gefahren ihrer Reise, und sie pfiff trotzdem ziemlich schief eine alte thaynrische Weise, während sie den Kurs neu berechnete.
    Erst als es leise an die Tür klopfte, blickte sie wieder auf.
    »Herein.«
    Durch die nur spaltbreit geöffnete Tür schlüpfte ein schmächtiger Matrose, so vorsichtig, als sei er ein Dieb, der sich in ein Haus schlich. Er war in einen geflickten Mantel gekleidet, der ziemlich feucht war. Das Wetter draußen war schon seit einigen Tagen einigermaßen unberechenbar.
    »Thay.« Verlegen hob der Junge eine Hand zum Gruß.
    »Was gibt es, Bryns?«, erkundigte sich Roxane. Es war nicht ganz einfach gewesen, sich die Schiffsliste so schnell einzuprägen, aber sie war stolz auf das Kunststück, die Namen aller ihrer Untergebenen stets parat zu haben.
    »Der Erste sagt, wir soll’n Sie fragen, ob Sie an Deck kommen können, Thay.«
    Die Kapitänin hob die Brauen. »Mister Huwert möchte, dass ich raufkomme? Und wieso?«
    Der Junge drehte verlegen die Strickmütze, die er sich vom Kopf gezogen hatte, in den Händen.
    »Ich glaub, das weiß er auch nich’ so recht, Thay. Er hat bloß gesagt, Sie soll’n kommen.«
    Mit einem Seufzen erhob sich Roxane. Sie nahm ihr Ölzeug von einem Haken an der Wand und deutete Bryns mit einem Nicken an, dass sie ihn begleiten würde.
    Wahrscheinlich hätte auch eine genauere Befragung des Jungen nicht viel mehr an Informationen zutage gebracht; aber wenn Huwert sie darum bat, an Deck zu kommen, hatte er vermutlich einen guten Grund dafür. Der Mann war doppelt so alt wie sie und musste bereits Offizier gewesen sein, als Roxane noch zur Schule gegangen war.
    Ob er es schwierig findet, von mir Befehle entgegenzunehmen?
Sie schob die Frage beiseite. Der Einheit sei Dank richteten sich in der thaynrischen Marine Beförderungen nicht nur nach Dienstjahren, wenngleich dies durchaus vorkam, sondern man versuchte auch, nach Eignung und Befähigung Kommandos zu verleihen. Huwert war ein fähiger Mann, aber zu bedächtig und zu sehr um Ausgleich bemüht, um ein Schiff zu führen. Sie war froh, dass der Admiral ihn ihr zur Seite gestellt hatte, denn seine Erfahrung auf See war von großem Nutzen für sie.
    Als Roxane hinter Bryns den Niedergang heraufkam, stellte sie zunächst erfreut fest, dass der Regen aufgehört hatte. Die Schlechtwetterfront war nach Norden gezogen, und sie hatte den Kurs etwas ändern lassen, um ihre Ausläufer zu umgehen. Noch waren die Wolken zu sehen und die Regenschauer, die wie Schleier von ihnen herabhingen, aber der kräftige Wind würde sie bald vertreiben.
    Die Siorys fuhr nun nah an der Küste entlang, und Roxane konsultierte regelmäßig die Karten mit den eingezeichneten Landmarken. Sie war noch niemals in diesen Gewässern gefahren, und sie war besonders aufmerksam, da sie keine Lust auf unliebsame Überraschungen hatte. Zum Glück gab es vorläufig nur wenige Untiefen, und die Karten waren dank der Erfahrungen vieler Jahrhunderte detailliert und genau, so dass sie sich kaum Sorgen machen musste.
    Das Schiff lag gut am Wind. Die Segel waren straff gespannt, und die Mannschaft hatte so viel Fläche gesetzt, wie ihre Kapitänin Tauen und Leinwand bei diesem Wind zutraute. Bislang übertraf die Siorys ihre Erwartungen an Geschwindigkeit und Kraft, was das alte Gerücht bestätigte, dass die Géronaee zwar die besseren Schiffbauer, aber die schlechteren Seefahrer waren.
    Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen ging Roxane auf das Achterdeck zu und warf dabei der Mannschaft links
und rechts Blicke zu. Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen, die Männer und Frauen taten ihre Arbeit, und es gab keine Anzeichen für irgendwelche besonderen Vorkommnisse.
    Bald würden sie nach Fischerdörfern und Booten Ausschau halten müssen, um sicherzustellen, dass sie der

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