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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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denn?«
    »Nicht hier. Du musst mitkommen, damit ich es dir zeigen kann«, drängte Sinao und zog Manoel an der Hand hinter sich her, zwischen einhundertelf geschäftigen Matrosen hindurch und bis zum Bug des Schiffes.
    Hier, zwischen den gewaltigen Taurollen, waren sie so ungestört, wie man es an Bord eines voll besetzten Kriegsschiffs nur sein konnte.
    Mit einem raschen Seitenblick, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich keine Zuschauer hatten, griff Sinao in die Tasche ihrer Hose und nach dem Zemi- Stein, den sie stets als Talisman bei sich trug.
    Sie strich vorsichtig über den glatten, bearbeiteten Stein, dann gab sie ihn Manoel.
    »Wirf ihn mir zu«, forderte sie ihn auf.
    »Nee, lieber nicht. Was ist, wenn du ihn nicht fängst und er kaputtgeht?«
    »Los, mach schon.«
    »Na gut.« Manoel rückte ein Stück von ihr ab, wog den Stein in der Hand und warf ihn dann in Sinaos Richtung.
    Die Paranao hatte die Augen geschlossen. Sie zeigte keine Reaktion. Sie hob weder die Hand, um den Stein zu fangen, noch bewegte sie sich, um dem Wurf auszuweichen. Dennoch
kam der Stein eine Handbreit vor ihrem Gesicht zur Ruhe. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und blieb dann völlig unbeweglich in der Luft hängen, wie von unsichtbaren Fingern gehalten.
    Sinao öffnete die Augen und streckte den linken Arm aus. Als sich ihre Handfläche unter dem Stein befand, löste dieser sich aus seiner Starre und fiel in ihre Hand.
    »Ich kann es kontrollieren, Mano«, flüsterte Sinao. »Ich muss nicht einmal mehr aufgeregt oder ängstlich dafür sein.«
    Das Grinsen auf Manoels braungebranntem Gesicht drückte deutlich seine Anerkennung aus.
    »Sehr gut, Maestra«, sagte er und verbeugte sich galant vor ihr.

FRANIGO

    »Ihr, Mesér, seid ein Hund!«
    Franigo spürte, wie sich ein dünner Schweißfilm auf seiner Haut bildete, und er genoss die plötzlich in ihm aufsteigende Hitze. Mit einem Lächeln hob er den Degen grüßend vor das Gesicht und ließ die Beleidigung einfach an sich abperlen wie Wasser. »Ein Hund? Ich denke nicht, Mesér.«
    Inzwischen war das Gesicht seines Gegenübers purpurrot und vor Wut verzerrt. »Oh doch! Ein Hund, der jede läufige Hündin besteigt!«
    Franigo parierte den ungestümen Ausfall seines Gegners mit Leichtigkeit. »Habt Ihr gerade Eure Frau als läufige Hündin bezeichnet? Meine Güte, wer hätte gedacht, dass ich es sein würde, der in diesem Duell ihre Ehre verteidigen muss?«
    Mit einem Aufschrei stürzte sich der betrogene Ehemann wieder auf Franigo, doch ein simpler Schritt zur Seite und ein schnelles Ducken genügten, um ihn ins Leere laufen zu lassen.
    »Bastard!«
    Franigo hob die Hand an die Stirn, als habe ihn das Wort tief verletzt. Dann schenkte er dem Mann ein boshaft süßes Lächeln. »Hätte ich gewusst, dass Ihr zu unserem kleinen Tête-à-tête praktisch unbewaffnet erscheint, hätte ich mir den Degen gespart.«

    »Was? Ich trage meine Waffe mit Stolz«, erklärte der Duellant verwirrt und zeigte seinen wuchtigen Degen vor, als gäbe es auch nur die geringste Möglichkeit, dass dieser Franigo bislang nicht aufgefallen wäre.
    »Ich bitte Euch, ich meinte nicht das plumpe Stück Stahl in Eurer ebenso plumpen Faust. Ich sprach von Eurer Zunge.«
    »Ihr verspottet mich«, erkannte der Mann endlich, aber der Poet schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Keineswegs, Mesér. Würde ich Euch verspotten, würdet Ihr Euch doch sicher zur Wehr setzen, oder etwa nicht? Stattdessen blökt Ihr nur wie ein Schafbock, was angesichts der stattlichen Hörner auf Eurem Haupte nicht ganz unangemessen ist.«
    Wieder schrie der Ehemann wütend auf, als er vorstürmte, und gab Franigo so mehr als genug Zeit, sich auf den schlecht gezielten Stich vorzubereiten, die Klinge elegant abzulenken, so dass sein Gegner an ihm vorbeistolperte, und diesen dann mit einem beherzten Tritt ins Gesäß zu Boden zu schicken.
    Der Hof war gepflastert, und der Mann schlug hart auf den Steinen auf. Immerhin ließ er dabei seine Waffe nicht aus den Fingern gleiten, was Franigo einen Funken Respekt abnötigte. Dennoch konnte der Dichter sich ein Lachen nicht verkneifen, als er seinen Gegner derart blamiert vor sich liegen sah. Einen Moment lang erwog er, ihm einen Stich in das emporgereckte Hinterteil zu verpassen, besann sich dann aber eines Besseren. Ein Stich in den Hintern schmerzt einige Wochen, ein Stich ins Herz ein Leben lang.
    »Die schöne Francina hatte Recht«, befand er dementsprechend. »Es fällt

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