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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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beiden Kämpfenden herangekommen. Hatte der Neuankömmling seinen Gegner erst noch zurücktreiben können, so stand der Goldgerüstete nun in lauernder Position. Er hielt die Hellebarde schützend vor seinen Körper und den Angreifer so auf Abstand.
    Tareisa schleuderte den Stein, ohne zu zögern. Der Goldgerüstete wich aus, und diesen Moment nutzte der Angreifer. Er bewegte sich schnell und geschmeidig, machte einen unglaublich langen Ausfallschritt, duckte sich so unter dem seitwärts geführten Schlag hindurch und trieb dem Goldgerüsteten die Klinge in den Oberschenkel. Dieser fiel zur Seite, als sein Bein unter ihm nachgab, und noch bevor er zu Boden gestürzt war, setzte der Angreifer nach und stach ihm in schneller Folge zweimal in die Schulter und den Arm.
    Triumphierend drehte der Corbaner sich zu ihr um und salutierte mit seinem Degen. Seine Kleidung bestand zwar praktisch nur noch aus Lumpen, doch Tareisa konnte erkennen, dass sie im hiscadischen Stil gehalten war. Der Mann hatte schwarze Locken und zog ein Bein merklich nach, das er vielleicht verletzt hatte. Sein Atem ging rasch, und er stützte sich mit der Linken an einer Säule ab, bevor er sie ansprach: »Habt Dank für Eure Hilfe, Meséra. Sie war mir sehr willkommen.«
    Tareisa war von seiner höfischen Art überrascht, die in dieser Situation beinah absurd wirkte. Fast reflexartig deutete sie eine Verneigung an. »Ich bin eher Euch zu Dank verpflichtet. Wer weiß, was ohne Euer Eingreifen mit mir geschehen wäre, Mesér. Aber jetzt sollten wir vielleicht …«
    Demütig schüttelte er den Kopf und unterbrach sie. »Ich
bin sicher, dass eine Maestra von Eurem Format einen Ausweg gefunden hätte. Ich habe vollstes Vertrauen in Eure Fähigkeiten.«
    »Das ist … sehr schmeichelhaft. Aber woher kennt Ihr meine Fähigkeiten?«, fragte sie, als plötzlich Zweifel an den Absichten des Mannes in ihr aufstiegen.
    Es dauerte einen Moment, in dem der Mann zutiefst betrübt wirkte, bis schließlich Verständnis auf seinen Zügen aufleuchtete.
    »Oh, Ihr erinnert Euch nicht … das kann vorkommen. Erlaubt mir, mich vorzustellen.«
    Er verneigte sich mit einem eleganten Kratzfuß und schwang seinen Degen in weitem Bogen, während er einen langen und wohlklingenden Namen sagte, der in Tareisa eine Saite zum Klingen brachte.
    »Der Dichter!«
    Jetzt lächelte er wieder. »Eben jener, Meséra. Ich muss gestehen, dass wir einander niemals offiziell vorgestellt wurden, aber es freut mich, dass Ihr Euch dennoch erinnert.«
    »Ich habe eines Eurer Stücke gesehen, in Cabany. Es hat mir sehr gut gefallen. So sehr, dass ich es Sugérand empfohlen habe, wenn ich mich recht entsinne.«
    Ihre Worte brachten den Mann zum Strahlen. »Ihr wart das! Famos!«
    »Und was, bei der Einheit, macht ein Dichter … hier?«, fragte Tareisa fassungslos.
    Die verwüstete Lagerhalle, der gewaltige Drache, der erbitterte Kampf unsichtbarer Mächte und inmitten all dieses Wahnsinns der Poet mit den vollendeten Umgangsformen – es war so kurios, dass Tareisa sich arg beherrschen musste, um nicht in haltloses Gelächter auszubrechen.
    »Das ist eine lange Geschichte … ebenso wie die Eure, vermute ich. Aber sollten wir …«

    »… diesen Ort nicht schnell verlassen? Ich bin genau Eurer Meinung«, stimmte Tareisa hastig zu.
    Franigo war mittlerweile offenbar wieder zu Atem gekommen. Er löste sich von der Säule und bot ihr den Arm an. »Mein Gefährte Maecan dort drüben scheint …«
    »Maecan?«, unterbrach Tareisa. Ein kühler Schauer lief ihr über die Haut. »Sagtet Ihr Maecan?«
    »Ja. Er ist dort hinten, bei diesem unansehnlichen Loch in der Wand.« Franigo strich sich über den schmalen Kinnbart. »Er ist ein Maestre, wie Ihr.«
    »Oh, das weiß ich«, erwiderte Tareisa, die nun verstand, wieso es Shan so schwergefallen war, seinen Gegner im Zaum zu halten.
    »Ihr kennt Euch?« Das Gesicht des Dichters zeigte äußerste Verwirrung. »Was ist hier eigentlich im Gange, Meséra?«
    »Ich fürchte, wir haben keine Zeit für lange Erklärungen. Wir müssen ihm helfen.«
    Falls Franigos Gesichtsausdruck für den Bruchteil einer Sekunde Enttäuschung zeigte, war diese so schnell wieder verschwunden, dass Tareisa nicht sicher sein konnte.
    Sie dachte nicht weiter über all die Seltsamkeiten nach, die sie umgaben. Stattdessen schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Um sich herum spürte Tareisa den Fluss der Vigoris und die Stellen, an denen Shan die Muster auflöste und die

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