Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste
schreiend durch die Luft, nur um mit einem nassen, ekelerregenden Geräusch gegen eine Wand zu prallen.
Jemand rief einige Worte in einer Sprache, die dem Dichter unbekannt war. Der Kopf des Drachen zuckte herum, und Franigo spürte mehr, als dass er es sah, wie die Augen Maecan fixierten. Dann tat die Kreatur einen seltsam unsicheren Schritt.
»Oh nein, das wirst du nicht!«, erklärte der Alte zwischen zusammengepressten Zähnen und hob die Hände. Die entfesselte
Macht war selbst für Franigo zu spüren, und der Staub tanzte nun in wirren, unnatürlichen Mustern um Maecan, dem die Anstrengung, derart mächtige Magie zu wirken, jetzt erstmals ins Gesicht geschrieben stand. Der Drache verharrte, wiegte seinen Kopf hin und her, als suche er etwas. Oder als lausche er auf Einflüsterungen.
Plötzlich rannte eine weitere Gestalt auf Franigo zu, ein goldener Schemen, der eine Waffe schwang, die einer Hellebarde glich. Nur mit Mühe gelang es Franigo, einem gewaltigen Hieb auszuweichen und zur Seite zu springen. Bevor er sich erholen konnte, setzte der Mann in der goldenen Rüstung nach, führte seine schwere Klinge in einer Reihe von überraschend schnellen Attacken, die Franigo vor ihm hertrieben. Sein Degen war gegen die Wucht der Stangenwaffe kaum von Nutzen, und so zuckte er zurück, warf sich nach links und rechts, versuchte, außerhalb der Reichweite der Angriffe zu bleiben.
Immer wieder pfiff die Klinge gefährlich nah an ihm vorbei, zerteilte die Staubwolken. Ein weiter, beidhändiger Hieb ließ ihn zwei Schritt zurückspringen, und sein Fuß traf einen Gesteinsbrocken. Fluchend knickte der Poet um, und ein heißer Schmerz schoss ihm ins Bein. Dem nächsten Angriff entging er nur durch eine ungeschickte Rolle zur Seite. Der goldgerüstete Mann stand über ihm, seine Waffe zum finalen Schlag erhoben.
Der Drache brüllte und breitete die Schwingen aus, so dass sie bis zur Decke reichten. Der Luftstoß traf Franigo, aber da der Dichter kniete, konnte er sich halten. Sein Gegner allerdings wurde zurückgeworfen. Nicht weit, aber weit genug für Franigo, der auf die Füße kam und sich nach vorn warf, um einen langen Ausfall zu machen. Die Spitze seines Degens glitt unter dem Abwehrversuch des Goldgerüsteten hindurch, fand die Brust, teilte die Robe und drang eine
Handspanne tief ins Fleisch ein. Der Schaft der Hellebarde, noch in der Parade geführt, traf Franigo an der Schläfe, prallte dann schmerzhaft auf seine Schulter und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er fiel in den Schmutz, zum zweiten Mal an diesem Tag völlig benommen.
Über ihm wirbelte der Staub in Mustern auf, die Franigos ganze Aufmerksamkeit gefangen nahmen. Er wusste, dass er aufstehen sollte, seinen Degen ergreifen, nach Feinden Ausschau halten, aber er konnte nur auf die Kreise aus leuchtendem Staub starren, die über ihm tanzten.
Bis der Drache wieder brüllte. In dem Laut lagen so viel Wut, Angst und Frustration, dass er Franigo am ganzen Körper erzittern ließ und ihn aus seinem Schock riss.
Kaum kehrten seine Sinne wieder, überfielen ihn heftige Schmerzen.
»Verdammt!« Er hielt sich die blutende Schläfe, während er sich nach seiner Waffe umsah, die ihm entglitten sein musste. Endlich fand er das vertraute Heft, und als sich seine Finger darum schlossen, kehrte ein wenig Entschlossenheit in ihn zurück.
Der Drache thronte noch immer in der Mitte der Halle. Maecan stand noch immer nahe dem Loch, durch das sie das Gebäude betreten hatten, anscheinend in seiner eigenen Art von Kampf gefangen, bei dem Franigo weder die Waffen noch den Verlauf des Gefechts erkennen konnte.
Aber der Staub hatte sich mittlerweile gleichmäßiger in der Halle verteilt, und der Rauch hatte sich verzogen, und so konnte der Poet einige Schemen erkennen, die sich noch tiefer in dem Gebäude befanden. Drei oder vier gerüstete Männer, die in einer kleinen Gruppe jenseits des Drachen standen. Mindestens einer davon trug Gold, so wie der Gefallene zu Franigos Füßen, der zwar noch atmete, aber wenig mehr tat, als seine Hände auf die blutende Brust zu pressen.
Gerade wollte Franigo zu dem Loch rennen und sein Heil endgültig in der Flucht suchen, als sein Blick auf eine weitere Gestalt fiel: Er sah, dass vor dem Goldgerüsteten eine Frau kniete. Aber es war nicht dieser Umstand, der ihn innehalten ließ, sondern die Tatsache, dass er die Frau kannte.
Das kann nicht sein! Er machte einen taumelnden Schritt nach vorn und senkte dabei den Degen. Völlig
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