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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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überkam ihn eine beinahe unnatürliche Ruhe, die seinen Herzschlag verlangsamte und seinen Atem flach werden ließ. Kaum fünf Schritt stand er von der Bordwand entfernt, um ihn herum der vertraute Anblick eines Laderaums mit sorgsam verstauten Waren. Ein alltäglicher Ort, wie er auf jedem Schiff zu finden war. Ganz im Gegensatz zu dem, was dort versuchte, durch die Wand zu kommen, und zweifellos den Untergang der Siorys herbeiführen würde.
    Der Schuss hallte donnernd im Raum wider, und der Pulverqualm nahm Jaquento die Sicht. Ihm klangen die Ohren, aber zumindest hatte das entsetzliche Knirschen aufgehört. Er hat seine Krallen zurückgezogen!
    Jetzt waren nur noch die gestammelten Worte der Zimmerleute und der Matrosen zu hören und die Schritte der Menschen an Deck, ihr fernes Rufen und das bedrohliche Gurgeln des Wassers, das sich in den Laderaum ergoss.
    »Ist es weg?«, keuchte die Gehilfin des Zimmermanns.
    »Was war das?«
    Einer der Matrosen, der Mann, der den panischen Schrei ausgestoßen hatte, lief mit der Laterne in der Hand aus dem Laderaum, und selbst die Rufe der anderen hielten ihn nicht auf.
    »Das Leck«, sagte Jaquento. »Kümmert euch um das verfluchte Leck, oder wir werden sinken!«
    Das Meer drang schon jetzt mit Macht in die Siorys ein,
und die augenfällige Gefahr riss die Seeleute aus ihrer Untätigkeit. Die Zimmerer knieten sich wieder in das Wasser, das nun noch rascher anstieg, und begannen mit ihrer Arbeit, während Jaquento lauschend durch den Laderaum ging. Die kalte Flut reichte ihm bereits fast bis zum Knie, und das Vorankommen war mühselig.
    Nach einigen Schritten drehte er sich im Kreis, sah die Wände des Schiffs an, als würde der Drache jeden Moment erneut hindurchbrechen, dann straffte er die Schultern.
    »Ich hole Hilfe«, erklärte er entschieden und wandte sich dem Niedergang zu. Er hastete die Stufen empor, passierte das Geschützdeck, auf dem sich gerade die erste Mannschaft Kanoniere in Stellung brachte, was immer das nutzen mochte, und eilte weiter, bis er schließlich ins helle Licht des Tages trat. Ohne auf die Matrosen zu achten, die um ihn herum ihren Befehlen folgten, rannte er direkt zum Achterdeck. Die dort postierten Soldaten warfen einen kurzen Blick auf Roxane, die ihnen zunickte.
    »Meldung?«, fragte sie mit einer erzwungenen Ruhe, für die er sie bewunderte.
    »Er … es greift von unten an.«
    »Wir haben den Schlag gespürt; haben wir ein Leck?«
    »Die Zimmerleute arbeiten daran; aber sie könnten Hilfe gebrauchen. Das Loch ist nicht klein.«
    Roxane wandte sich ab und gab drei umstehenden Matrosen die entsprechenden Befehle: »In den Laderaum! Nehmt Verstärkung mit! Das Leck muss sofort verschlossen werden!«
    Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte sich die Kapitänin wieder Jaquento zu.
    »Wie sieht es aus?«
    »Ich weiß nicht. Der Drache gräbt sich durch das Holz. Ich habe auf ihn geschossen, aber das hat ihn nur kurz gestört. Er hat schon zwei Löcher in die Wand gerissen.«

    »Durch das Kupfer? Verflucht.« Roxane sah ihn an und beugte sich vor. Ihre nächsten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. »Wie schlimm ist es?«
    Jaquento sammelte sich für den Bruchteil eines Augenblicks, um ihr die bestmögliche Einschätzung der Schäden zu geben.
    »Noch wird es gehen, denke ich«, sagte er ernst.
    Roxane nickte. Ihr Blick schweifte in die Ferne.
    »Sergeant!«
    Der Mann trat näher, und die Kapitänin flüsterte auch mit ihm: »Nehmen Sie ein halbes Dutzend Marinesoldaten und gehen Sie in den Laderaum. Sollte sich irgendetwas Ungewöhnliches zeigen, haben Sie den Befehl zu feuern. Der Rest der Soldaten steigt auf die Masten, um freies Schussfeld zu haben.«
    »Worauf, Thay?«
    »Eine Wasserkreatur, Sergeant.«
    »Ein Seeungeheuer?« Die Stimme des Offiziers war lauter geworden, und Jaquento sah, wie einige Köpfe, die bislang sehr bemüht in andere Richtungen gedreht worden waren, sich ihnen zuwandten. In den angespannten Gesichtern konnte er Unglauben und Angst erkennen.
    »Es ist ein Drache«, zischt er dem Sergeanten zu. »Ich habe ihn gesehen.«
    Vor wenigen Wochen hätte ein solcher Satz Belustigung hervorgerufen und wäre höchstens zu später Stunde in Hafenkneipen geglaubt worden, doch seit der Schlacht vor Boroges, in der nur Roxanes aufsehenerregende Tat Schiffe und Mannschaften gerettet hatte, wusste jeder, dass Drachen kein bloßes Seemannsgarn waren.
    »Führen Sie Ihre Befehle aus. Und schicken Sie mir den Korporal und den

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