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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Stückmeister!«, ordnete die Kapitänin an.
    »Aye, aye!«

    Jaquento sah sich um. Die See war vom rauen Wind aufgewühlt, aber nichts deutete darauf hin, dass sie ein Wesen von urtümlichem Schrecken verbarg.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Eine kleine Überraschung für den Bastard«, murmelte Roxane. »Such dir einen Platz, an dem du gute Sicht zum Feuern hast. Und bete zur Einheit, falls du an sie glaubst.«
    »Ich bete für gewöhnlich nicht«, erwiderte Jaquento und nahm die Muskete in beide Hände. »Ich verlasse mich lieber hierauf – und auf dich.«
    Sie sah ihm in die Augen und nickte ihm zu.
    Jaquento verließ das Achterdeck, um einen Posten für sich zu suchen. Auf dem Weg entdeckte er Groferton, der neben einem anderen Mann an die Schanz gelehnt stand. Doch der Maestre schien ihn nicht zu bemerken. Der Hiscadi erkannte mit einigem Erstaunen, dass es sich bei dem Mann neben Groferton um Bihrâd handelte. Jaquento hatte noch keine Zeit gehabt, sich zu fragen, was der Maureske wohl angesichts der Bedrohung unternehmen würde, hätte aber angenommen, dass er sich mehr im Hintergrund halten würde.
    »Was tust du da?«, rief Jaquento seinem Freund zu, und Bihrâd fuhr zu ihm herum.
    »Wir haben eine Möglichkeit gefunden, wie ich Coenrad von allen äußeren Einflüssen abschirmen kann«, berichtete der Maureske, dessen Züge unter den Tätowierungen so ruhig wirkten, als plaudere er über das Wetter. »Ohne, dass es seine Magie beeinträchtigt«, fuhr er fort. »Wenn ich die Abschirmung aufrechterhalte, kann er den Strom von Vigoris, wie er es nennt, viel länger aushalten.«
    Einen Moment lang wunderte sich Jaquento über den ungewohnt vertrauensvollen Umgang der beiden so gegensätzlichen Männer miteinander.

    Sagte er eben Coenrad? In der Zeit, die sie an Bord verbracht hatten, musste irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen sein, was ihm völlig entgangen war. Das kommt davon, wenn man tagelang in einer Koje liegt und nicht klar ist, ob man erst in der Hölle wieder aufwacht.
    Jaquento wusste nicht viel über die Vigoris und ihre Anwendung; aber dass ein Maestre und ein Magietrinker zusammenarbeiten konnten, schien ihm ziemlich bemerkenswert.
    Dann schob er diese Gedanken beiseite. Das Schiff konnte im Augenblick jede Allianz gebrauchen, wie unwahrscheinlich sie auch sein mochte.
    Und was immer es war, was die beiden taten, es schien sie stark zu beanspruchen. Grofertons ohnehin blasses Gesicht war kreidebleich, und Schweiß stand ihm auf der Stirn, während Bihrâd den Maestre auch physisch abschirmte, mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen.
    Die Lippen des Mauresken begannen sich zu bewegen, murmelten eine stets wiederkehrende Folge von Silben, die Jaquento nicht verstand. Wie sehr er sich anstrengte, konnte der Hiscadi daran erkennen, dass Bihrâds Arme bereits nach wenigen Sekunden zu zittern begannen.
    Da er ihnen unmöglich helfen konnte, lief Jaquento zum Vorschiff, wo er halb in die Takelage kletterte und sich dann so bequem wie möglich in die Wanten hängte. Das raue Tau kratzte über seine Haut, aber seine Aufmerksamkeit galt allein dem Wasser.
    Die Zeit verstrich langsam. Die Siorys machte nur wenig Fahrt. Die Männer und Frauen hatten ihre Gefechtspositionen eingenommen, und die Stückpforten waren geöffnet.
    Roxane hatte das Schiff wieder auf den ursprünglichen Kurs gedreht. Einige Segel waren behelfsmäßig gerafft worden, und am Hauptmast arbeiteten noch Matrosen in fieberhafter Eile.

    Obwohl er sich bemühte, Unregelmäßigkeiten in ihrem Lauf wahrzunehmen, konnte Jaquento keine Beeinträchtigung der Siorys durch den Wassereinbruch feststellen. Offenbar hatten die Zimmerleute gute Arbeit geleistet.
    Auf dem Deck hatte sich eine Gruppe von Männern und Frauen um den Stückmeister und den Korporal versammelt, und mehrere Fässer mit Pulver waren aus dem Inneren des Schiffes heraufgeschafft worden, doch Jaquento konnte nicht erkennen, was die Besatzung mit ihnen vorhatte.
    Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten.

TAREISA

    Die Dunkelheit war allumfassend. Tareisa konnte nicht sagen, ob es an der Haube aus kratzigem Stoff lag, die man ihr über den Kopf gezogen hatte und die ihr die Sicht nahm, oder ob es um sie herum ebenso finster war. Bei jedem Atemzug spürte sie das Gewebe an ihren Lippen, und sie versuchte, die in ihr aufsteigende Angst vor dem Ersticken niederzukämpfen.
    Um die Furcht zu verdrängen, rief sie Erinnerungen an die Oberfläche,

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