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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Wachmannschaften angeschlossen und war auch dann noch auf seinem Posten geblieben, als die anderen bereits abgelöst worden waren. Und als Roxane, die selbst aussah, als ob sie jeden Moment auf der Schanz einschlafen würde, endlich die Gefechtsbereitschaft aufgehoben hatte, war er bereits seit über dreißig Stunden auf den Beinen gewesen.
    Und die Stunden, die er nun in der Hängematte auf dem Kanonendeck gelegen hatte, hatten ihn kaum erfrischt. Er sehnte sich danach, mit Roxane in ihrer Koje zu liegen, ihren Körper neben dem seinen zu spüren, mit ihr über die Ereignisse
zu sprechen und sich in ihrer Nähe wirklich auszuruhen. Wie lange war es her, dass sie auch nur ein paar Minuten allein gewesen waren? Viel zu lange; irgendwann vor dem Drachenangriff.
    Doch statt ihn auch nur von der Kapitänin träumen zu lassen, stand der Matrose noch immer erwartungsvoll vor ihm, und er würde vermutlich auch nicht einfach verschwinden, wenn Jaquento beschloss, die Augen wieder zu schließen und ihn zu ignorieren.
    Der Hiscadi setzte sich also aufrecht hin und ließ die nackten Füße über dem Boden baumeln.
    »Dein Freund …«
    Das war einfach. Freunde hatte er nicht allzu viele an Bord. »Bihrâd?«
    »Jo. Der Maureske. Der hat Ärger.«
    Sofort sprang Jaquento aus der Hängematte. Er schlüpfte in seine Stiefel und lief zum Niedergang. Wieder einmal verfluchte er die Marine und ihre verdammten Regeln, als ihm das fehlende Gewicht an seinem Gürtel bewusst wurde.
    »Vorn«, rief der Seemann, der dem jungen Hiscadi folgte. Jaquento nickte.
    »Danke … äh …«
    »Sean«, antwortete der Mann freundlich, während er mit bloßen Füßen hinter Jaquento den Niedergang hinauflief. »Einfach nur Sean, Kumpel.«
    Tatsächlich fand sich auf dem Vorschiff eine Gruppe von Matrosen, die sich auf eine Art und Weise zusammengerottet hatten, die nichts Gutes bedeuten konnte. Als Jaquento näher kam, erkannte er, dass sie sich um zwei Gestalten versammelt hatten, von denen sich eine als Bihrâd entpuppte. Noch während er sich von hinten durch die Reihen drängte, hörte er die beleidigenden Rufe und Schimpfworte, die von allen Seiten auf den Mauresken einprasselten. Wie es
Bihrâd gelang, ob der Beleidigungen nicht völlig aus der Haut zu fahren, wusste Jaquento, der bereits vor Zorn die Fäuste ballte, nicht, aber der Maureske blickte sein Gegenüber mit stoischem Gesichtsausdruck an, während er verhöhnt wurde.
    »Tätowierter Bastard! Du hast uns die Drachenbrut auf den Hals gelockt!«
    »Werft ihn über Bord! So welche wie der ziehen das Unglück an!«
    »Er is’ mit den geflügelten Biestern im Bunde.«
    Diese verfluchten Bastarde! Vermutlich glaubten die einfältigen Dickschädel tatsächlich, dass der Maureske für den Drachenangriff verantwortlich war. Womöglich hatten sie sich in den letzten Stunden unter Deck genüsslich ausgemalt, wie Bihrâd sich auf den Rücken des Untiers schwang und die Siorys auf seinem Reittier verließ, nachdem er sie dem Untergang geweiht hatte.
    Die Einheit steh’ mir bei.
    Der Aberglauben an Bord konnte ein mächtiger Feind sein. Und wo steckte eigentlich Bihrâds neuer Freund Groferton, wenn man den Mann mal brauchte?
    Bevor er die beiden Kontrahenten erreichte, atmete Jaquento tief durch, dann lächelte er und tippte dem Mann, der Bihrâd gerade mit einer wegwerfenden Handbewegung gegen die Schulter geschlagen hatte, auf den Rücken.
    »Gibt es ein Problem, Mesér?«, fragte er mit ausgesuchter Höflichkeit.
    Der Matrose, ein stiernackiger, vierschrötiger Mann von den thaynrischen Inseln, wirbelte herum. Seine Miene war voller Verachtung, und er rümpfte die Nase.
    »Verpiss dich, Kumpel.«
    Jaquento musste sich nicht umsehen, um zu wissen, wo die Sympathien der Gruppe lagen. Bihrâd und er waren Fremde
an Bord, Außenseiter. Und nach dem überstandenen Angriff gab es eine Menge überschüssiger Energie unter der Besatzung, die sich nun entladen wollte. Gewalt hing in der Luft, schwer und verlockend für die Seeleute, die sich auf der richtigen Seite wussten.
    »Ich denke nicht«, entgegnete der junge Hiscadi, ohne auch nur für einen Augenblick aufzuhören zu lächeln.
    »Es ist gut, Jaq. Das hier ist mein Problem«, meldete sich Bihrâd zu Wort, was dem Matrosen, der ihn bedrohte, ein Schnauben entlockte. Er wandte sich Jaquento zu. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er roch nach Rum. Offensichtlich hatte er seine Freiwache nicht für eine Mütze voll Schlaf, sondern für eine

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