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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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er sich eines Besseren und schloss ihn wieder. Er musterte den Hiscadi einige Augenblicke lang, bevor er sich an den Sergeanten der Marinesoldaten wandte: »Bringen Sie diese drei bitte zur Kapitänin, Thay, und richten Sie ihr aus, dass sie bei einer Schlägerei an Deck erwischt wurden.«

    »Aye, aye, Thay!«
    Widerstandslos ließ sich Jaquento abführen. Er rieb sich mit der Linken über Stirn und Augen. Jetzt, da der Kampf vorbei war, kehrte seine Müdigkeit zurück. Und sein Urteilsvermögen ebenso, das gerade noch von seinem Zorn beherrscht worden war.
    Verdammt. Das wird Roxane nicht gefallen.
    Er hatte geahnt, dass seine Anwesenheit auf der Siorys früher oder später zu Problemen führen würde, aber er war nicht gewillt, sich für sein Handeln zu schämen. Wenn ich nicht eingegriffen hätte, hätten sie Bihrâd womöglich ins Meer geworfen. Wobei es vermutlich klüger gewesen wäre, erst einmal mit diesen Hohlköpfen zu reden. Aber andererseits, wozu? Als ob sie mir geglaubt hätten, wenn ich ihnen versichert hätte, dass der Maureske nicht mit den Drachen im Bunde ist. Unvermittelt musste er an Sinosh denken. Ein Glück, dass die kleine Echse nicht mit ihm an Bord war.
    Alles in allem beunruhigende Gedanken zogen durch seinen Kopf, und als er in die Kajüte der Kapitänin geführt wurde und ihren Blick sah, der auf sein geschundenes Gesicht fiel, wusste er definitiv, dass er einen Fehler gemacht hatte.

SINAO

    Ihre nackten Füße ließen die Treppe erzittern, als sie die Stufen, immer einige überspringend, hinablief. Drei, sechs, neun, dann war sie unter Deck. Durch die geöffneten Stückpforten drang Tageslicht herein, auch wenn draußen ein Regenschauer auf das Schiff niederging. Die Seeleute, die keinen Dienst hatten, waren auf das Geschützdeck geflüchtet, standen oder saßen in Trauben zusammen, redeten und sahen hinaus. Zweihundertneunzehn Menschen auf so engem Raum – aber Sinao beachtete sie im Augenblick gar nicht. Sie lief weiter, zu dem schmalen, mit Segeltuch abgetrennten Bereich, in dem Manoel und sie ihr Lager hatten.
    Der junge Maestre kniete auf seinen Fersen auf dem Boden und stopfte gerade Sachen in einen Segeltuchbeutel. Sein Haar, das in vielen verfilzten Zöpfen bis auf seine nackten Schultern herunterhing, hatte er mit einem Tuch zusammengebunden. Konzentriert rollte er seine Schlafmatte ein und verfrachtete diese ebenfalls in den Stoffbeutel.
    Als er Sinao bemerkte, hielt er inne und wandte sich um.
    »He, Sin.«
    »Manoel«, keuchte sie, von ihrem schnellen Lauf völlig außer Atem. »Sie haben …«
    »Thyrane eingesperrt. Ich weiß.« Er deutete mit dem Kopf auf den Beutel in seinen Händen. »Deshalb packe ich schon.«
    Überrascht sah Sinao auf den Segeltuchbeutel und den leeren Platz, an dem sich vorher Manoels Matte und seine wenigen Habseligkeiten befunden hatten, dann wanderte ihr Blick wieder zu Manoel. Der Maestre, sonst nie um ein Lächeln verlegen, wirkte ernst, sogar furchtsam.
    »Du packst?«, war alles, was sie hervorbrachte.
    »Ja.« Er beugte sich wieder hinab und reichte ihr einen weiteren Beutel. »Beeil dich, wir sollten bald verschwinden.«
    »Warum?«
    Er hielt inne, sah sie kurz an, dann sprang er auf die Füße und fasste sie an den Armen.
    »Weil der Admiral Geschichte ist und damit auch der Schutz, den wir durch ihn genossen. Sie haben ihn eingesackt und werden ihn fertigmachen, weil er sich mit den falschen Leuten angelegt hat. Niemand sonst hier wird sich um uns kümmern. Im Gegenteil.« Sein Blick wurde eindringlich. »Sie werden uns wegsperren. Oder die Kehlen durchschneiden. Mit ein bisschen Pech landest du wieder auf einer Sklaveninsel.«
    »So ein Unsinn«, erwiderte Sinao entsetzt und wand sich aus seinem Griff. » Ocama , Mano! Hör mir zu!« Vor Aufregung verfiel sie in Paranao. »Wir können nicht einfach weglaufen. Wir müssen Thyrane helfen. Er ist kein Jeicacu’ wie die Menschen von der Compagnie.«
    Manoel schnaubte und schüttelte den Kopf.
    »Sei keine Siani Wu’a , Sin!«, entgegnete er, ebenfalls auf Paranao. »Ich habe es dir doch gesagt. Selbst wenn Thyrane aufrichtig zu uns war, der Marine können wir auf keinen Fall vertrauen. Und der Compagnie erst recht nicht. Die haben das Geld und die Macht. Die bestimmen, wo es langgeht. Thyrane hat sie herausgefordert, und jetzt zahlt er dafür den Preis. Wir können ihm nicht mehr helfen, wir können nur uns selbst helfen.«

    »Und was willst du tun? Abhauen?«
    »Sicher«, entgegnete er

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