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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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hatte. Das Piratenschiff hatte beigedreht, doch es lag nun quer zum Wind und wurde von den Wellen ordentlich durchgeschüttelt. Rénand wäre das nicht passiert , dachte die Maestra mit einer Mischung aus Häme und etwas, was sich beinahe wie Wehmut anfühlte.
    Statt auf das Schiff konzentrierte sie sich nun auf sich selbst. Ihren frierenden Gliedmaßen Wärme zu schenken war eine einfache Aufgabe, kostete kaum mehr als einen kurzen Gedanken. Und dann versuchte sie, sich die Küste vorzustellen, sie als helles Band vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen, sandte Vigoris durch das Bild hindurch, band ihre Sinne an sie. Andere Magier wären, auf sich allein gestellt, an der Aufgabe verzweifelt. Aber andere Magier wären auch bereits in den Fluten untergegangen, unfähig, sich sowohl gegen die Fracht als auch gegen die Macht der See zu behaupten.
    Es dauerte nicht lange, da wusste Tareisa, wo Land lag, und sie wob einen weiteren Zauber, eine einfache Struktur, die sich um sie legte. Ihr Körper bewegte sich durch das Wasser, fort von der Todsünde , nicht außergewöhnlich schnell, aber schneller, als sie hätte schwimmen können. Es war, als würde sie von den Wellen einfach angeschoben, und sie musste sich nur treiben lassen.
    Tareisa war froh, als die Küstenlinie näher und näher rückte und sie ihre Kräfte schonen konnte. Dennoch bedurfte es einer großen Willensanstrengung, den Zauber auch noch auf den letzten Metern aufrechtzuerhalten. Erst als sie
sich schon in der Brandung befand und die Wellen sie umspülten, gab sie ihre Konzentration auf und ließ sich fallen. Rauer Sand strich über ihre nackten Füße, und das kühle, klare Wasser erfrischte sie für einen Moment, bis sie sich schließlich aus den Wellen erhob, die um sie herum schäumten. Ihre Kleidung hing an ihr herab, klebte nass auf ihrer Haut. Sie schmeckte Salz auf ihren Lippen.
    Matt tat sie einige Schritte, bis sie die nassen Flutränder auf dem Sand hinter sich gelassen hatte, und kniete nieder. Sie sackte nach vorn. Der Sand kam ihr im Vergleich zu dem Meerwasser warm vor, empfing sie, und beinahe hätte sie der Erschöpfung nachgegeben und wäre an Ort und Stelle eingeschlafen.
    Es kostete sie Überwindung, die Augen wieder zu öffnen und den Kopf zu heben. Doch dann klärte sich ihr Geist, und mit einiger Willensanstrengung drängte sie die Müdigkeit in den Hintergrund und nahm ihre Umgebung in Augenschein.
    Sie befand sich an einem langen Strand, der sich in beide Richtungen bis zum Horizont zu erstrecken schien und mit hellgrauem Sand und Kieseln bedeckt war. An den Strand schloss sich karges Land an. Steinig, mit wenigen Pflanzen, die klein und unscheinbar waren. Gräser lugten zwischen Geröll hervor, Flechten bedeckten Steine, und hier und da gab es kleine, dornige Büsche. Das Land wirkte öd und leer, und tatsächlich konnte Tareisa keinen Hinweis auf Zivilisation entdecken. Keine Fischerboote, keine Wege, keine Gebäude, nichts.
    Vorsichtig stand sie auf und blickte auf das Meer hinaus. Von der Todsünde war nichts zu sehen. Offenbar hatte ihre Flucht nicht zu einem Kurswechsel des Schiffes geführt. Dass man nun doch darauf verzichtet hatte, ihr zu folgen, beschäftigte sie kurz, aber dann schob sie den Gedanken beiseite. Vermutlich glauben sie entweder, ich sei ertrunken, oder
man hält mich für keine große Gefahr. Und in Anbetracht meiner Lage stimmt das wohl auch. Bei diesem Gedanken stahl sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Sie mochte für die Entführer derzeit keine Bedrohung darstellen, aber sie war nicht allein.
    In einer Senke zwischen zwei niedrigen Sanddünen ließ sie sich auf die Fersen nieder, legte die Hände auf die Oberschenkel und beruhigte ihren Atem. Obwohl sie ihre Kraft noch lange nicht wieder gesammelt hatte, öffnete sie sich langsam für die Vigoris. Der Zauber war nicht komplex; er erforderte lediglich ein wenig Energie und die Kontrolle eines Maestre. Aber der alte Mann würde ihr helfen, sobald er die Magie bemerkte.
    Tareisa konzentrierte sich, gab der Vigoris Form und Willen und spürte, wie ihr allen Widrigkeiten zum Trotz der Zauber gelang. Ihre Nachricht war auf den Weg gebracht.
    Doch es gab keine Antwort. Der alte Mann schwieg, zum ersten Mal in ihrem Leben. Ich war nicht stark genug , schalt Tareisa sich, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie nichts falsch gemacht hatte. Sie hatte nur keine Antwort erhalten.
    Als sie die Augen wieder öffnete, begriff sie, dass sie völlig

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