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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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der Raum war von einer seltsamen Ruhe erfüllt, die mehr zu sein schien als nur die Abwesenheit von Geräuschen. So sehr lastete sie schon bald auf Franigos Gemüt, dass er sich räusperte, um sie mit einem Laut zu vertreiben. Doch das Räuspern verlor sich in der Dunkelheit, als würde die Stille es einfach verschlucken.
    Nervös blickte Franigo sich um. Der Raum maß sicherlich dreißig Schritt im Durchmesser und war gut und gern fünf Schritt hoch, so viel konnte er selbst im unsteten Licht der Kerze erkennen. Er war leer, bis auf eine große, runde Steinplatte auf dem Boden, die wie ein Podest wirkte, auf dem allerdings nichts stand. Am anderen Ende des Raums, kaum sichtbar, erkannte der Poet, dass ein Teil der Mauer anders aussah als der Rest.

    »Zugemauert«, bemerkte Maecan und schnaubte verächtlich.
    »Dann stecken wir wohl fest. Es sei denn, Ihr habt auch ein Brecheisen oder besser noch einen schweren Hammer bei Euch.«
    Der Alte schien über die Bemerkung nicht amüsiert zu sein, sagte jedoch nichts. Dann schüttelte er langsam das Haupt und stellte die Kerze auf den Boden.
    »Vertrauen, Franigo, und ein wenig Glaube stünden dir gut zu Gesicht«, meinte er, nachdem einige Minuten in unbehaglichem Schweigen vergangen waren.
    Der Dichter setzte eine säuerliche Miene auf. Er konnte sich nicht erinnern, Maecan die vertrauliche Anrede erlaubt zu haben, und er empfand es als äußerst störend, die ganze Zeit bevormundet zu werden, als sei er ein Knabe, der noch grün hinter den Ohren war. Schon wollte er zu einer entsprechenden Erwiderung ansetzen, als er spürte, wie die Luft in dem Raum in Bewegung geriet. Alarmiert sah er sich um, doch es war nichts zu erkennen oder zu hören. Maecan hatte die Augen geschlossen und hob die Arme.
    »Was …?«
    Weiter kam Franigo nicht, denn vor seinen Augen begann die runde Steinplatte auf dem Boden nun zu vibrieren. Dann hob sie sich trotz ihres gewiss beträchtlichen Gewichts langsam vom Boden.
    Reflexhaft trat Franigo zurück und packte seinen Degen. Die Luft wirbelte nun heftiger, und die Flamme der Kerze flackerte wild. Dann erlosch sie. Doch es wurde nicht dunkel. Linien aus Licht bildeten sich auf der Steinplatte, die kippte, bis sie senkrecht in der Luft schwebte. Sie bildeten verschlungene Muster, breiteten sich aus, überzogen die ganze Oberfläche und wurden immer breiter, bis die Platte schließlich ein einziges, helles Glühen bedeckte.

    Unvermittelt erlosch das Licht, und der unnatürliche Wind ebbte ab.
    In der Dunkelheit erklang Maecans leises Kichern.
    »Willkommen im neuen Zeitalter, Franigo.«
    »Was ist das?«, flüsterte der Dichter.
    »Das ist der Weg, den wir nehmen werden, um unser Ziel zu erreichen, mein Freund. Eine alte Hohe Straße des Imperiums. Ich sagte doch, Schiffe sind nichts für uns. Sie sind zu langsam. Wir werden einem schnelleren Pfad folgen.«
    Franigo antwortete nichts. Er fand keine Worte und schloss die Augen, um seine Gedanken zu ordnen. Was geschieht hier mit mir? Verliere ich den Verstand? Träume ich noch immer?
    »Und keine Sorge, wir werden bald speisen und uns Ruhe gönnen«, hörte er die freundliche Stimme des Alten. Der Poet schlug die Augen wieder auf.
    Ein fahles Licht erhellte die Kammer, das vom Gehstock des Alten auszugehen schien. Dort, wo vorhin noch die Steinplatte wider alle Gesetze der Natur eine Handbreit über dem Boden in der Luft hing, war nun eine glatte, schwarze Fläche zu sehen, wie ein Loch mitten in der Luft.
    Mit einem Lächeln wies Maecan mit seinem leuchtenden Stock auf das Gebilde.
    »Nach dir.«

SINAO

    Über der Imperial hing ein grauer Wolkenschleier. Die See war von ähnlicher Farbe und wirkte wie flüssiges Blei. Thyrane hatte auf dem Achterdeck alles beiseite räumen lassen, was nicht unwiderruflich befestigt war, um eine angemessene Fläche zu schaffen. Seesoldaten standen am Aufgang Wache, und nur die nötigste Besatzung war auf dem Deck versammelt.
    Sinao hockte auf der Reling, eine Hand an einem Tau, und betrachtete Bordmaestre Lamworth, der die Vorbereitungen würdevoll durchführte. Manoel lehnte neben ihr und beäugte die Vorgänge mit einem ziemlich skeptischen Blick.
    »Aufgeblasener Popanz«, befand er, aber so leise, dass nur Sinao es hören konnte. Sie sah den jungen Maestre missbilligend an, bis er mit den Augen rollte und erklärte: »Das ist alles nicht nötig. Das macht er nur, um die Zuschauer zu beeindrucken.«
    Mit gewichtiger Miene zog Lamworth mit einem Stück Kreide

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