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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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missachtet würden.« Er lächelte freundlich. »Vielleicht war Euch das nicht bewusst.«
    »Gehören diese Abkommen nicht der Vergangenheit an? Denn die Verträge sind unter anderen Voraussetzungen geschlossen worden und im Namen eines Monarchen, der nicht mehr Herr über Géronay ist, nicht wahr?«
    Eine leichte Röte stieg bei diesen Worten in Senpiers Wangen. »So kann man das nicht sagen …«
    »Ich denke schon, dass man es genau so sagen kann.« Roxane versuchte, mit einem Lächeln ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Wie dem auch sei, dies sind legale Probleme, um die sich auch später gekümmert werden kann. Jetzt wird die Siorys erst einmal ihren Kurs beibehalten. Sollte ich mich in meiner Einschätzung der Lage getäuscht haben, werde ich selbstverständlich persönlich und im Namen der Königlichen Marine bei Ihnen um Entschuldigung ersuchen.«
    Senpier presste die Lippen aufeinander und nickte mit versteinertem Gesichtsausdruck. Man sah dem Gouverneur an, dass er es bereute, keine Kriegsschiffe vor Ort zur Verfügung zu haben, mit denen er der renitenten Kapitänin dieser Korvette entgegentreten konnte.
    »Gibt es noch etwas, Gouverneur?«
    »Nein. Ich möchte Euch nur inständig bitten, die gerade erst neu entstehenden guten Beziehungen unserer befreundeten Nationen nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Ein Zwischenfall, so fern der Heimat er sich auch ereignen mag, könnte schreckliche Konsequenzen haben. Wir haben gerade erst einen langen und teuren Krieg beendet, der so viele unserer Besten gefordert hat.«

    Der Diplomat wählt seine Worte weise, dachte Roxane. Und wer weiß, vielleicht meint er es ja sogar ehrlich.
    »Ich werde Ihre Worte in Erinnerung behalten und mein Möglichstes tun, dass nichts geschieht, was Sie oder uns kompromittieren würde.«
    Für einen Augenblick wanderten ihre Gedanken zu Jaquento. Ich hoffe, dich unbeschadet zurückzubekommen, läuft diesem Versprechen nicht zuwider.
    Senpier erwiderte ihr Nicken, verneigte sich dann zum Abschied erneut und schritt zu seinem Boot zurück. Roxanes Aufmerksamkeit war schon wieder auf ihr Schiff gerichtet, als der Gouverneur über die Bordwand kletterte. In Gedanken jedoch war sie bei Jaquento und der Frage, wie sie den Hiscadi und die verdammte Ladung der Todsünde in diesem fremden Land finden konnte. Hoffentlich kann Sinosh helfen, dachte sie voller Inbrunst. Wenn nicht, wird das eine beinahe unmögliche Aufgabe.

FRANIGO

    Als die Kutsche anhielt, wurde Franigo mit einem Ruck aus einem unruhigen Schlaf geweckt. Er fühlte sich nicht erholt, sondern vielmehr noch erschöpfter, und rieb sich die verklebten Augen. Durch die Vorhänge fiel Licht, und als Franigo gähnend eine der Gardinen zurückschob, musste er blinzeln.
    »Wie spät ist es?« Dann besann er sich und fügte hinzu: »Und wo sind wir?«
    Sein Gegenüber lächelte.
    »Zwei sehr gute Fragen. Zur ersten würde ich sagen, dass wir die Mittagsstunde gerade hinter uns haben, und zur zweiten, dass wir uns in Boroges befinden.«
    Ach ja, die Kutsche. Die Flucht aus Sargona. Der seltsame Alte. Es dauerte einige Augenblicke, bis Franigo wieder klar war, wo er war und was ihn hierher gebracht hatte.
    »Schon nach Mittag, hm?«, fragte er vorsichtig. »Das erklärt meinen Hunger.« Eigentlich hatte Franigo Durst sagen wollen, aber er entschied, dass es besser sei, seine Vorliebe für guten Wein zunächst nicht zu deutlich zu zeigen. Immerhin stand er jetzt wieder in Lohn und Brot, und noch hatten sie die feinen Details ihrer Abmachung nicht besprochen. Und falls mein neuer Gönner ein Asket sein sollte, möchte ich ihn doch lieber nicht verschrecken. Er lobte sich in Gedanken
noch für seine Schläue, als ihm die Bedeutung der zweiten Antwort aufging.
    »Wir sind in Boroges? Unmöglich!«
    »Keineswegs, mein Freund. Ich habe Euch doch gesagt, dass wir zum Meer unterwegs sind? Gehen wir.«
    Ohne weiter auf Franigos Erstaunen einzugehen, griff der alte Mann nach seinem Stock und verließ die Kutsche. Immer noch blinzelnd, folgte ihm der Poet. Von Sargona so schnell nach Boroges zu reisen war nicht möglich, vor allem mit einer Kutsche. Auch wenn die vorgespannten Pferde sehr groß und kräftig waren, wie Franigo jetzt bemerkte. Und auf ihren Flanken ist kein bisschen Schweiß zu sehen.
    Dennoch befanden sie sich ohne Zweifel in einer größeren Stadt, und Franigo roch den unverkennbaren Geruch der See, was ihm unmissverständlich mitteilte, dass sie nicht mehr in der Nähe von

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