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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Schmutz, sondern glitt mit den Füßen voran in die Dunkelheit.
    Plötzlich fand sich Franigo allein auf der Straße wieder. Einige Momente lang dachte er darüber nach, einfach wegzuspazieren. Lass Maecan doch in sein Loch kriechen. Du könntest dir eine Passage in die Sturmwelten buchen. Ein neues Leben in einer neuen Welt beginnen.
    Aber irgendetwas im Verhalten des Alten verlockte ihn dazu, ihm zu folgen. Weglaufen kann ich immer noch jederzeit. Ich bezweifele, dass der Alte flink genug auf den Füßen ist, um mich einzuholen. Also trat der Dichter an die Öffnung. Anscheinend hatte es hier einst metallene Gitter gegeben, von denen aber nur noch verrostete Stümpfe übrig waren. Seufzend öffnete Franigo seinen Waffengurt, nahm den Degen in die Hand und schlüpfte durch die Öffnung.
    Er fand sich im Zwielicht eines Raumes wieder, dessen uralten Steine von Moos überzogen waren. Direkt unterhalb der Öffnung hatte sich einiges an Unrat angesammelt, aber obwohl die Luft muffig war, stank es nicht allzu schlimm. Deutlich weniger als in den Kanälen vor Gavere.
    Maecan wartete geduldig, bis Franigo sich den Gurt wieder angelegt hatte, dann zog er eine kleine Kerze aus seinem Mantel, steckte sie umständlich in einen Halter und entzündete sie so langsam, dass der Poet bereits unruhig wurde.
    Der Raum war Teil eines ganzen Systems von miteinander verbundenen Kanälen, wie es schien, denn direkt unterhalb der Öffnung war eine tiefe Rinne, die sich zu beiden Seiten des Raums zu einer niedrigen Röhre erweiterte. Maecan interessierte sich jedoch glücklicherweise nicht für die dunklen Öffnungen, in denen Franigo jede Menge Ungeziefer vermutete,
sondern trat an die Wand gegenüber der halbrunden Öffnung und hielt die Kerze daran. Seine Finger glitten über die moosbewachsenen Steine, und der Poet verzog das Gesicht vor Ekel. Wenn es regnete, musste der ganze Raum unter Wasser stehen, und wer konnte schon ahnen, was sich hier im Laufe der Zeit angesammelt hatte. Franigo war beim besten Willen nicht zimperlich, aber diese Umgebung war selbst ihm zu viel.
    Gerade zog er in Erwägung, wieder durch die Öffnung nach draußen zu klettern, als Maecan zufrieden mit der Zunge schnalzte. Als Franigo zu ihm hinübersah, lächelte der Alte und drückte, anscheinend mühelos, mit einer Hand gegen die Wand – die sich, zu Franigos Verwunderung, fast geräuschlos bewegte. Heute werde ich definitiv zu oft überrascht, dachte er säuerlich.
    »Ich wusste doch, dass es hier sein muss. Manchmal ist ein gutes Gedächtnis von höchstem Nutzen.«
    »Eine Geheimtür«, stellte Franigo trocken fest. »Wohin führt sie? In das Gemach einer Prinzessin? Eine Schatzkammer voll unermesslicher Reichtümer?«
    »Wir sind hier doch nicht in einem Theaterstück«, erwiderte Maecan, nun wieder gut gelaunt, und trat durch die geheime Tür, wobei er mit der Kerze den Weg leuchtete.
    Franigo warf noch einen Blick zurück zu der Öffnung, durch die verlockend das Tageslicht fiel, dann zuckte er mit den Schultern und folgte dem Alten.
    Hinter der Tür lag ein schmaler, abschüssiger Gang, der ebenfalls aus mächtigen, jedoch mit höchster Handwerkskunst bearbeiteten Steinen gemauert war. Hier gab es kein Moos, und obwohl sie der Geruch der ungenutzten Kanalisation noch umwehte, stieg Franigo trockene, fast staubige Luft in die Nase, so als ob seit vielen Jahren niemand hier gewesen sei.

    »Vermutlich ist dieser Ort seit Jahrzehnten unentdeckt geblieben, wenn nicht seit Jahrhunderten«, erklärte Maecan. Es war wie eine unheimliche Antwort auf Franigos Gedanken.
    »Und woher kennt Ihr den Weg?«
    »Nicht alles alte Wissen wurde vergessen«, erwiderte Franigos Führer rätselhaft. »Auch wenn die neuen Herren der Welt viel dafür getan haben, dass es so sein sollte.«
    Die neuen Herren der Welt?, dachte Franigo und fragte sich, ob er nicht doch einem Wahnsinnigen auf den Leim gegangen war, der womöglich plante, ihn hinter der nächsten Ecke anzufallen. Aber dann stiegen in seinem Geist bereits die ersten Worte auf, die diesen Abstieg in die Unterwelt für Schrift und Bühne aufbereiteten, und er sah schon vor sich, wie die Menschen in den Theatern gebannt dem Geschehen folgten. So in Gedanken beschäftigt, blieb er dicht hinter Maecan und dem Licht.
    Der Gang war nicht lang, kaum zwanzig Schritt, dann führte er durch einen gemauerten Durchlass in eine größere Kammer. Auch diese war aus demselben Stein erbaut. Die Luft schien hier stillzustehen, und

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