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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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einen Kreis, der allerdings eher elliptisch wurde. Der Maestre kniete auf einem ausgeblichenen Kissen und hatte wohl extra seine beste Uniform angelegt. Allerdings schwitzte er nun stark unter dem dicken Stoff, obwohl ein angenehm kühler Wind wehte, und die dunklen Flecken unter seinen Achseln waren dem würdevollen Auftritt ziemlich abträglich.

    Sowohl Thyrane als auch Kapitän Bercons und seine Offiziere standen etwas abseits und beobachteten Lamworths Treiben gespannt.
    »Was ist denn dafür nötig?«, erkundigte sich Sinao halblaut, die beschlossen hatte, bei ihrem kleinen gemeinsamen Ritual so viel wie möglich zu lernen.
    »Das Wichtigste ist genügend Vigoris. Je weiter man weg ist, desto mehr braucht man. Allein kommt man nicht sonderlich weit, außer man ist sehr begabt oder sehr diszipliniert. Gemeinsam geht es schon besser. Meist muss man sich aber weit öffnen, und das ist, wie du ja weißt, nicht ganz ungefährlich.«
    »Ja.« Sie musste an die Male denken, als sie noch keine Kontrolle über ihre Fähigkeiten gehabt hatte und die Vigoris zu heftig aus ihr hervorgebrochen war. »Und sonst?«
    »Eigentlich sonst gar nichts. Es kann helfen, wenn man eine Verbindung zu demjenigen hat, den man kontaktieren will, aber unbedingt notwendig ist auch das nicht.«
    »Was für eine Verbindung?«
    »Na ja, eine Haarlocke vielleicht oder sonst ein Teil des Körpers.« Als er ihren angeekelten Gesichtsausdruck sah, grinste er. »Ja, was abhacken geht auch, aber ich meinte eher Fingernägel oder so.«
    »Das hilft?«
    »Ja, sicher. Es hilft dabei, den Fluss der Vigoris zu kanalisieren und auf ein Ziel auszurichten. Aber so etwas wird einem erst beigebracht, wenn man den Rest schon gut beherrscht. Das ist ein anderes Kaliber, als ein bisschen Licht zu machen. Außerdem arbeiten die meisten Maestre nicht gern zusammen.«
    »Warum nicht?«
    »Ist eher ein einsames Geschäft«, wich Manoel aus, dann stieß er sich von der Reling ab und ging zu Lamworth, wobei
er sich offensichtlich Mühe gab, mit einem nachlässigen Schritt den Rand des Kreises zu verwischen.
    Obwohl der Bordmaestre ihn wütend anstarrte, tat Manoel so, als habe er nichts bemerkt. »Und? Geht’s bald los?«
    »Gemach, junger Freund.« Lamworths Stimme war kühl und herablassend. »Es bedarf äußerster Konzentration. Vielleicht gehen Sie vorerst noch einmal in sich?«
    »Oh, ich bin schon voll in mir«, erwiderte Manoel gut gelaunt und setzte sich. Er blickte über die Schulter zu Sinao und zwinkerte ihr zu. »Kommst du, Sin?«
    Widerwillig trat sie zu den beiden und setzte sich ebenfalls in den Kreidekreis, neben Manoel und schräg gegenüber von Lamworth, dessen säuerliche Miene seine Gedanken nur allzu deutlich offenlegte.
    Auch Thyrane kam zu ihnen. Eine lange, weiße Haarsträhne war unter seinem Dreispitz entwischt und wehte ihm nun vor der Stirn.
    »Sind Sie bereit, Maestre?«
    »Ich weiß nicht, Thay. Ich glaube nicht, dass meine Gehilfen über die notwendigen Fähigkeiten verfügen. Möglicherweise sollten wir den Versuch noch eine Weile vertagen, bis wir dem Kontinent näher sind.«
    Überrascht blickte der Admiral zu Manoel, der das Gesicht verzog.
    »Geht schon, Chef. Hab ich auf der Akademie auch schon gemacht. Is’ gar nich’ so schwer.« Manoel schenkte Lamworth ein zuckersüßes Lächeln. »Es sei denn, der Maestre dieses feinen Schiffes hat so’n bisschen Angst, dass er nich’ gut genug wär …«
    »Unerhört! Meine Befähigung steht außer Frage.« Zorn färbte Lamworths speckigen Nacken feuerrot.
    »Dann machen Sie es«, befahl Thyrane ungehalten. »Ich erwarte, dass diese Unternehmung ein Erfolg wird. Wir haben
keine Zeit zu verlieren. Und ich lasse nicht zu, dass irgendwelche kleinlichen Rivalitäten den Ausgang der Mission gefährden.«
    Manoel wirkte daraufhin ziemlich selbstzufrieden, während Lamworth schmollend die Unterlippe vorschob.
    »Das gilt für Sie beide«, fuhr Thyrane fort. »Lassen Sie diesen ›Ich kann keinen ordentlichen Satz sprechen, Chef‹-Unsinn, Manoel. Und Maestre Lamworth, ich denke, ich muss Ihnen die Dringlichkeit der Angelegenheit nicht extra darlegen, nicht wahr?«
    Manoels selbstverliebte Miene schwand unter Thyranes Worten. Sinao spürte, dass er eine patzige Antwort geben wollte, und so stieß sie ihm den Ellbogen in die Rippen. Er sah sie empört an, schwieg aber, während Lamworth mit gesenkten Augen nickte.
    »Gut. Es wäre von Vorteil, wenn Sie Pilwick erreichen könnten. Er ist der

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