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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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aus. Jetzt mußte sie alles zugeben. Dann hatte sie es wenigstens hinter sich. Sie mußte ihm erzählen, daß sie kein Eugene, sondern eine Eugenia war. Dann würde sie sehen, daß er sie mit anderen Augen betrachtete. Aber mit welchen? Ja, zumindest mit Abscheu. Oder vielleicht sogar voller Ekel. Am schlimmsten wäre es, wenn er sie für ebenso verderbt hielt, wie es die Mädchen in diesem Hause waren.
    Was war zu tun?
    In diesem Augenblick ging in der Vordertür eine kleine Klappe etwa in Augenhöhe auf. Eine ruhige Männerstimme sagte leise: »Ja?«
    »Alec Carrick und Begleitung.«
    »Ah, Baron Sherard. Willkommen, Sir. Kommen Sie rein, kommen Sie rein!«
    Alec wandte sich an sie. »Haben Sie Lust, Eugene? Wollen Sie mit reinkommen?«
    Genny merkte nicht, daß in seiner Frage ein Unterton von ernster Besorgnis mitschwang. Sie hörte nur die Herausforderung.
    Was war, wenn sie jemand erkannte?
    Und was erwartete er von ihr, wenn eins von Lorraines Mädchen zu ihr kam? Sie schloß die Augen. Sie war zu weit gegangen. Sie war die größte Idiotin in ganz Baltimore. Was war zu tun?
    Alec verfolgte eine Weile ihren wechselnden Gesichtsausdruck und sagte dann: »Wissen Sie, mein lieber Junge, wenn ich recht unterrichtet bin, hat Madame Lorraine auch ein Beobachtungszimmer.«
    Genny sah ihn verständnislos an.
    Geduldig fuhr er fort: »Das ist so: man muß ja nicht unbedingt selber mitmachen. Es gibt zum Beispiel Männer, die lieber zusehen, wie andere es machen. Sie kommen dabei besser auf ihre Kosten. Oder in Ihrem Fall wäre es sozusagen eine äh, vorläufige Einführung. Sie könnten sich dann ein Bild von der Sache machen.«
    »Ich weiß nicht recht.«
    Noch nie hatte Alec jemand mit so hauchdünner Stimme sprechen hören. Verdammt, er wollte ihrer albernen Vorstellung ein Ende machen. Wollte sie wirklich einem Mann beim Sex mit Huren zusehen?
    Die Tür öffnete sich, und gleich darauf ragte ein großer, muskulöser, blondhaariger Riese mit vor der Brust gekreuzten Armen vor den beiden auf.
    »Einen Augenblick«, sagte Alec. Er zog Genny am Arm in das Dunkel neben dem Gehsteig. »Nun? Was soll sein?«
    Genny riß sich zusammen. Er übte Druck auf sie aus. Nun, das konnte sie umgekehrt auch tun. »Ich möchte gern Ihre Technik sehen.« So, da hast du es, du Rüpel!
    Alec starrte sie an. »Was?«
    »Ich möchte Sie und Ihre vielgerühmte Technik sehen. Ich gucke es mir von diesem Beobachtungszimmer aus an.«
    Aus einem seltsamen Grund überkam Alec auf einmal eine solche Wollust, daß er ihr beinahe den lächerlichen Hut vom Kopf gerissen, sie an sich gezogen und gegen sein plötzlich steif gewordenes Glied gepreßt hätte. Doch er sagte nach einer Weile: »Sie haben gewonnen. Kommen Sie mit! Dann werden Sie gleich alles sehen.«
    O Himmel, dachte Genny, er gibt nicht nach. Sie hätte schwören können, daß er … Es hatte nicht geklappt.
    Alec ging zu dem Riesen und sprach leise auf ihn ein. Der Mann schien über seine Worte nicht im geringsten überrascht. Er nickte nur. Was hat er zu ihm gesagt? dachte Genny. Die Handflächen wurden ihr feucht, das Herz pochte. Sie war so aufgeregt und verschreckt wie noch nie im Leben, der Gedanke, ihn nackt zu sehen, alles an ihm zu sehen, wie er … Nein, er würde keine andere Frau, keine Hure küssen. Sie wollte ihn nicht nackt bei einer anderen Frau sehen. Eher würde sie die Frau umbringen.
    »Kommen Sie, Eugene!«
    Genny starrte ihn an. Langsam ging sie zu ihm. Keiner sprach mehr ein Wort. Sie betraten nicht den Hauptsalon, sondern gingen einen langen, engen Flur entlang. Am Ende des Flurs begann eine Treppe, die wieder zur Vorderfront des Hauses führte. Sie folgten dem blonden Riesen hinauf. Alec hörte Musik und Gelächter von Männern und Frauen.
    Der Riese blieb stehen. Genny sah, wie Alec ihm Geld gab und der Riese zustimmend nickte, während er sie lange ansah. Dann ging er. Lässig sagte Alec: »Gehen Sie da rein, mein lieber Junge! Das ist das Beobachtungszimmer. Hinter dem Fenster werden Sie mich sehen. Ich werde mich verdammt anstrengen, um Ihnen meine Technik vorzuführen.«
    Seine Stimme klang knapp und verärgert. Ihr schauderte. »Sie wollen es doch gar nicht tun, nicht wahr?«
    »Warum nicht? Ich habe seit über einem Monat keine Frau mehr gehabt. Könnte sogar sein, daß ich sie zweimal nehmen muß, um Ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie man mit einer Frau umgeht.« Er sprach schnell, und nun war seine Verärgerung unüberhörbar. War er

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