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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Mädchen, Eugene. In ihrem Alter! Sie sind sicherlich ein liebender Bruder, aber Sie müssen zugeben, daß sie weit über das Mädchenalter hinaus ist. Wie alt ist sie eigentlich?«
    »Sie ist erst zweiundzwanzig.« Das war nur eine kleine, eine sehr kleine, sozusagen eine Ein-Jahr-Lüge.
    »Ich hätte sie für älter gehalten. Nun ja … Also wer ist dieser Mr. Mickelson? Ach ja, ich sehe schon. Er liefert Ihnen den größten Teil des Bauholzes. Nach dem Geld, das Sie ihm dafür bezahlen, muß es von ausgezeichneter Qualität sein. Nein, ich hätte sie auf fünfundzwanzig oder so geschätzt. Lag wohl daran, wie sie sich kleidet. Daß sie nicht mit der Mode geht, macht sie wohl älter.«
    »Da kann ich Ihnen nicht zustimmen. Ihre Kleider sind eigentlich sehr ansehnlich. Ja, das Bauholz ist von ausgezeichneter Qualität, und Mickelson ist verläßlich. Wie Sie bemerken werden, hat er uns einen beträchtlichen Kredit eingeräumt, und deshalb müssen wir sehr bald zu einem für beide Teile vorteilhaften Abkommen gelangen. Oder ich muß einen Käufer für die
Pegasus
finden. Meinen Sie, Sie würden sie hübscher finden, wenn sie besser gekleidet wäre?«
    »Möglich wäre es. Nun überlegen Sie mal, Eugene! Sie bezahlen Mickelson dreizehn Prozent Zinsen, die fällig werden – wann war es gleich? Ja, zwanzig Tage nach Fertigstellung. Damit setzen sie sich zu stark unter Druck. Mit anderen Worten, Sie lassen sich sehr wenig Zeit für den Verkauf des Schiffs. Die ausstehenden Gelder werden zu schnell fällig. Alles wäre eine Verbesserung, vor allem ein Kleid nach neuester Mode.«
    »Allerdings hätte sie auch in einem neuen Kleid kein anderes Gesicht und keine anderen Umgangsformen.«
    Alec wandte den Kopf und lächelte Eugene an. »Ja, Eugene, mein lieber Junge, tut mir leid, aber damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Also, dies hier sind wohl die Wochenlöhne für Ihre Segelmacher?«
    »Die Löhne sind wohlverdient, also fangen Sie jetzt nur nicht an zu behaupten, man nutze mich aus, weil ich zu jung bin! Ich – meine Schwester hat ein sehr hübsches Gesicht, und ihre Umgangsformen sind durchaus charmant.«
    »Ja. Hervorragend.«
    »Wirklich? Meinen Sie das ernst?«
    »Ja, Sie zahlen wirklich hervorragende Löhne. Ich habe die Arbeit der Segelmacher gestern am unteren Topsegel des Besanmasts geprüft. Ich würde sagen, dafür haben Sie ganz schön draufgezahlt.«
    Genny riß ihm das Hauptbuch weg und schlug es zu.
    Alec hob fragend eine vollkommen geformte Augenbraue. »Wie bitte, mein lieber Junge?«
    »Ich bin nicht Ihr lieber Junge. Sie sind nur acht Jahre älter als ich und nicht mein Großvater.«
    »Das stimmt. Es ist nur, daß Sie mir so – wenig welterfahren vorkommen. Bartlos sind Sie auch und wahrscheinlich noch jungfräulich. Aber ich habe doch versprochen, heute mit Ihrer Aufklärung zu beginnen, nicht wahr? Wäre Ihnen das recht, Eugene?«
    Sie starrte ihn an. Nichts, das ihr lieber wäre. Aber nicht als Eugene. Jetzt wäre sie wirklich gern Eugenia gewesen. »Ja, das wäre mir recht.«
    »Na gut. Und jetzt geben Sie mir die Hauptbücher zurück! Wirklich, ich habe Ihr System begriffen. Sie können jetzt gehen und sich um Ihre Firma kümmern. Ich prüfe indessen die Buchhaltung. Mit der Aufklärung fangen wir heute abend an. Ich hole Sie um acht Uhr in Ihrem Hause ab.«

4
    »Sie sind wirklich ein gutaussehender Mann«, sagte Alec.
    Genny sah ihn sprachlos an. Ein gutaussehender Mann? Das war Alec Carrick, nicht sie. »Ich – na, vielen Dank. Trotz meiner Bartlosigkeit?«
    »Es ist dunkel, da sieht man das nicht so genau. Natürlich müßten Sie den Hut abnehmen. Soll ich das für Sie tun?« Alec streckte schon den Arm aus. Doch Genny duckte sich blitzschnell unter dem Arm weg und hielt lachend den Hut oben fest. »Nein, nein, mein Hut gehört zu mir. Ich behalte ihn auf, danke.«
    »Behalten Sie den Hut auch bei Ihren Frauen im Bett auf?«
    »Natürlich nicht!«
    Wann wird sie das absurde Verwirrspiel beenden? fragte er sich. Er war entschlossen, ihm ein Ende zu bereiten, und zwar noch heute abend. Auch wenn er sie dazu stark unter Druck setzen mußte.
    Der Abend war kühl und klar. Über Baltimore stand ein Halbmond.
    »Gleich da drüben liegt das Fort McHenry«, sagte Genny und zeigte es ihm.
    »Ich weiß.«
    »Ihr Briten wolltet vor fünf Jahren Baltimore einnehmen. Es wurde ein Fehlschlag. Ihr habt den Schwanz eingezogen und seid davongesegelt. Zurück zu eurer verfluchten kleinen

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