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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ekelhaften Geschmack im Mund. Sie hob die Flasche hoch und goß sich einen mächtigen Schluck in die Kehle. Nach Atem ringend, stieß sie die Flasche weg. Dann mußte sie niesen. Tränen traten ihr in die Augen. Alec nahm die Flasche und beobachtete sie. Sie krümmte sich, hielt sich den Magen und schnappte nach Luft.
    Dieses verdammte kleine Gör war an allem schuld und nicht er. Na ja, in gewissem Sinne schon, aber …
    Zwei Männer gingen vorbei. Sie waren betrunken wie die Ritter und achteten überhaupt nicht auf sie.
    »Geht’s besser?«
    »Hmm«, sagte sie mit krächzender Stimme. »Wie können Sie nur solches Zeug trinken? Es ist tödlich.«
    »Ob Sie sich besser fühlen?«
    »Sie meinen, ob ich wieder brechen muß? Nein.« Sie sah ihn voll glühender Abneigung an. »Ich soll mich wohl auch noch bei Ihnen bedanken?«
    »Sie sind mit der Aufklärung nicht sehr weit gekommen.«
    Sie schauderte, und er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Finden Sie nicht, daß der Mann es gut gemacht hat? Wie er ihre Brüste streichelte, wie er erst einen Finger, dann zwei, schließlich die ganze Hand in …«
    »Hören Sie auf! Es war scheußlich und erniedrigend! Wie hätte der Mann wohl reagiert, wenn sie das bei ihm gemacht hätte?«
    Er lachte herzlich. Sie starrte ihn offenen Mundes an. »Auch das kommt vor, mein lieber Junge. Glauben Sie mir, auch das kommt vor.«
    »Aber das geht doch nicht. Männer haben ja keine …«
    »Männer haben es sehr gern, wenn Frauen ihn in den Mund nehmen. Haben Sie es gut sehen können, wie sie an ihm rumgearbeitet hat, bevor Sie die Nerven verloren und weggerannt sind?«
    Das war zu viel. Genny erstarrte. Dann ging sie schnell die Howard Street hinunter. Sie wollte Alec Carrick niemals wiedersehen. Sie gestand sich, daß sie verloren hatte. Aber wenn er sich nicht so absolut schändlich benommen, wenn er sie nicht so gereizt hätte … Sie ging schneller.
    Plötzlich spürte sie seine Hand auf ihrem Arm. Er riß sie zurück.
    »Jetzt reicht es mir wirklich!« stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Und nun möchte ich von Ihnen, Miß Eugenia Paxton, einmal hören, wie Sie Ihren Vater dazu überredet haben, daß er Sie einen Mann spielen ließ!«
    Und damit zog er ihr den Hut vom Kopf.

5
    Genny rührte sich nicht. Eine seltsame Ruhe überkam sie. Ihr war, als wären die Wogen des Schicksals über ihr zusammengeschlagen, hätten sie reingewaschen und ertränkt. Langsam löste sich ihr dicker Haarzopf auf und ringelte sich wie eine Schlange an ihrem Hals herab. Sie spürte die kühle Nachtluft an der schweißbedeckten Stirn. Der verdammte Hut war endlich ab. Das war wunderbar.
    »Nun?«
    Sie starrte immer noch auf diesen Busch und wünschte, er würde wie durch Zauberhand aufflammen und sie verbrennen. Sie dachte nicht daran, Alec anzusehen. Sie fürchtete seine Augen, die ja nur Mißfallen, Zorn und Verachtung ausdrücken würden.
    »Miß Eugenia Paxton, nehme ich an?«
    »Ja. Ihr Scharfblick ist erstaunlich.« Sie wandte sich ab und ging weiter die Straße entlang.
    »Halt, Genny! Verdammt noch mal, kommen Sie zurück!«
    Sie ging schneller und verfiel dann in Laufschritt. Wieder wurde sie am Oberarm zurückgerissen.
    »Loslassen, Sie Idiot!« Jetzt sprühte sie vor Wut. Der Feind sollte sich in acht nehmen! Im Grunde war sie zornig auf sich selbst, weil er sie entlarvt hatte. Als er sie nicht sofort losließ, trat sie einen Schritt zurück und stieß mit dem Knie nach seinem Unterleib. Doch Alec, von seiner Jugendzeit in Eton her an schmutzige Schlägereien gewöhnt, konnte sich rechtzeitig abdrehen. So traf sie ihn nur am Oberschenkel. Allerdings mit einer Wucht, die ihn ahnen ließ, daß sie ihn vielleicht beinahe entmannt hätte, wäre der Stoß im Ziel gelandet. »Sie verdammter …«
    Ein harter Faustschlag traf ihn im Bauch. Er stöhnte.
    »Loslassen!«
    Er riß sie fest an sich. »Das hat verflucht weh getan.«
    »Wird Ihnen gleich noch viel mehr weh tun, wenn Sie mich nicht loslassen.«
    Doch ließ nicht los, sondern goß ihr mit der anderen Hand den Inhalt der fast vollen Whiskyflasche über den Kopf. Sie jaulte auf und sträubte sich wild.
    »Halten Sie still, verdammt noch mal! Ich denke nicht daran, eine junge Frau zur Nachtzeit allein durch diese Stadt laufen zu lassen. Schließlich bin ich im Gegensatz zu Ihnen ein Gentleman. Beruhigen Sie sich jetzt!«
    Es war am unteren Ende der Frederick Street, wo Genny jetzt stand. Der Whisky floß ihr immer noch über die Nase.

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