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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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dem Gesetz volljährig war, war Anki diejenige, die für die Baroness den Kopf hinhalten sollte? Sie war nicht sehr kämpferisch veranlagt, aber das Gebaren der Osminkens regte sie auf, zumal sie voraussah, dass vor allem Nina eines Tages darunter zu leiden haben würde.
    »Du nichtsnutziges Weib! Ich werde dich lehren, wie man sich einem Edelmann gegenüber verhält!« Schneller, als Anki reagieren konnte, ergriff der Mann sie am Oberarm und schlug ihr mitten ins Gesicht. Da er sie gleichzeitig losließ, taumelte Anki durch die Wucht des Schlages zur Seite, stieß gegen einen Palmentopf und stürzte zu Boden. Die Palmenblätter raschelten aufgebracht über ihr.
    Ankis linke Gesichtshälfte brannte wie Feuer, ihre rechte Seite schmerzte von dem harten Aufprall. Ein Schatten fiel über sie. Angst durchflutete Anki wie ein brodelnder Fluss, der sie mit sich zu reißen drohte.
    27 Geheimpolizei des Ministeriums für Innere Angelegenheiten/Staatssicherheit
    28 Deutsche

Kapitel 35
    Berlin, Deutsches Reich,
April 1915
    Demy warf einen Stapel Briefe auf den Schreibtisch des Hausherrn und brachte damit ein paar andere Papiere zum Rascheln. Sie wischte ihre Hände an ihrem dunkelblauen Rock ab, als sei der Inhalt der Post nicht nur bedrohlich und unverständlich für sie gewesen, sondern nahezu ekelerregend.
    Mit großen Schritten, die nichts von der Anmut zeigten, die ihre Gouvernante ihr in langen Übungsstunden beigebracht hatte, verließ sie das Arbeitszimmer und trat in die nur schummerig beleuchtete Halle. Obwohl Maria und sie allen Hausbewohnern eingebläut hatten, sparsam zu haushalten, fehlte es ihnen ständig an Bargeld. Aber selbst wenn es anders gewesen wäre, war es in diesem zweiten Kriegsjahr nahezu unmöglich, an ausreichend Lebensmittel und Gebrauchsgüter zu kommen. Es gab einfach nicht genug!
    Und nun flatterten auch noch Mahnungen, Kündigungen von Geschäftsbeziehungen und allerlei andere Post mit rechtlichen Angelegenheiten ins Haus. Niemand fühlte sich für diese Flut an schlechten Nachrichten zuständig. Der Rittmeister hütete seit knapp zwei Wochen wieder das Bett, mit der strikten Anordnung des Arztes, dieses nur für einige Minuten am Tag zu verlassen. Joseph ignorierte offenbar ihre postalischen Hilferufe und Philippe war laut einem Telegramm von Anthony für ein paar Wochen nicht zu erreichen. Ihre Schwester, die eigentlich dem Haushalt vorstehen sollte, weilte in Österreich.
    Demy stand allein inmitten des großen Foyers und betrachtete die kerzenlosen Kronleuchter an der hohen Stuckdecke. Hatte sie sich vor Monaten noch als das ungeliebte und nutzlose Anhängsel von Tilla gefühlt, erschien ihr die Verantwortung, die sich mittlerweile scheinbar wie von selbst auf ihre Schultern legte, als zu schwer, um sie tragen zu können. Erneut überlegte sie, ob sie Hannes von ihren Problemen schreiben sollte. Der Leutnant war seit seiner Genesung wieder aktiv an der Front, hatte ihr aber neulich schon signalisiert, dass er die Männer seines Zuges nicht aufgeben würde. Vor allem nicht, um die Verantwortung für das Haus Meindorff zu übernehmen, auf die er nicht vorbereitet worden war, ja die man ihm jahrelang willentlich vorenthalten hatte. Demy fühlte sich allerdings nicht in der Lage, sich auch noch um die beiden Betriebe der Meindorffs zu kümmern, ganz abgesehen davon, dass man ihr das als Frau, dazu als nicht zur Familie gehörend, niemals gestatten würde. Ihr war sehr wohl bewusst, dass die Familie Meindorff in der Gefahr stand, alles zu verlieren, was sie sich über Jahrhunderte hinweg aufgebaut hatte. Die Hartherzigkeit des Patriarchen, der Eigensinn des Erben sowie der Krieg hatten dabei im gleichen Maße Anteil.
    Demy zuckte die Schultern, wobei das Rascheln ihrer Bluse in der Stille ungewöhnlich laut klang. Leider durfte ihr die Entwicklung nicht gleichgültig sein. Tilla war jetzt eine Meindorff und auch Rika und Feddo lebten in diesem Haus. Außerdem fühlte Demy sich für die noch verbliebenen Angestellten verantwortlich, ganz zu schweigen von den heimlichen Gästen, die sie seit Monaten im Angestelltentrakt untergebracht hatte. Den Scheffler-Zwillingen und Hannes’ Töchtern waren Pauline und Irma gefolgt. Lina und Margarete hatten die beiden Zwölfjährigen beim Betteln in der Nähe des Wertheim-Kaufhauses angetroffen und sie auf Demys Vorschlag hin zu ihr gebracht. Für die Kosten ihrer Verpflegung kamen die Freundinnen auf.
    Eines Tages hatte Demy den mittlerweile

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