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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Mutter ihr das Kind wegnehmen wollen. Deshalb lief sie von zu Hause fort.«
    »Wie lange lebt sie bereits auf der Straße?«
    Henny zuckte mit den Schultern. »Sie erzählt nicht viel. Ich weiß nicht einmal, ob ihr Nachname erfunden ist, weil sie verhindern möchte, dass man sie nach Hause zurückbringt.«
    »Sie ist sehr jung, um ein Kind zu haben.«
    »Demy, du weißt doch, wie das läuft. Ich war ebenfalls sehr jung, als ich … hier zu arbeiten begann.«
    »Sag ihr, sie darf bleiben, wenn sie sich an die Regeln hält.«
    »Ich wusste, dass du sie nicht fortschicken würdest.«
    Demy lächelte ein wenig gequält, nahm die Pfanne von der Kochstelle und trug sie zum Tisch im hinteren Bereich der Küche. Monika hatte das Kind inzwischen an ihre Brust gelegt, doch Demy vermutete, dass aus diesem ausgemergelten Körper nicht viel zu holen war.
    »Wir müssen dich aufpäppeln, damit dein Kind genug Nahrung bekommt«, sagte sie und wies Henny an, ihrem neuen Schützling etwas von der wertvollen Milch zu holen.
    Die Fremde musterte sie lange, ehe sich ein schüchternes Lächeln auf ihr Gesicht legte, dessen Schönheit unter der Schmutzschicht trotz der eingefallenen Wangen zu erahnen war. »Wollen Sie ihn mal halten?«
    »Gern, dann kannst du auch besser essen.«
    Demy nahm den Jungen entgegen und erschrak über seinen abgemagerten Körper und die tief liegenden Augen. Ob für das Kind nicht jede Hilfe zu spät kam?
    »Meine Mutter wollte ihn umbringen«, erklärte Monika zwischen zwei Gabeln Kartoffeln.
    »Dann verstehe ich, dass du weggelaufen bist. Und ich bin sehr froh, dass Henny dir heute begegnet ist.«
    Monika nickte nur. Sie war viel zu hungrig, um die Zeit mit Sprechen zu vertun. Henny kam mit der Milch zurück. Schweigend saßen die drei jungen Frauen beieinander, bis Bruno die Küche betrat. Er warf einen kritischen Blick auf den Neuankömmling und runzelte missbilligend die Stirn. Der kräftige Kutscher wurde von den stark rationierten Mahlzeiten nicht mehr satt und sah einen neuen Gast nicht gerade mit Freude.
    »Ein Telegramm für Fräulein Demy«, brummte er und warf das Papier auf den Tisch.
    »Danke, Bruno.«
    Ohne ein weiteres Wort stapfte der Mann davon und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Demy legte ihre Hand auf das Telegramm, unschlüssig, ob sie es lesen wollte. Viele der Mitteilungen, die derzeit die Häuser erreichten, trugen Versehrten- und Todesnachrichten zu den Familien.
    »Weißt du, Demy, was ich heute gesehen habe? In den Parks wird Gemüse angepflanzt. Vorwiegend Kartoffeln.« Henny neigte den Kopf und musterte sie eindringlich, doch Demy war mit ihren Gedanken bei der Überlegung, wie sie zwei weitere hungrige Mäuler satt bekommen sollte, zumal die Einnahmen immer deutlicher wegbrachen. »Hast du gehört?«
    »Ja.«
    »Ich denke, das könnten wir auch.«
    »Was?«
    »Schläfst du? Kartoffeln anpflanzen natürlich.«
    »Ich habe von Feldarbeit keine Ahnung.«
    »Aber Herr Müller. Und Willi und Peter erinnern sich bestimmt daran, was zu tun ist. Wir anderen können es von ihnen lernen. Immerhin ist der Garten für ein Stadthaus ungewöhnlich groß.«
    Demy zog die Nase kraus, ehe sie sich aufrichtete. »Kartoffeln und Karotten. Vielleicht auch etwas Kohl? Was für eine ausgezeichnete Idee!«
    Henny lächelte strahlend, unterbrach Demys Begeisterung aber mit einer Handbewegung. »Das Problem ist nur: Man braucht dafür Saatgut. Und das dürfte heutzutage kaum leichter aufzutreiben sein als fertige Produkte.«
    »Auf dem Land vielleicht?«
    »Wir leben in Berlin, schon vergessen?«
    »Ich könnte es zumindest versuchen.«
    »Aber das müsste bald passieren. Immerhin haben wir bereits Mitte April.«
    Der kleine Junge in Demys Armen wurde unruhig und bekundete durch schwaches Greinen seinen nicht gestillten Hunger.
    »Ich bereite den beiden ein Bad zu und richte ein Zimmer«, entschied Henny, stand auf und räumte die Pfanne beiseite. Als Monika den letzten Fetttropfen mit dem Finger vom Teller gewischt hatte, reichte Demy ihr das Kind zurück.
    Wenige Augenblicke später saß sie allein am Küchentisch. Eine Kerze beleuchtete die tiefen Rillen im Holz und den leeren, glänzenden Teller mit dem Silberbesteck. Ein dünner weißer Milchrand war am Glas verblieben, über den sich eine einzelne Fliege hermachte. Demy griff nach dem Telegramm, das unbeachtet auf dem Tisch gelegen hatte, und lehnte sich an die knackende Holzlehne zurück. Mit bedächtigen Bewegungen öffnete sie das Papier

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