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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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und hob erstaunt die Augenbrauen, als sie sah, dass Anthony ihr erneut eine Mitteilung zukommen lassen hatte. Darin hieß es, dass er Philippe am nächsten Tag in Schwerin zurückerwarte.
    Demy lächelte. Zwar hatte Philippe den Flugzeugbauer als einen arbeitswütigen Eigenbrötler beschrieben, dennoch war diesem bewusst gewesen, wie dringend Demy die Rückkehr Philippes herbeisehnte, selbst wenn es dafür einen anderen Grund gab, als Anthony vermuten mochte.
    »Also, aufs Land und Saatgut besorgen«, murmelte Demy. Sie steckte das Telegramm ein und holte kurz darauf den liegen gebliebenen und neu hinzu gekommenen Stapel Geschäftsbriefe vom Tisch des Hausvorstands. Damit sollte ihr »Verlobter« sich herumschlagen!

Kapitel 36
    Petrograd, Russland,
April 1915
    Anki richtete sich auf weitere Schläge oder Fußtritte ein, doch nichts geschah. Eine Hand in einem braunen Wildlederhandschuh streckte sich ihr entgegen, umfasste ihren Ellenbogen und half ihr auf die Beine.
    Als Anki den Kopf hob, schaute sie in die aufgebracht blitzenden Augen von Fürst Jussupow. »Bist du verletzt?«
    »Es geht schon. Vielen Dank, Hoheit.«
    Der junge Mann beugte sich zu ihr herunter und raunte ihr zu: »Ich kann nicht zulassen, dass ein Mädchen geschlagen wird, von dem das Fürstenpaar Chabenski so viel hält und das Rasputin die Stirn geboten hat.«
    Anki lächelte schwach und legte ihre Hand an ihre schmerzende Wange. Von dem Lärm erneut angelockt schloss Jakow die Eingangstür und murmelte, mehr an Anki als an den Baron gewandt: »Ich hole die Baroness.«
    Als der Diener an ihr vorbeihuschte, flüsterte er: »Hier geht es zu wie auf dem Nikolaj-Bahnhof.«
    Vorsichtig sah Anki sich nach Osminken um. Der stand ein paar Schritte von ihr entfernt und ignorierte sowohl sie als auch Fürst Jussupow. Sein Blick folgte dem alten Mann die Stufen hinauf, bis er auf der Galerie nicht mehr zu sehen war. Jussupows Eintreffen und Eingreifen hatte sie vermutlich vor Schlimmerem bewahrt.
    Nun wandte er sich an Anki: »Es tut mir leid, so spät zu stören. Aber die Lage zwingt mich zu einem dringenden Gespräch mit Oksana Andrejewna.«
    »Sie ist leider nicht in der Verfassung, Sie zu empfangen, Hoheit. Eine vierte Chabenski-Tochter ist vor zwei Stunden angekommen.«
    Fürst Jussupow, der vor einem Monat das erste Mal Vater geworden war, sagte: »Leben und Tod liegen eng beieinander.«
    Anki nickte und war sich sicher, dass Jussupow Neuigkeiten über Jevgenia brachte. »Baronesse Ljudmila Sergejewna überbrachte uns bereits die Nachricht von Jevgenia Ivanownas Auffinden«, wagte sie anzumerken.
    »Du unterhältst immer noch diese etwas ungewöhnliche Freundschaft, nicht wahr?«
    Noch ehe Anki zustimmen konnte, fuhr Osminken dazwischen: »Die arme Komtess Zoraw macht sich damit seit Jahren zum Gespött der Gesellschaft, und niemand brachte bis jetzt den Mut auf, diesen deutschen Eindringling in die Schranken zu weisen!«
    »Baron.« Jussupow drehte sich nicht einmal zu dem Mann um, der gezwungen war, auf seine Tochter zu warten. »Freundschaften sind etwas sehr Wertvolles. Darüber sollte man weder spotten noch versuchen, sie zu unterbinden. Und zufällig weiß ich, dass Ljudmila Sergejewna von großem Glück sprechen kann, eine so aufopferungsbereite Freundin wie Anki van Campen an ihrer Seite zu wissen!« Jussupows Tonfall war kalt, ein deutliches Zeichen dafür, wie unsympathisch der Fürst den Moskauer Baron fand. Und dass er Ankis vollständigen Namen nannte, zeugte von der Achtung, die der Fürst ihr gegenüber empfand. Anki war nicht einmal bewusst gewesen, dass Jussupow ihren Nachnamen kannte. Sie war froh, als Raisa endlich auf der geschwungenen Treppe auftauchte und gemessenen Schrittes, mit einer Hand am Geländer, die Stufen herunterschwebte.
    »Hoheit«, grüßte Raisa Fürst Jussupow und knickste übertrieben tief, wobei sie ihm ein hinreißendes Lächeln schenkte. Er beantwortete ihren Gruß mit einem Nicken und wendete sich unhöflich rasch wieder Anki zu.
    Dadurch sah er nicht, wie Raisas aufgebrachter Blick zu Anki wanderte und dabei hart wurde. Raisa war jedoch klug genug, um sich ohne Kommentar bei ihrem Vater einzuhängen. Gemeinsam verließen sie das Palais. Kein mahnendes Wort für Raisas ungehörig langes Ausbleiben kam über die Lippen des Barons.
    Fürst Jussupow fuhr sich mit der Hand über das bartlose Gesicht, bevor er sich aufrichtete und leise sagte: »Ich traue dir das Einfühlungsvermögen zu, dass du Fürstin Oksana

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