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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Gesichtsausdruck, den sie an ihm noch nicht häufig gesehen hatte.
    »Man darf Sie nicht unterschätzen. Aber das sagte Tilla damals schon, als Sie dem alten Meindorff vorgestellt wurden.« Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, dass er den Weg zurück einschlagen wollte.
    Gemeinsam schlenderten sie zwischen den Wasserflächen hindurch Richtung Flugplatz, auf dem ein paar Männer Tragflächen aufbauten. Anthony stürmte mit weit ausholenden Schritten auf sie zu, während zwei Männer einen Eindecker aus einem Unterstand in Richtung Startplatz zogen. »Ich hätte mit der geistigen Schwerfälligkeit der Militärs rechnen müssen!«, wetterte er vor sich hin, ehe er seine Landsmännin formvollendet begrüßte und sich dann an Philippe wandte. »Ich habe das synchronisierte MG auf dem Eindecker montiert und werde den Burschen jetzt mal zeigen, dass die Vorrichtung auch in der Luft funktioniert.«
    Demy ließ die beiden Männer stehen und trat neugierig zu dem Steinhaufen, auf dem das Paar Flugzeugflügel befestigt worden war. Die stramm gespannte Leinwand reflektierte das Sonnenlicht, und in ihrem Rücken näherten sich die Militärs und Zivilpersonen.
    Fokker kletterte unterdessen in sein Flugzeug, ließ auf Philippes Zuruf »Zündung« und das Andrehen des Propellers die Maschine an und hob zügig ab. Daraufhin trat Philippe zu Demy und zog sie ein paar Schritte beiseite, bis sie sich schließlich gegen ihn zur Wehr setzte. »Ich wollte mir das ansehen!«, erklärte sie Philippe.
    »An einer Maschinengewehrsalve gibt es nicht viel Schönes zu sehen.«
    »Ist es nicht leichtsinnig, diese Apparatur in einem in der Luft befindlichen Flugzeug auszuprobieren?«
    »Hätten Männer wie Fokker immer vorsichtig gehandelt, würde heute noch kein einziges Flugzeug am Himmel seine Kreise drehen. Außerdem kann er wohl kaum neue Erfindungen an Frontflieger ausliefern, ohne sie vorher auf ihre Tauglichkeit getestet zu haben. Die Burschen leben gefährlich genug, auch ohne dass sie sich den eigenen Propeller zerschießen.«
    »Dennoch möchte ich es sehen«, beharrte Demy.
    »Aber nicht von hier aus. Das MG wird die Flügel durchschießen, die Kugeln werden auf den darunterliegenden Steinen abprallen und Ihnen um die Ohren pfeifen, wenn Sie hier stehen bleiben.«
    »Aber die anderen Zuschauer …«
    »Das sind Militärs. Sie müssen das wissen.«
    »Hat Fokker sie nicht vor der Gefahr gewarnt?«
    »Sie haben ihn verärgert. Er wird sich hüten, sie auf etwas hinzuweisen, das sie von Berufs wegen besser wissen sollten als er!«
    »Ihr Piloten seid doch irgendwie alle Halunken, oder?«
    Philippe lächelte, schob sie vor sich her, bis sie eine der Flugzeughallen erreichten, und lehnte sich dort in gewohnter Pose an die Holzwand.
    »Ich bin heute auch hier, weil ich Saatgut für Kartoffeln, Karotten, Kohl und Salat auftreiben will«, erklärte ihm Demy, während sie mit beiden Händen ihre Augen beschattete und das von oben herunter auf sie zu jagende Flugzeug beobachtete.
    »Was haben Sie vor?«
    »Henny hat beobachtet, dass in den Stadtgärten Berlins vermehrt Gemüse angepflanzt wird. Sie kam auf den Gedanken, dass wir dasselbe im Garten der Meindorffs versuchen könnten.«
    »Und was meint der Rittmeister zu diesem Einfall?«
    »Nichts. Er wird nicht gefragt. Wenn er etwas dagegen einzuwenden hat, wird er ein paar Tage hungern, dann ändert sich bestimmt seine Meinung über die Nutzung seines Gartens, den er ohnehin nie betritt«, erklärte Demy kämpferisch.
    »Das klingt nach einer Revolution!«
    »Das klingt nach einem vernünftigen Vorschlag, um dem Verhungern zu entgehen.«
    »Und wie wollen Sie das Saatgut nach Berlin schaffen? In Ihrem Rucksack?«
    »Machen Sie sich nicht andauernd lustig über mich, Herr Oberleutnant.«
    »Wenn Sie aber doch so ein lustiges schwarzes Schäfchen sind!«
    In diesem Moment donnerte Fokker in seinem Eindecker über sie hinweg, sank noch tiefer und feuerte auf die ausgelegten Flügel. Die Bespannung bewegte sich in ruckartigen Wellen unter dem Dauerbeschuss. Wie von Philippe angedroht jagten die Geschosse als Querschläger in alle Richtungen davon, sodass die Militärs und Zylinderträger in wilder Flucht Schutz hinter der nächstgelegenen Flugzeughalle suchten 31 .
    »Ich glaube, ich höre Anthonys Lachen bis hierher«, flüsterte Demy, die sich ein Grinsen über die wie flüchtende Hasen davonspringenden Ehrenmänner ebenfalls nicht verkneifen konnte.
    »Jedenfalls werden die Herren nicht

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