Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
Vom Netzwerk:
sie zukam.
    »Wen hast du denn da aus einer der Maschinen ziehen müssen?«, wendete er sich an seinen Flugschüler.
    »Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, die Startbahn entlangzubrausen!«, gab der zurück, warf Demy dabei aber einen entschuldigenden Blick zu. Diese reagierte mit einem übertrieben breiten Lächeln. »Ich verschwinde mal lieber. War nett, Sie getroffen zu haben, Demy!«
    »Was führt Sie hierher?«, lautete Philippes wenig freundliche Begrüßung.
    »Wird der Junge sich demnächst ebenfalls in den Luftkrieg stürzen?«
    »Er macht auf eigenen Wunsch die Pilotenprüfung und später dann die Prüfung zum Feldpiloten. Ich zwinge ihn nicht dazu, falls Sie diesen Verdacht hegen.«
    »Das nahm ich nicht an«, meinte Demy versöhnlicher gestimmt. »Gut, dass Sie wieder hier sind.«
    Über Philippes Gesicht huschte ein freches Grinsen. »Sie haben mich doch nicht etwa vermisst?«
    » Vermisst ist ein starkes Wort, Herr Oberleutnant«, gab Demy zurück und beobachtete erfreut, wie er zusammenzuckte, als sie ihn mit seinem Rang ansprach. Offenbar reichte das noch immer aus, um den Mann zu ärgern. Sie nahm ihren schweren Rucksack von den Schultern und drückte ihn Philippe mit viel Schwung gegen die Brust, sodass dieser gar nicht anders konnte, als nach ihm zu greifen. »Was ist das?«
    »Die Korrespondenz von Meindorff-Elektrik und der MeindorffBrauerei.«
    »Soll ich damit meinen Kamin anheizen?«
    »Das hätte ich selbst tun können. Glauben Sie mir, aus diesem Grund schleppe ich die Briefe und Akten nicht von Berlin bis nach Schwerin.«
    »Was ist geschehen?«
    Demy erzählte Philippe vom erneuten Zusammenbruch des Rittmeisters, von Tillas Abwesenheit, dem durchaus begründeten Desinteresse von Hannes an den geschäftlichen Angelegenheiten und der ausbleibenden Reaktion Josephs auf ihre Briefe. In dieser Zeit lehnte Philippe sich erneut mit hinter dem Kopf verschränkten Armen gegen einen Hallenpfeiler und hörte ihr schweigend zu, obwohl er seine Augen auf die Versammlung um Anthony gerichtet hielt. Auch als sie geendet hatte, dauerte sein Schweigen geraume Zeit an, bis er sich endlich von dem Holzpfeiler abstieß.
    »Ihr Landsmann präsentiert den Militärs gerade seine neue Erfindung«, erklärte Philippe der irritierten Demy. »Bereits seit Wochen bereiten französische Flugzeuge unseren Kampfpiloten Probleme. Ein paar Flieger der Aéronautique Militaire können durch den Propellerkreis feuern, ohne ihre eigenen Propeller zu Brennholz zu schießen. Ich trieb mich zwei Wochen in Frankreich herum, um herauszufinden, ob irgendwo Pläne über den Mechanismus oder die Konstruktion selbst aufzutreiben sind, doch ohne nennenswerten Erfolg. Dann kam der Durchbruch: Ein französischer Pilot musste hinter der Front notlanden und kam nicht mehr dazu, seine Maschine zu verbrennen. Das Flugzeug, speziell aber diese Vorrichtung, wurde zu Fokker gebracht und voilà – innerhalb von nur zwei Tagen präsentiert Fokker ein synchronisiertes Maschinengewehr, das immer nur dann schießt, wenn der präparierte, schnell drehende Propeller ein Durchschießen erlaubt 30 .«
    Demys Blick ruhte verwirrt auf Philippe, da sie die Geschichte zwar durchaus faszinierte, vor allem die Tatsache, dass er es gewagt haben musste, mit einem Flugzeug durch den deutschen und französischen Luftraum zu brechen. Andererseits verstand sie seinen plötzlichen Themenwechsel nicht.
    »Fräulein Demy«, fuhr der Pilot fort, ohne die aufgeregt diskutierenden Militärs und Anthony aus den Augen zu lassen. »Fokker heckte diese bahnbrechende Erfindung keineswegs in zwei Tagen aus. Sehen Sie dort hinten den Mann mit der karierten Schirmmütze?« Automatisch folgte Demy Philippes Blick und bemerkte etwas abseits einen Arbeiter, der sich keinen Deut für das Geschehen vorn in der Halle zu interessieren schien.
    »Das ist Heinrich Lübbe. Er ist Fokkers Waffenfachmann und arbeitet mit Kurt Heber seit Wochen an einem Unterbrechergetriebe. Angesichts dieser Vorlagen und dem erbeuteten Flugzeug gelang es ihnen gemeinsam mit Fokker, die Apparatur fertigzustellen.« Philippe deutete mit dem Kinn auf das Synchronisationsmaschinengewehr, um das sich die Neugierigen noch immer scharten.
    »Anthony schmückt sich mit fremden Federn?«
    »Fokker ist ein Tüftler, ein Arbeitstier, dazu Geschäftsmann und nicht wenig eitel. Dies ist sein Unternehmen. Er wird hofiert, hat vor Kurzem sogar die deutsche Staatsbürgerschaft aufgedrängt bekommen und ist

Weitere Kostenlose Bücher