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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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du getan hast, hast du gegen Gott getan!«
    »Ich hasse es, wenn Sie die Bibel missbrauchen!«, fauchte Anki aufgebracht.
    Rasputin wich einen Schritt zurück und brach den Blickkontakt, was Anki ungemein erleichterte. Von seinen durchdringenden Augen ging eine eigentümliche Macht aus.
    »Luda? Ljudmila, komm bitte, steig ein!«, versuchte sie erfolglos zu ihrer wie versteinert dastehenden Freundin durchzudringen. Anki trat eher aus Verzweiflung als aus Mut zu Ljudmila und berührte sie am Arm. Die Komtess zuckte zusammen, als sei sie geschlagen worden, und stieß einen spitzen Schrei aus, doch nun gelang es ihr, ihren Blick von Rasputin zu lösen und sich auf Anki zu konzentrieren.
    »Steig rasch ein«, forderte Anki ihre Freundin auf, die der Anweisung eigentümlich mechanisch folgte.
    Anki atmete erleichtert auf. Endlich durfte auch sie aus der Nähe des Starez fliehen. Sie fühlte sich bei Weitem nicht so mutig, wie sie aufgetreten war und wusste, dass ihre Kraft, sich ihm zu widersetzen, nicht mehr lange vorhalten würde. Anki wartete ängstlich, bis Ljudmila eingestiegen war, ehe auch sie den Fuß auf den Tritt setzte. Eine Bewegung neben ihr ließ sie aufschrecken und den Kopf wenden.
    Rasputin war zu ihr getreten, sah sie aber nicht an, sondern über sie hinweg in den inzwischen nächtlichen Himmel. »Das hättest du nicht tun sollen. Ich spreche mit der Mama.«
    Nach diesen gefährlich leise ausgesprochenen Worten wandte er sich ab und stapfte davon. Dabei vermittelte er das Gefühl, dass er sich hier, umgeben von Palastwachen, Soldaten, Politikern und vor allem bei der Zarenfamilie zu Hause fühlte.
    Ein Zittern durchlief Ankis Körper. Ob sie mit ihrem Einsatz für Ljudmila allen Bestrebungen, Robert aus den Fängen des russischen Militärs zu befreien, den Todesstoß versetzt hatte?

Teil 3

Kapitel 44
    Schwerin, Deutsches Reich,
Dezember 1916
    Verdun und Somme hieß das Grauen der Soldaten an der Westfront, Menschenschlangen und die ersten Hungertoten das der Menschen in den Städten. Da waren Helden und ihre Mythen willkommen, so wie die Fokkerplage 34 , die allerdings mit Max Immelmanns Tod und der Tatsache, dass den Franzosen eines der Fokkerflugzeuge in die Hände fiel, ein jähes Ende fanden. Mit Oswald Boelckes Absturz verloren die Deutschen noch im gleichen Jahr ihren zweiten Helden der Lüfte. Nun arbeitete man bei Fokker mit Hochdruck an Verbesserungen, denn die Flugzeuge der Entente waren schneller, stabiler und wendiger geworden.
    Fokker, der einzige Flugzeugbauer, der mit den Frontpiloten lange Gespräche führte und sie nach den Mängeln der Jagdflieger wie auch nach ihren Wünschen befragte, trieb seinen neuen Chefkonstrukteur Reinhold Platz und dessen Team zu immer neuen Höchstleistungen an. Platz, der ursprünglich Schweißer gewesen war, hatte nach dem Absturz von Martin Kreutzer dessen Aufgaben übernommen.
    »Der Alte hat wieder Verbesserungsvorschläge eingebracht«, sagte Reinhold zu Philippe, der gerade unter dem Rohbau eines Versuchsmodells hervorgekrochen war und sich Staub und Holzspäne von der Hose klopfte.
    »Schriftlich?«
    Reinhold lachte. »Du weißt doch, wie das bei uns läuft: Erst nach der Abnahme der Flugzeuge durch die Prüfkommission erstellen wir noch schnell die Konstruktionszeichnungen.«
    »Na, dann erzähl mal«, ermunterte Philippe seinen Vorgesetzten, doch der kam nicht mehr dazu. Zu ihnen trat ein Leutnant, der seine vor Kälte klammen Hände kräftig rieb und dabei ordnungsgemäß die Hacken zusammenschlug.
    Reinhold warf Philippe einen auffordernden Blick zu, da dieser Gruß wohl eher dem Oberleutnant als ihm galt. Philippe verdrehte daraufhin die Augen und wandte sich dem Offizier zu.
    »Albert?!«, entfuhr es ihm, als er den jüngsten Meindorff-Sohn erkannte.
    Der grinste breit, streckte ihm die Rechte entgegen und schüttelte seine kräftig. »Grüß dich, Bruder.«
    »Was tust du hier?«
    »Ich durfte dich als Fluglehrer aussuchen.«
    »Wozu brauchst du einen Fluglehrer? Wolltest du nicht immer zur Artillerie? Aber ich kann den Meister ja fragen, ob wir demnächst auch Mörser und Granatwerfer in die Luft schicken.«
    »Ich werde Jagdpilot.«
    »Nicht, wenn ich dich ausbilde.«
    »Du bringst mir das Fliegen bei, in Metz erhalte ich den letzten Schliff als Feldpilot und dann möchte ich unbedingt in Boelckes ehemalige Staffel. Ich habe bei von Richthofen vorgesprochen. Er meinte, die Jasta 2 könne gut ausgebildete Piloten gebrauchen, und er sprach

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