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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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ausreichenden Abstand zur Kutsche einzuhalten. Die Hufschläge hallten zwischen den einfachen Mietshäusern wider. Nahe dem Haus mit der Nummer 64 hielt der Fahrer hinter einigen dort geparkten wertvollen Kutschen und Automobilen. Die Fahrzeuge muteten in der ansonsten eher leeren, bei diesem Wetter sehr unwirtlichen Straße seltsam fehl am Platz an.
    Der junge Mann schwang sich aus dem Sattel und band die Stute an einer nicht funktionierenden Gasstraßenlampe fest. Der Regen hatte aufgehört; dafür kroch von der Kleinen und der Großen Neva, die alle vier Inseln der St. Petersburger Seite umschlossen, ein zäher, dichter Nebel in die Straßen hinein und ergriff von ihnen Besitz.
    Der Kutscher öffnete die Tür und klappte den Tritt aus. Einen Moment lang kämpfte die aussteigende Frau mit ihrem langen Mantel, bevor sie auf die Pflastersteine trat. Von seinem Beobachtungsposten aus sah er zu, wie die Njanja die Kapuze des Umhangs zurückschob und dabei an der Vorderfront des Hauses hinaufsah. Ob dieses Gebäude ihr Ziel war? Täuschte er sich, oder sprach ihre Körperhaltung von Zweifel und Furcht?
    Ihr Fahrer redete auf sie ein und für einen Augenblick schien es, als gelänge es dem jungen Mann, das Mädchen von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch sie hob energisch den Kopf und ging auf eine Gruppe von Frauen zu, die unter dem überstehenden Dach neben dem Einlass notdürftig Schutz vor dem Regen suchten.
    Das Kindermädchen beachtete die Wartenden nicht, sondern huschte an ihnen vorbei und öffnete die Tür. Nachdem auch der letzte Zipfel ihres Mantels, der um ihre Beine flatterte, aus seinem Blickfeld entschwunden war, stieß er sich von der Hauswand ab und näherte sich den jetzt aufgebracht schimpfenden Frauen. Offenbar fühlten sie sich durch das rücksichtlose Eindringen der Frau übergangen.
    ***
    Mit festem Schritt trat Robert zu der keifenden Gruppe. Er erkannte zwei der Damen und wunderte sich, weshalb sie um diese Uhrzeit im Regen vor einem heruntergekommenen Haus ausharrten. Eine war die Tochter eines reichen englischen Kaufmanns, die andere eine Frau von gut 60 Jahren, die aus der höchsten Gesellschaftsschicht St. Petersburgs stammte und die er bereits wegen ihres erhöhten Blutzuckerspiegels behandelt hatte. Die beiden umklammerten je ein gerahmtes Bild, das sie an ihre Brüste drückten, als hielten sie die Fotografien ihrer verschollenen Kinder oder aber die Ikone eines Heiligen in ihren Händen.
    Für einen Sekundenbruchteil gelang es Robert, einen Blick auf eines der Bilder zu erhaschen. Er zuckte angewidert zurück.
    Rasputin!
    War dies sein Haus? Was suchte ein bodenständiges, liebenswertes Mädchen wie Anki bei diesem großspurigen und anmaßenden Rüpel?
    Robert war ein Mann mit klaren Zielen, festen Moralvorstellungen und präzise arbeitendem Verstand. Sein Entschluss stand fest: Er würde Anki nicht mehr wiedersehen, gleichgültig, wie sehr sie in den vergangenen Tagen sein Herz erobert hatte.
    Ruckartig drehte er sich um und kehrte zu seinem Pferd zurück, wobei ihm jeder Schritt schwerer fiel als der vorherige.
    ***
    Anki bemerkte den kaum unterdrückten Zorn der Frauen, an denen sie sich in dem winzigen Eingangsbereich und auf den Stufen bis zum dritten Stockwerk vorbeizwängte.
    »Versuch es erst gar nicht, Mädchen. Er lässt heute niemanden in seine Nähe.«
    »Lass sie durch. Du weißt, Vater Rasputin hat seine eigenen Vorstellungen. Vielleicht ließ er sie kommen?«
    »Wer ist das denn? Ich hole mir hier schmerzende Beine, und sie darf einfach hinauf?«
    Anki richtete ihren Blick stur geradeaus auf die Tür, die es zu erreichen galt. Ein paar der Frauen wichen zurück und ließen sie passieren, andere stellten sich ihr herausfordernd in den Weg. Bei zweien von ihnen gelang es Anki, sie beiseitezudrücken, eine dritte Frau mit gewaltigem Körperumfang stemmte ihre fleischige Rechte in ihre nicht mehr erkennbare Taille. Mit bedrohlich zusammengezogenen, rotblonden Augenbrauen starrte sie auf Anki hinab. Erstaunlicherweise trat aber auch sie zurück, nachdem Anki sie ein drittes Mal freundlich gebeten hatte, sie vorbeizulassen. Die Frau drückte sich, so weit es ihre Körperfülle zuließ, an das Treppengeländer und presste den duftenden Kuchen in ihren Händen an ihre Brust.
    Anki duckte sich und schob sich an ihr und gleich an zwei hinter ihr stehenden Frauen vorbei, bevor sie endlich direkt vor der Holztür stand. Verunsichert drehte sie den Kopf und schaute die Stufen hinunter. Im

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