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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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die Geräusche von der Eroberungsschlacht um die Festung Lüttich deutlich an Intensität zunahmen.
    »Gott mit dir«, wiederholte er den letzten Satz und guten Wunsch seines Kameraden. Wieder wanderte sein Blick über die auf der zerstampften Wiese ruhenden Männer hinweg. Der jüngste schlief inzwischen ebenfalls, den Finger, an dessen Nagel er zuletzt geknabbert hatte, noch im Mund.
    Sie benötigten diesen göttlichen Schutz dringend!
    13 Einachsiger Karren zum Transport der Artilleriegeschütze.

Kapitel 16
    St. Petersburg, Russland,
August 1914
    Ein kräftiger Regen, vom Wind über den Finnischen Meerbusen in die Stadt getragen, prasselte gegen die Fenster. Um der düsteren, trostlosen Atmosphäre ein Schnippchen zu schlagen, waren im Weißen Salon der Kamin und mehrere Kandelaber auf Kommoden, Tischen und entlang der Wände angezündet worden. Ihr flackernder, warmer Lichtschein ließ das Dunkelgrün der Vorhänge, Polster und Teppiche intensiver wirken und beleuchtete die Ahnenbilder unterschiedlicher Größen und Epochen zwischen den Fenstern, neben den Regalen und entlang der Türfront. Details, die man sonst oft übersah, traten nun hervor, darunter die Porzellantiere auf einem weißen Regalbrett, eine Tabakdosensammlung aus der ganzen Welt auf dem Kaminsims wie auch andere Reisemitbringsel oder Geschenke ausländischer Besucher. Dazu gehörten exotische Musikinstrumente, kolorierte Ansichtskarten, gerahmte Fotografien, gravierte Zinnteller, wertvolle Schmucksteine und zu Ankis Missfallen auch ein abstoßend hässlicher Schrumpfkopf aus Afrika.
    Anki liebte diesen Raum – bis auf den Schrumpfkopf, dem sie demonstrativ den Rücken zukehrte –, weil er wenig von dem sonst im Chabenski-Haus vorherrschenden Prunk besaß. Er war schlicht eingerichtet und durch die weißen und grünen Farbtöne hübsch und heimelig.
    Ihr ältester Zögling und sie hatten auf dem Parkettboden ein Puzzle ausgebreitet. Das Mädchen lag bäuchlings auf einem hochflorigen Teppich, und ihre Füße schwangen in einem monotonen Rhythmus auf und ab. Anki saß ihr gegenüber auf einem Kissen, suchte nach passenden Pappteilen für das farbige Blumenbild und bewegte mit der anderen Hand einen weiß lackierten Schaukelstuhl, in dem die achtjährige Katja eingedöst war, die sich seit dem Morgen mit einer Erkältung herumplagte.
    Sowohl Nina als auch die Njanja wandten ihre Blicke der Tür zu, als sich diese öffnete, begleitet von einem metallischen Knacken. Jelena kehrte an der Hand von Robert Busch von ihrer Untersuchung zurück.
    »Ich war ganz tapfer«, berichtete die Elfjährige stolz und strahlte den Medizinstudenten an. Der zwinkerte ihr zu und ließ das zappelnde Mädchen los. Jelena kuschelte sich an Anki und begann ebenfalls, passende Puzzleteilchen einzufügen.
    »Gemütlich haben Sie es hier.« Sichtlich angetan sah der Mann sich um.
    »Für mich ist dies der schönste Raum im Haus«, gestand Anki und freute sich an Roberts belustigtem Schmunzeln. »Nur dieser widerliche Kopf, der mich da hinter meinem Rücken anstarrt, an den gewöhne ich mich wohl nie.«
    Robert suchte mit den Augen die Regale ab und ging, nachdem er den Schrumpfkopf entdeckt hatte, zu ihm hinüber. »Medizinisch gesehen ein äußerst faszinierendes Stück«, sagte er.
    »Was halten Sie davon, wenn wir den Hausherrn bitten, Ihnen dieses medizinisch faszinierende Stück für Forschungszwecke zu überlassen?«, schlug Anki vergnügt vor.
    Nina und Jelena fielen in Roberts Lachen mit ein.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen, Prinzessin Nina Iljichna?«
    »Wenn Sie uns bei dem schwierigen Puzzle helfen, gern.«
    »Vielen Dank. Ich versuche mein Bestes!« Der Student stellte seine Tasche ab und ließ sich neben Nina auf dem Boden nieder. Die Mädchen beobachteten erstaunt, mit welcher Treffsicherheit der Mann ein Puzzleteil nach dem anderen an der passenden Stelle einfügte.
    Anki, deren Hilfe nicht mehr vonnöten war, richtete sich auf. »Herr Busch, haben Sie heute keine Termine mehr?«
    »Mit meinen Aufgaben bin ich fertig. Ich vernachlässige also weder mein Studium noch Dr. Botkins Patienten.« Der Student warf ihr einen fröhlichen Blick zu und widmete sich wieder den Pappteilchen.
    Schließlich fügten sie das letzte Puzzleteilchen ein, und Nina rief nach Marfa, damit sie ein neues Puzzle aus ihrem Kinderzimmer brachte, auf das sich die beiden Mädchen und ihr Gast mit Begeisterung stürzten.
    Anki erhob sich, streckte ihre schmerzenden Knie und verließ den

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