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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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klaren Blick schenkt, wenn du nur zu mir kommst, auf mich hörst, an meiner Seite bist, ganz mein wirst. Ich gebe dir so viel Süßes, kleine Anki.« Die Stimme des Mannes war zuerst aufbrausend, nahezu bedrohlich geworden und senkte sich nun zu einem heiseren Flüstern.
    Anki wich Schritt für Schritt zurück, als er sich ihr näherte. Aus ihrer Angst wurde Panik. Ihre Lider flatterten, ihr Puls hämmerte spürbar in ihrem Hals. Was sollte sie jetzt tun? Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, Rasputin aufzusuchen!
    Seine Augen schienen zu brennen, obwohl das unzureichende Licht nicht einmal für eine Reflektion hätte ausreichen dürfen. Schließlich befreite sie sich mit einem lautlosen Stoßgebet aus dem Zwang, ihn ansehen zu müssen. Mit der kühlen Wand im Rücken warf Anki einen Blick auf das Bett. Täuschte sie sich oder bewegte sich die Gestalt darin?
    »Sie zitieren Jesaja, Grigori Jefimowitsch Rasputin, und missbrauchen Gottes Wort ganz nach Ihrem Belieben.«
    »Bist du ein gefallener Engel?«, fragte er.
    »Ich bin auf der Suche nach Ljudmila Sergejewna und Jevgenia Ivanowna.«
    Rasputin drehte sich um und stürmte förmlich die wenigen Schritte zum Fenster zurück, als müsse er vor ihr die Flucht ergreifen. Versuchte er sie hinzuhalten?
    »Sind wir nicht alle auf der Suche?« Die ihm eigene Großspurigkeit war wieder zurückgekehrt. »Ludatschka hat gefunden, was sie begehrte. Jenja hingegen …?«
    Erneut bewegte sich die Gestalt in Rasputins Bett. Lange, glatte Haare quollen über die Bettkante. Im Schein der Lampe glühten sie in einer ungewöhnlichen Kupferfarbe auf. Aus Ankis Kehle löste sich ein entsetzter Ausruf: »Luda!«
    Sie stürzte zum Bett und schob die Decke beiseite, um in ein zerkratztes Gesicht zu sehen. Ljudmila war gänzlich unbekleidet und ihr Oberkörper wies deutliche, wenn auch oberflächliche Verletzungen auf. Es schien ihr schwerzufallen, die Augen zu öffnen. Dennoch erkannte sie ihre Freundin, denn ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre bleichen Lippen.
    Anki blickte sich um. Der Russe stand vor dem Fenster und beobachtete gelassen die Szene.
    »Was haben Sie mit Ljudmila gemacht?«, fuhr sie ihn an.
    »Sie wurde befreit. Du wirst das nicht verstehen. Damit du die Erlösung Gottes erfahren darfst, musst du sündigen. Du musst wild und hemmungslos sündigen, damit dir vergeben werden kann. Ich führte Ludatschka dorthin. Jetzt hat sie die Vergebung erlebt. Meine und die Gottes.«
    In Anki brodelte es. Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine so gewaltige Wut in sich verspürt. Nicht einmal an dem Tag, an dem Tilla sie gedrängt hatte, mit den Chabenskis nach Russland zu reisen; als sie von ihrer Schwester erfuhr, wie …
    »Anki, hilf mir!« Ljudmilas Stimme war rau und so leise, dass Anki ihre flehenden Worte kaum verstand. »Bitte bring mich hier weg.«
    »Wo sind deine Kleider?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du darfst Ludatschka jetzt mitnehmen. Die Reinigung verbraucht viel Kraft. Sie muss sich erholen.«
    Anki ignorierte den Mann. Ihre Freundin wurde zunehmend wacher und richtete sich halb auf. Plötzlich schienen ihre Erinnerungen an den vergangenen Abend und die letzte Nacht über sie hereinzubrechen. Panik war in ihren Augen zu lesen. Ihre Hände krallten sich in Ankis rechten Arm. »Jenja! Mein Gott, Jenja!«
    »Ruhig, meine Hübsche. Belaste dich nicht mit dem Leben anderer. Du musst dich nur um dich selbst kümmern«, riet ihr Rasputin und klang dabei erschreckend bedrohlich.
    »Sie ist tot, Anki. Sie ist bestimmt tot!«
    Ein eiskalter Schauer erfasste die junge Niederländerin, ließ sie fröstelnd erzittern. Was sagte Ljudmila nur? Jevgenia sollte tot sein?
    In diesem Augenblick legte sich eine Hand schwer auf Ankis rechte Schulter. Erschrocken zuckte sie zusammen, denn sie hatte den Mönch nicht näher kommen hören. »Ihr Verstand ist noch umnebelt. Sie hat gestern eine Menge russischen Madeira getrunken. Für ein junges Mädchen zu viel. Sie tanzte und …«
    Übelkeit stieg in Anki auf. Rasputins strenger Körpergeruch war ekelerregend, ebenso wie seine langen, ungepflegten Fingernägel, die sich schmerzhaft in ihre Schulter gruben. »Nehmen Sie Ihre Hand weg!«, fauchte sie den Mann an.
    Für einen Augenblick hob er die Hand, aber nur, um sie anschließend auf ihre Brust zu pressen.
    »Fassen Sie mich nicht an!«, schrie sie zornig und versuchte durch ein Zurückweichen seiner Berührung zu entkommen.
    »Du bist die mit der Dunkelheit. Und du überträgst

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