Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
Vom Netzwerk:
Halt suchend streckte sie ihre Hand aus und bekam den Arm von Robert zu fassen, der mittlerweile neben sie getreten war. Ihre Finger krallten sich in sein weißes Hemd.
    »Dass die Sorge um ihre Freundin Sie so mitnehmen würde, ahnte ich nicht.« Fürstin Chabenski ging selbst ein paar Schritte und holte für ihr Kindermädchen einen Stuhl, auf den Anki sich dankbar fallen ließ. Robert hockte sich vor sie und fühlte an ihrem Handgelenk den rasend schnellen Puls.
    »Ich lasse ein Glas Wasser bringen«, schlug Fürstin Chabenski vor und rief nach Nadezhda. Das Dienstmädchen kam dem Wunsch ihrer Herrin eilig nach und drückte Anki ein Kristallglas in die Hand.
    Das Wasser schwappte ebenso aufgeregt umher wie ihre Gedanken, bis Anki das Glas in beide Hände nahm und einige Schlucke trank. Das Getränk und Roberts warme Hand auf ihrem Arm ließen ihre flatternden Nerven ein bisschen zur Ruhe kommen. Endlich gelang es ihr, wieder gleichmäßig zu atmen – und klarer zu denken. Energisch setzte sie sich auf und reichte der besorgt dreinblickenden Nadezhda das Glas zurück.
    »Am besten, ich suche ein paar der Plätze auf, die Ljudmila gern aufsucht, Hoheit. Und Herr Busch könnte vielleicht den Schwestern und Ärzten im nahe gelegenen Krankenhaus vom Verschwinden der Damen berichten, falls sie …«
    Diesmal war es an Fürstin Chabenski, auf ihren unvollendeten Satz hin einen erschrockenen Ruf auszustoßen.
    »Aus ärztlicher Sicht möchte ich Ihnen von der Suche abraten. Sie erlitten soeben einen kleinen Schwächeanfall«, äußerte Robert besorgt.
    Anki bedachte den Medizinstudenten mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das war kein Schwächeanfall, sondern lediglich der Schreck über das Verschwinden meiner besten Freundin. Ich sitze nicht untätig herum, während sie vielleicht meine Hilfe benötigt!«
    Robert verbeugte sich knapp in ihre Richtung, als wolle er damit eine Entschuldigung und gleichzeitig sein Einverständnis für ihr Vorhaben kundtun. Fürstin Chabenski legte ihre zarte Hand auf Ankis Arm. »Die Familien der beiden Damen werden es Ihnen danken. Aber Sie gehen nicht zu Fuß. Es regnet in Strömen und ist dunkel. Da möchte ich Sie nicht ohne eine Kutsche und einen aufmerksamen Begleiter wissen. Ich lasse Alex rufen. Er wird Sie fahren.«
    »Danke, Hoheit«, sagte Anki, froh darüber, den gleichaltrigen Alex als Fahrer zur Seite gestellt zu bekommen, denn sie hatte ihn als treu und verschwiegen kennengelernt.
    »Ich ziehe mir feste Schuhe und den Wettermantel an. Herr Busch, bitte vergessen Sie nicht, sich im Krankenhaus nach den beiden Damen umzuhören, ja?«
    »Ich vergesse es nicht. Aber bitte geben Sie auf sich acht.«
    Bei seinen Worten war Anki schon auf der Galerie, die in einem Halbbogen oberhalb des Foyers und des Festsaals verlief. Sie raffte ihr dunkelblaues Hauskleid und eilte die Stufen hinunter. Falls die Komtess Rasputin besucht hatte und ihr dort etwas zugestoßen war, zählte jeder Augenblick.
    ***
    Das Pferd scharrte mit den Hufen über die nass glänzenden Pflastersteine, auf die der Lichtschein aus den Fenstern helle Flecke warf. Der Regen platschte auf den Reiter herunter, durchnässte seine Kleidung und schwappte schwallartig über die Krempe seines Hutes hinweg, wann immer er den Kopf bewegte.
    Zwischen den Palästen herrschte schummriges Licht, da die dunklen, schwer über den Dächern hängenden Regenwolken jegliche Farbe aus der Küstenstadt gesaugt zu haben schienen.
    Das Geräusch einer schnell fahrenden Kutsche ließ ihn den Blick heben. Der Regen rann ihm in die Augen, und er blinzelte mehrmals, dann erkannte er das Wappen der Chabenskis auf dem Schlag. Mit einem Schnalzen und einem Schenkeldruck trieb er sein Reittier an. Die Stute reagierte unverzüglich, geriet aber auf den nassen Steinen gefährlich ins Rutschen. Nachdem das Tier sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, trug es ihn hinter dem komfortablen Gefährt her.
    Ihr Weg führte sie am Kanal entlang bis zum Nevskij Prospekt und von dort hinab in Richtung Admiralität und Neva. Ratternd rollte die Kutsche über die noch junge Troickij-Brücke auf die St. Petersburger Seite. Hinter der Regenwand war die Haseninsel mit der gewaltigen Peter-und-Paul-Festung nur ein unscharfer, grauer Fleck. Eine Zeit lang folgte der Reiter dem Wagen über den Kamennoostrovskij Prospekt, bis dieser in die deutlich schmalere Gorokovskaja-Straße einbog.
    Der Verfolger hielt sein Pferd zurück, sorgfältig darauf bedacht, einen

Weitere Kostenlose Bücher