Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)
sich von Robert und bat ihn schüchtern um Verzeihung.
»Ich trage Sie in die Kutsche«, schlug er leise vor.
»Ich kann bestimmt gehen.«
»Keine Widerrede, bitte. Sie sind hart auf den Hinterkopf gefallen und sehen sehr blass aus.« Ohne weitere Widerworte abzuwarten hob Robert sie hoch. Dabei kam ihr Kopf an seiner Schulter zu liegen, sodass sie mit jedem Atemzug den Duft seines Rasierwassers einatmete. Er trug sie behutsamen Schrittes zur Droschke, während der Kutscher ihnen eine Gasse durch die Menge der Schaulustigen bahnte und die Tür aufhielt.
»Lehnen Sie sich am besten in die Ecke. Ich gebe dem Fahrer die Adresse der Chabenskis und setze mich anschließend neben Sie.«
Anki folgte seinem Vorschlag und setzte sich in eine Ecke der Kutsche, froh darüber, dass sie ihren Kopf anlehnen durfte. Jede noch so leichte Bewegung schmerzte sie unerträglich. Deshalb gelang es ihr beim ersten Anrucken des Gefährts auch nicht, ein gequältes Aufstöhnen zu unterdrücken.
Robert beugte sich ihr entgegen und ergriff ihre verkrampften Hände. »Der Weg zu den Chabenskis ist Gott sei Dank nicht weit.«
»Ja.« Anki flehte im Stillen Gott an, dass sie diese Fahrt überleben würde, so stark empfand sie ihre Schmerzen.
***
Die Kutsche stand still. Nur das Schnauben der Pferde und das Knarren des Geschirrs drangen ungewohnt laut in das Wageninnere. Waren sie bereits an ihrem Ziel angelangt? Irritiert öffnete Anki die Augen und bemerkte zu ihrer Überraschung, dass sie in Roberts Armen lag. Sie hörte sein kräftig schlagendes Herz, sein Atem strich über ihren Nacken, da ihr Kopf an seiner Brust ruhte, während sein linker Arm sie stützte. Sie musste erneut das Bewusstsein verloren haben, dieses Mal über einen längeren Zeitraum.
Vorsichtig richtete sie sich auf, wobei ihr Gesicht dem seinen sehr nahe kam. »Entschuldigen Sie bitte.« Mehr als ein Flüstern brachte sie nicht zustande.
Robert sah sie lange ernst an und hielt ihren Blick dabei mühelos gefangen. In seinen Augen schienen Sorge und Freude zugleich zu liegen. Erneut bescherte seine Nähe ihr dieses aufgeregte, nahezu berauschende Gefühl.
»Es ist an mir, um Verzeihung zu bitten. Als Ihr Begleiter habe ich nicht gut genug auf Sie achtgegeben.«
Bevor Anki ihm widersprechen konnte, legte er seinen Zeigefinger zart auf ihre Lippen und entließ sie aus seinen Armen, indem er sie überaus vorsichtig aufrichtete.
Von draußen drangen eilige Schritte und erregte Stimmen in das Kutscheninnere. Selbst diese Geräusche empfand Anki als viel zu laut und aufdringlich.
Der Kutscher öffnete die Tür, und sie blickte in das erschrockene Gesicht von Fürstin Chabenski. »Wie geht es Ihnen, Fräulein Anki? Der gute Mann hier hat mich mit seiner Nachricht furchtbar erschreckt. Sie sehen tatsächlich sehr mitgenommen aus. Herr Busch, ob Sie unsere Njanja hineintragen könnten?« Fürstin Chabenski rang nervös die Hände und trat beiseite, als der Student ausstieg. Er verbeugte sich, doch die Frau wehrte fast unwirsch ab. »Bringen Sie das Mädchen bitte in den Weißen Salon. Dort hält Fräulein Anki sich gern auf und wird sich wohlfühlen. Was ist denn nur geschehen?«, stammelte ihre Arbeitgeberin aufgeregt.
Robert wartete, bis Anki auf der Sitzbank an die Tür gerutscht war, bevor er sie erneut auf seine Arme nahm. Während er mit ihr durch das Foyer schritt, hörte sie zu ihrer Erleichterung, dass Fürstin Chabenski den Kutscher hereinbat, damit er eine Mahlzeit und eine Entlohnung für seine Dienste erhielt.
Behutsam stieg Robert die Stufen hinauf und bettete Anki überaus sanft auf die Chaiselongue des Weißen Salons. Er erhob sich, drehte sich um und schob mit einer flinken Handbewegung ein gerahmtes Bild vor den Schrumpfkopf, was Anki ein zaghaftes Lächeln entlockte.
»Wir wollen ja, dass es Ihnen rasch besser geht, wobei ich befürchte …« Robert kniete vor sie und betastete vorsichtig ihren Hinterkopf.
»Was ist mit Fräulein Anki?«, wollte die vom schnellen Treppensteigen atemlose Fürstin wissen. Mit besorgter Miene ließ sie sich auf einem Stuhl nahe Ankis Lager nieder.
»Eine Gehirnerschütterung, Hoheit. Mit viel Ruhe in einem abgedunkelten Raum dürfte Ihre Njanja bald wiederhergestellt sein.«
»Gott sei Dank! Ich stelle Nadezhda zu ihrer Pflege ab. Kommen Sie bitte, lassen wir Fräulein Anki schlafen, und Sie unterweisen währenddessen Nadezhda.«
Anki fühlte sich entsetzlich müde und der Schmerz in ihrem Kopf signalisierte ihr,
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