Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
Vom Netzwerk:
möglichst jede unbedachte Bewegung zu vermeiden. Sie spürte, wie Robert seine Hand einen Wimpernschlag lang zärtlich auf ihre Wange legte, ehe er sich erhob und der Fürstin hinausfolgte. Sie ließ die beiden gehen, obwohl sie gern in ihr eigenes Zimmer gebracht worden wäre. Von draußen drangen die aufgeregten Stimmen der Mädchen herein. Ihre Schützlinge wollten wissen, was mit ihrer Njanja geschehen war. Die Antwort des Arztes und das Schließen der Tür nahm Anki nur noch wie durch einen dichten, alle Geräusche verschluckenden Nebel hindurch wahr, bevor sie einschlief.

Kapitel 19
    Schwerin, Deutsches Reich,
September 1914
    »Der Alte kommt!«, warnte Hans Schmidt halblaut, was Philippe zum Grinsen brachte. Der Alte , Anthony Fokker, war nicht nur jünger als Philippe, sondern auch als viele seiner Angestellten. Gelegentlich führte Anthony potenzielle Geschäftspartner und interessierte Militärs durch seine Werkshallen, die ihm zwar alle aufmerksam zuhörten, dann aber nach Fokker senior fragten, um das Geschäftliche zu klären. Spätestens, wenn es an Vertragsverhandlungen und dabei ans Eingemachte ging, bemerkten die Besucher, dass der junge Niederländer sehr wohl wusste, wovon er sprach und vor allem, was er wollte!
    Anthony betrat die Werkshalle 25 nicht von den Büroräumen, sondern von der Seeseite aus. Einige Arbeiter zogen grüßend die Mützen; Philippe und Hans wischten sich die Hände an ein paar Lumpen sauber und traten ihrem Chef entgegen.
    »Hans, der Kreutzer möchte dich sprechen. Er ist unten in der 26.«
    »Schon wieder Probleme?«, knurrte Hans, warf den Lappen auf den Holzboden und stiefelte davon.
    »Wie sieht es mit neuen Motoren aus?«, erkundigte Philippe sich bei seinem Arbeitgeber. Er zeigte auf eine Reihe Flugzeugteile, die zum Zusammenbau vorbereitet waren, aber noch nicht zu den Hallen am Flugfeld Görries abtransportiert wurden, weil es einmal mehr an leistungsstarken Motoren mangelte. Seit Kriegsbeginn war die Nachfrage nach Flugzeugen in allen Flugzeugwerken drastisch gestiegen und der Konkurrenzkampf gestaltete sich nahezu mörderisch. Fokker äußerte sich gelegentlich ungehalten darüber, dass deutsche Fabrikanten ihm bei der Vergabe der raren wirklich erstklassigen Motoren vorgezogen wurden.
    »Das ist einer der Gründe, weshalb ich zu dir gekommen bin. Ich kann heute Nachmittag den Leutnants keinen Flugunterricht erteilen. Ich fahre mal wieder nach Berlin und versuche, an ein paar Motoren zu gelangen. Du musst für mich einspringen.« Anthony deutete auf Philippes Uniformjacke, die achtlos über einer unbenutzten Werkbank lag. Das Fliegerabzeichen schimmerte in den zur Tür hereinfallenden Sonnenstrahlen hell auf.
    Philippe nickte scheinbar gelassen; Anthony wusste genau, womit er ihn aufziehen konnte: Zwangsläufig in die Fänge des Deutschen Heers zurückgekehrt hatte man Philippe aufgrund seiner Fähigkeiten und seines Studiums im Flugzeugbau und in der Ausbildung dringend benötigter Piloten belassen. Allerdings war jemand auf die Idee gekommen, aus ihm einen Oberleutnant zu machen, da die Flugschüler der Armee alle zumeist den Rang von Leutnants innehatten und von einem Hauptmann beaufsichtigt wurden.
    »Und was ist der zweite Grund?«, hakte er nüchtern nach und versuchte noch immer, das Öl von seinen Händen zu reiben.
    »Soeben erreichte mich ein Telefonanruf vom Flugplatz. Meine charmante Landsmännin Demy van Campen ist dort auf der Suche nach dir! Ich versprach, dich hinüberzuschicken.«
    Philippe runzelte die Stirn und warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine Baupläne, denen er bei Anthonys Eintreten den Rücken zugewandt hatte.
    »Du arbeitest fast so viel wie ich, was bedenklich ist! Also gönne dir ein paar Stunden Pause, bevor diese verrückten Offiziere wieder in meine wertvollen Schulflugzeuge steigen! Demy ist doch ein nettes Mädchen!«
    Philippe grinste freudlos, warf den Lappen zu dem von Hans und schnappte sich mit spitzen Fingern seine Uniformjacke, als sei sie schmutzig, nicht aber seine Hände. War Demy ein nettes Mädchen, wie Anthony behauptete? Philippes linker Mundwinkel zuckte leicht nach oben. Er würde sie niemals als nettes Mädchen bezeichnen! Eigenwillig, temperamentvoll, undurchschaubar, das traf es viel eher. Allerdings hatte er schon vor Wochen mit einem Besuch von ihr gerechnet – und zwar vor Wut kochend! Nachdem auf seine Zustimmung zu der Verlobung mit ihr weder von seinem Pflegevater noch von der jungen Dame eine

Weitere Kostenlose Bücher