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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Reaktion gekommen war, gab es Zeiten, in denen er dieses Gespräch schlichtweg vergaß. Erinnerte er sich daran, fragte er sich jedoch verwundert, weshalb das aufmüpfige Persönchen diese über ihren Kopf hinweg getroffene Verlobung so stillschweigend tolerierte. Sah auch sie die Vorteile darin? Dennoch – zumindest ein klein wenig Widerstand hatte er von ihr erwartet.
    Mit energischen Schritten verließ er die Halle und warf einen Blick auf das silber glänzende Wasser des Schweriner Sees, ehe er das Werksgelände überquerte und auf die Hinterhof-Straße 17 trat. Vor dem Zaun zum jüdischen Friedhof parkte der 1909er Opel, den er sich mit ein paar Kollegen aus dem Werk teilte.
    Bedächtig kurbelte er den Motor an, stieg ein und fuhr an den idyllischen Seen vorbei in Richtung Görries. Beim Flugfeld angekommen passierte Philippe das Fliegerheim und die technischen Gebäude und hielt den Wagen schließlich in Höhe des Kasinos und der Zuschauertribünen an. Während das knatternde Motorengeräusch erstarb, verharrte er nachdenklich auf dem Fahrersitz und betrachtete seine ölverschmutzten Hände, mit denen er das Lenkrad umfasste.
    Was veranlasste Demy, rund einen Monat nach seinem Gespräch mit Meindorff hierher nach Schwerin zu reisen, um ihn zu sehen? Mit schlechten Nachrichten von der Front, was Hannes anbelangte, rechnete er nicht. In dem Fall hätte ihn ein Telegramm aus dem Hause Meindorff erreicht. Demnach musste es etwas geben, das Demy ihm persönlich mitteilen wollte.
    Philippe lehnte sich im Sitz zurück und faltete die Hände in seinem Nacken. Freute er sich darauf, das Mädchen wiederzusehen? Die Zeit mit ihr war kurzweilig gewesen, da sie amüsant und immer für eine Überraschung gut war, gleichgültig, ob sie sich ihm gegenüber nun freundlich oder widerborstig verhielt.
    »Fein! Zumindest ein schlechtes Gewissen scheint vorhanden zu sein, wobei ich eigentlich anzweifle, dass Sie überhaupt ein solches besitzen!«
    Philippe nahm die Arme herunter und drehte den Kopf. Über die Tür des Opels hinweg blitzte Demy ihn kampflustig an.
    »Guten Tag, Demy!«
    »Ich bezweifle, dass dies heute ein guter Tag für Sie wird, Herr Leutnant!«, gab sie patzig zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Oberleutnant, bitte!«, korrigierte er sie, aufgebracht über ihren bissigenTonfall. Die ihm bereits vertrauten Falten auf ihrer schmalen Nase verrieten ihm, dass die Kunde von seiner Beförderung noch nicht bis nach Berlin durchgedrungen war. Doch sie fasste sich schnell und strich sich, offenbar leicht befangen, das modische, blaue Kostüm glatt.
    »Wie auch immer; ich muss mit Ihnen sprechen und hatte mir eigentlich vorgenommen, das in aller Ruhe zu tun.«
    »Das scheint jedoch einfach nicht in Ihrer Natur zu liegen«, gab er zurück und fing sich dafür einen vernichtenden Blick ein.
    »Wundert Sie das?«
    »Ob mich das wundert? Sie tun ja gerade so, als sei ich schuld an Ihrem Gefühlsausbruch.«
    Demy schnappte nach Luft. »Ich tue nicht nur so! Wie kommen Sie auf den aberwitzigen Gedanken, Ihrem Vater zu sagen, wir seien verlobt?«
    »Das zu bemängeln fällt Ihnen aber reichlich spät ein!«
    »Spät?« Die junge Frau spie ihm das Wort förmlich entgegen. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitmenschen schien sie vor ihm und seiner meist kurz angebundenen, abweisenden Art keine Scheu zu empfinden. Das wiederum nötigte ihm Respekt ab. Wütend nahm sie die Hände herunter und ballte sie zu kleinen, festen Fäusten, was jedoch wenig bedrohlich wirkte.
    »Ich besitze nun einmal kein Flugzeug und musste mit dem Zug und seinem den Kriegsplänen der Armee angepassten Fahrplan vorliebnehmen, Herr Oberleutnant ! Dafür, dass der Herr Rittmeister mir die Verlobungsanzeige in der Zeitung erst beim Frühstück unter die Nase hielt, war ich flott hier, um Ihnen ins Gesicht zu sagen, wie arrogant und hinterhältig ich Ihr Tun finde!«
    Philippe sprang über die Tür des Wagens und ergriff die vor Wut zitternde Demy an beiden Ellenbogen. Sie versuchte, sich von ihm freizumachen, doch er hielt sie eisern fest und erwiderte mit tiefer, bedrohlich klingender Stimme: »Sie erfuhren davon aus der Presse? Heute Morgen?«
    »Sehr geschickt eingefädelt, Herr Oberleutnant , wenngleich in der Anzeige nicht stand, aus welchem Grund Sie derartige Übereinkünfte mit Ihrem Vater treffen!«
    »Demy, es tut mir sehr leid! So war das Ganze nicht gedacht!«
    Sie hatte bereits zum Sprechen angesetzt, schloss aber den Mund wieder,

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