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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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wohl, weil sie ihm seine Betroffenheit ansah. Für einen Moment schwieg sie, wobei sie ihn mit leicht geneigtem Kopf und aufgebracht zusammengezogenen Augenbrauen intensiv musterte. »Dann erklären Sie mir bitte, wie es gedacht war!«, forderte sie ihn schließlich auf. Ihre Stimme klang ruhiger, fast freundlich, und die Falten auf ihrer Nase glätteten sich.
    »Gehen wir ein Stück?«, lud er sie ein. Die neugierigen Gesichter einiger Monteure, Piloten und Militärs neben dem Kasino luden nicht gerade dazu ein, weitere Streitgespräche in ihrer Hörweite zu führen.
    Demy, die seinem Blick folgte, drehte sich nach den Männern um und fragte mit lauerndem Tonfall: »Noch nie ein Paar streiten gehört, die Herren?«
    Eine Gruppe Leutnants drehte sich peinlich berührt um und stapfte davon, einige Piloten grinsten, während andere ihre frechen Worte mit einem vorwurfsvollen Blick quittierten. Nach einem ersten Schreck über ihre Unverfrorenheit konnte auch Philippe ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Er bot ihr galant den Arm, den sie aber rundweg ausschlug. Mit raumgreifenden Schritten ging sie vor ihm her in Richtung Schwerin. Dabei wirbelte der figurbetonende Rock ihres blauen Kostüms um ihre Beine und der Seitenschlitz mit den großen Knöpfen, die aussahen, als hätte Demy vergessen sie zu schließen, offenbarte gelegentlich einen Blick auf schlanke Fesseln über flachen Schnallenschuhen. Der leichte Seidenstoff am Ärmelaufschlag und am Kragen ihrer Kostümjacke flatterte im Wind und der Hut, der vorn am Gesicht wie aufgekrempelt wirkte, vervollständigte das Bild einer perfekten Dame, das im deutlichen Widerspruch zu ihrem Marschschritt stand.
    »Bei diesem Tempo wären Sie zu Fuß schneller hier gewesen als mit der Bahn«, foppte er sie.
    »Lassen Sie Ihre Späße , Herr Oberleutnant. Erklären Sie mir lieber, was Sie geritten hat, eine Verlobung mit mir zu verkünden!«
    Philippe registrierte, dass sie zumindest seinen Offiziersrang nicht mehr dazu gebrauchte, ihn zu verspotten. Allerdings fragte er sich, woher sie wissen konnte, dass ihm dieser unwichtig war, ja nicht einmal behagte. Lag dies allein in dem Umstand begründet, dass er seine Beförderung nicht dem Hause Meindorff mitgeteilt hatte? Aber offenbar sprach man in diesem Haushalt gar nicht mehr miteinander! Wie konnte der Rittmeister Demy ihre eigene Verlobungsannonce unter die Nase halten und sie damit vor vollendete Tatsachen stellen? Damit hatte sein Ziehvater sich noch gefühlloser verhalten, als er dies all die Jahre ihm gegenüber gewesen war. Und schon er hatte darunter gelitten!
    Philippe erzählte Demy in nüchternen, knappen Worten von seiner Unterhaltung mit Meindorff. Sie schwieg die ganze Zeit über, doch ihre Schritte wurden zunehmend langsamer. Eingerahmt von einem Flusslauf auf der einen Seite ihres Spazierweges und auf der anderen von einem der vielen Seen dieser Gegend blieb sie stehen. Sie wandte ihm den Rücken zu und blickte über die vom Wind gekräuselte Wasseroberfläche.
    Er schloss mit den Worten: »Ich nahm an, der Rittmeister würde spätestens am nächsten Tag das Gespräch mit Ihnen suchen.«
    »Und über mehrere Wochen fiel Ihnen nicht auf, dass ich nicht kam, um Ihnen den Kopf abzureißen?«, fragte sie in einer Mischung aus beißendem Sarkasmus und Galgenhumor.
    Philippe lächelte, trat neben sie und warf ihr einen prüfenden Blick zu. Ihre Augen unter der eigentümlichen Hutkrempe waren in die Ferne gerichtet. Da die Sonnenstrahlen zwischen den schlanken, im Wind bewegten Zweigen einer Trauerweide auf sie fielen, huschten zuckende Schatten über ihr Gesicht. »Warum schon wieder ich?«, hörte er sie ungewohnt scheu fragen. »Ist es mein ewiges Los, für irgendwelche Herren als Pseudoverlobte herhalten zu müssen, damit sie ihren eigentlichen Zielen und Wünschen nachgehen können? Wer kommt nach Ihnen? Albert? Und nach ihm einer der Meindorff-Vettern? Ich fürchte nur, irgendwann bin ich zu alt für diese Berufung!«
    »Dass Sie durch die Verlobung mit mir davor geschützt sind, einen von Meindorff ausgesuchten Kandidaten zu ehelichen, sehen Sie doch auch!«
    »Was für ein hilfreicher Hinweis!« Nun fauchte sie wieder wie eine Wildkatze. »Und wie praktisch für Sie, Herr Oberleutnant! Womöglich erwarten Sie von mir auch noch Dankbarkeit?« Ihr Tonfall wurde deutlich schärfer, was er ihr nicht einmal verdenken konnte.
    »Ich kann Ihnen Ihren Zorn nicht verübeln. Es war mein Fehler, Sie nicht über die

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