Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
Vom Netzwerk:
Abmachung in Kenntnis zu setzen …«
    » In Kenntnis zu setzen ?« Demy wirbelte herum, und dieses Mal trafen ihre Fäuste – mit mehr Wucht, als er ihr zugetraut hätte – auf seinen neuen Uniformrock. »Sie sind noch arroganter, als ich angenommen hatte!«
    Wieder schlug sie ihm ihre Fäuste vor die Brust, doch diesmal ergriff er ihre Hände und hielt sie eisern fest. Mochte sie ihn verbal mit Vorwürfen überhäufen, aber er würde nicht zulassen, dass sie ihn noch einmal schlug! Aus dem Alter, sich mit jemandem zu prügeln, müsste selbst sie inzwischen heraus sein!
    »Diese Meindorffs sind allesamt unfähig, Gespräche zu führen. Zu mehr als dazu, Befehle zu erlassen und über die Köpfe anderer Leute hinweg Entscheidungen zu treffen, reicht ihre Kommunikationsfähigkeit offenbar nicht aus«, schimpfte Demy ungehalten. »Ist Ihnen niemals der Gedanke gekommen, dass ich mich ausgenutzt fühlen könnte? Oder dass ich mich vielleicht mit fairen Absprachen und ein paar Vorteilen für mich zu einem Arrangement dieser Art hätte überzeugen lassen!? Dass es womöglich einen Mann in meinem Leben geben könnte, bei dem diese Anzeige …« Demy, die immer lauter geworden war, hob in einer wild anmutenden Bewegung die Arme. Er musste sie loslassen, um ihr nicht wehzutun. Sofort drehte sie sich von ihm weg.
    Philippe betrachtete ihre bebenden Schultern, und seine ohnehin vorhandenen Gewissensbisse wuchsen zu einem beklemmenden Gefühl in seiner Magengegend an. Demy war unbestreitbar im Recht. Er hatte in dem Augenblick gewusst, dass er sich unfair verhielt, als er sein Einverständnis zu dieser Verlobung gab. Und an die Möglichkeit, es könne einen anderen Mann in Demys Leben geben, hatte er tatsächlich keinen Gedanken verschwendet. Kräftig biss er die Zähne zusammen. Er musste Abbitte leisten. Oder besser: Diesem Kerl eine Tracht Prügel verpassen, weil er dieses großartige Mädchen nicht längst geheiratet und von den Meindorffs weggeholt hatte.
    Nach einem tiefen Atemzug betrachtete er seine noch immer schwarzen Handflächen. Die Vorstellung, Demy könne einen fremden Mann lieben, behagte ihm nicht! Und diese Sichtweise hing keinesfalls damit zusammen, dass er das Paar mit seinem Einverständnis zu ihrer Verlobung womöglich in Schwierigkeiten manövriert hatte! »Wenn es da einen Mann gibt, Demy, spreche ich mit ihm, und wir lösen die Verlobung sofort auf. Die Berliner sind Kummer mit mir gewohnt!«, bot er dennoch an.
    »Es gibt keinen«, erwiderte sie leise und mit kaum verstecktem Schmerz in der Stimme. Philippe war einen Moment versucht, sie tröstend in die Arme zu schließen, befürchtete aber, sie würde ihm als Antwort das Gesicht zerkratzen.
    »Es gibt kaum Möglichkeiten für mich, jemanden kennenzulernen. Ich bin in diesem Haus eingesperrt, meine Bekanntschaften werden gezielt in die Wege geleitet und noch immer haftet der Ruf der verprellten Braut an mir. Offenbar nimmt man an, mit mir stimme etwas nicht, weil Hannes eine einfache Arbeiterin und die damit verbundene Enterbung einer Ehe mit mir vorzog.«
    »So streng überwacht kann Ihr Leben nicht sein, sonst wäre eine Zugfahrt ohne Begleitung nach Schwerin nicht möglich gewesen.«
    »Geheimniskrämereien sind meine Spezialität«, lautete ihre Antwort. Der Seitenblick, den sie ihm dabei zuwarf, enthielt wieder den Schalk, den er an ihr so hinreißend fand. Er ließ ihn beinahe übersehen, dass sie soeben die eine oder andere Heimlichtuerei zugegeben hatte. Aber nur beinahe!
    »Demy, ich möchte mich in aller Form bei Ihnen entschuldigen.«
    »Entschuldigung angenommen. Und jetzt überlegen wir, wie wir das Beste aus der Situation machen. Und ich denke, einige klare Absprachen sind sinnvoll.«
    Philippe war einen Moment sprachlos, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach, das weit über den See getragen wurde und ihm einen verwunderten Blick von Demy einbrachte. Hatte sie ihn denn noch nie lachen hören?
    17 Heute: Bornhövedstraße

Kapitel 20
    An der Marne, Frankreich,
September 1914
    »Der Pilot hat bestätigt, dass Taxis Soldaten transportiert haben!« Bubi lachte kopfschüttelnd. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, nahm er die Zunge zu Hilfe, um die letzten Reste der undefinierbaren Pampe, die heute ihre Mahlzeit darstellen sollte, aus seinem verbeulten Blechnapf zu lecken.
    Hannes verzog das Gesicht. Er litt seit Wochen Hunger. Zu Beginn ihres Feldzugs hatte er sich noch davor gescheut, sich an den unreifen Früchten auf den Feldern

Weitere Kostenlose Bücher