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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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Familie Bergstrom. Ich habe Ihnen etwas gegen das Fieber gegeben, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis Sie wieder ganz gesund sind.«
    Maksim nickte schwach. Seine Augen suchten Felicia. Sofort kauerte sie neben ihm. »Maksim! Du bist sehr krank. Du kannst auf keinen Fall hierbleiben. Jemand muß sich um dich kümmern. Wo... ist denn Mascha?«
    Mascha... jetzt fiel ihm alles wieder ein.
    »Mascha ist fort. Sie mußte fliehen.«
    »Und sie hat dich hier ganz allein zurückgelassen?«
    »Ilja sollte kommen. Er wird kommen. Laß mich nur...«
    »Wir lassen Sie gar nicht, junger Mann«, brummte der Arzt,
    »Sie müssen jetzt versuchen, sich auf uns zu stützen und mit zu meinem Auto zu kommen. Kommen Sie, ich helfe Ihnen!«
    Maksim schüttelte schwach den Kopf. »Ich möchtehierbleiben. Gehen Sie nur.«
    »Würde ich ja gern. Aber ich habe das Gefühl, Madame Lombard besteht darauf, Sie mitzunehmen. Und dafür sollten Sie ihr dankbar sein. Ich weiß, daß Sie zu den Bolschewisten gehören, und wahrscheinlich bringt Sie der Gedanke, Ihr Lebenzwei besonders üblen Angehörigen der Bourgeoisie zu verdanken, fast um den Verstand. Aber geben Sie Ihre verdammte Arroganz auf. Wenn ihr Revoluzzer krank seid, braucht ihr einen Arzt wie alle anderen Menschen auch, da kann euch sonst nicht mal die Partei helfen. Auf jetzt!« Mit einem kräftigen Ruck zog er Maksim hoch und stellte ihn auf die Füße. Felicia erschrak. Nun erst konnte sie richtig sehen, wie krank Maksim war. Bei jedem Atemzug rasselte es in seiner Brust, als schlügen dort Ketten gegeneinander. Er schwankte leicht und legte hilfesuchend einen Arm um die Schulter des Doktors. Der grinste. »Geht doch, Genosse, oder?«
    Es dauerte lange, bis sie Maksim die Kellertreppe hinaufgeführt hatten. Vom Fieber geschüttelt, sank er auf dem Autositz zusammen. Felicia betrachtete ihn angstvoll. »Er wird es doch schaffen, Doktor?«
    »Der schafft es. Der will es schaffen. Ihn halten seine Ideale aufrecht. Und wahrer Idealismus gibt viel Kraft. Viel mehr, als wir uns vorstellen können. Aber Sie«, Luchanow musterte Felicia streng, »Sie sollten sich mal ausruhen. Der Tag scheint ein bißchen anstrengend gewesen zu sein. Erst laufen Sie bei der Hitze durch die halbe Stadt, dann finden Sie diesen Mann, rennen wie eine Wahnsinnige zu mir und regen sich ganz furchtbar auf. Außerdem haben Sie wahrscheinlich noch nichts gegessen heute, oder?«
    »Nein. Aber ich hab auch keinen Hunger.«
    »Sie kommen beide mit zu mir. Sie brauchen Ruhe.«
    »Das können wir nicht annehmen.«
    »Belle und ich sind gute Freunde. Ich werde deshalb ja wohl etwas für Belles Nichte tun dürfen. Zurück an den TwerskijBoulevard könnt ihr jedenfalls nicht!« Ein schlauer Seitenblick streifte Felicia. Sie erwiderte ihn offen. »Nein, das können wir nicht, Dr. Luchanow, Sie wissen wohl, daß Oberst von Bergstrom verhaftet worden ist?«
    »Ich hörte davon.«
    »Wissen Sie, ich kam hierher, um etwas über sein Schicksal zu erfahren. Ich dachte, Maksim könnte mir helfen, aber nun dürfte er wohl kaum dazu in der Lage sein.«
    »Kaum. Weshalb kam Belle nicht selbst?«
    Felicia zögerte. »Belle ist krank«, sagte sie schließlich.
    »Ernst?«
    »Tuberkulose. Miliartuberkulose, nannte es der Arzt.«
    Luchanow zuckte zusammen. »Belle... so krank?« Dann gewahrte er die tiefe Blässe auf Felicias Gesicht. Rauh drückte er ihre Hand. »Armes Mädchen, mit einer ziemlich desolaten Gesellschaft sind Sie belastet! Dieser lungenentzündete Bolschewik, und daheim die schwindsüchtige Belle. Aber Sie schaffen es. Sie sehen nicht aus wie jemand, der sich unterkriegen läßt.« Wieder trat das schlaue Funkeln in seine Augen. »Die Situation ist Ihnen gar nicht unlieb, wie? Ich habe bemerkt, wie Sie diesen Marakow angesehen haben. Sein Zustand zwingt ihn in Ihre Hände. Ein netter Schachzug des Schicksals, nicht?«
    Felicia antwortete nicht. Luchanow lachte, dann sagte er: »Sie beide können für ein paar Tage meine Gäste sein. In dieser Zeit werde ich versuchen, ob ich etwas über Oberst von Bergstrom herausfinden kann. Aber versprechen Sie sich nicht zuviel. Ich muß vorsichtig sein, und die Lage ist schwierig.«
    »Vielen Dank, Doktor. Sie tun so viel. Belle kann glücklich sein, einen solchen Freund zu haben.«
    »Wer wäre nicht Belles Freund«, gab Luchanow kurz zurück, und Felicia begriff, daß der Arzt wie die meisten Männer in ihre Tante verliebt gewesen war.

    Seltsam, daß alles so gekommen war. Ihre

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