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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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hatte kaum je das Glück, hier bewirtet zu werden.«
    »Einen Whisky?«
    »Aber gern!«
    Sie reichte ihm das Glas. Er prostete ihr zu. »Auf eine gute Zusammenarbeit, Felicia... äh, wie heißen Sie jetzt eigentlich?«
    »Lavergne, Felicia Lavergne.«
    »Ah. Klingt doch gut. Wolff und Lavergne!«
    »Ich wäre eher für Lavergne und Wolff«, berichtigte Felicia. Wolff sah sie aufmunternd an. »Nicht verzagen. Wenn Sie dreißig Prozent zurückerobert haben, also insgesamt fünfzig Prozent der Besitzanteile Ihr eigen nennen, lasse ich Ihnen den Vortritt.«
    »Gut. Zu einer Zusammenarbeit sind Sie also bereit?«
    »Natürlich. Wenn Severin Sie bevollmächtigt, seine Geschäfte zu übernehmen. Und Sie es sich tatsächlich zutrauen...«
    »Severin wird mir eine Vollmacht ausstellen. Und was mein Selbstvertrauen angeht, sollten Sie sich keine Sorgen machen. Es ist ziemlich ausgeprägt.«
    Wolff trank seinen Whisky und leckte sich behaglich die Lippen. »Mich würde interessieren, warum Sie das tun. Ich meine, hier den Karren aus dem Dreck ziehen. Sie haben mit den Lombards nichts mehr zu tun, und nach allem, was ich gehört habe, sind Sie doch fein raus inzwischen. Haben Sie nicht alles, was Sie brauchen?«
    »Ich glaube, das ist meine Sache.«
    »Oh, sicher. Sie müssen's mir auch nicht sagen, ich weiß es sowieso. Ihrem geschiedenen Mann wollen Sie es beweisen, stimmt's? Deshalb sind Sie gekommen mit einer Miene wie ein General kurz vor dem Angriff. Sie wollten damals seine Hilfe, er hat sie Ihnen nicht gegeben. Sie flüchteten in das warme Nest einer Ehe, aber Sie fanden keinen Frieden. Friede ist für Sie erst nach dem Sieg.«
    »Reden Sie doch nicht so dumm daher. Mein geschiedener Mann ist mir völlig gleichgültig.«
    »Ist er nicht. Sie sind verrückt nach ihm. Das konnte man immer sehen. Es ist heute so, und es wird immer so sein.«.
    »Sie gehen zu weit.«
    »Richtig. Euer gesellschaftliches Parkett war mir schon immer zu glatt. Was mich einen Dreck kümmert. Ich habe Geld, und wer Geld hat, kann sich schlechtes Benehmen leisten. Ihre schwarze Seele auszuloten, Felicia Lavergne, macht mir allzu viel Spaß. Ihre Unverfrorenheit hat etwas so Belebendes. Wie Sie nach München kamen und Ihrem Mann hochschwanger gegenübertraten... ach, schade, daß ich gehen mußte! Wer ist der andere Mann in Ihrem Leben? Sicher nicht der, den Sie nun geheiratet haben, oder? Frauen wie Sie lieben es, Männer zu lieben, von denen sie nichts zurückbekommen - außer dann und wann einen niedlichen kleinen Bastard. Arme Felicia, Sie werden sich nie entscheiden können! Und Sie sind absolut maßlos, in jeder Beziehung. Das macht den Wettkampf mit Ihnen so spannend!«
    Felicia hatte unbewegt zugehört. »Sind Sie fertig?« fragte sie sachlich.
    Wolff stellte klirrend sein leeres Glas ab. »Mit Ihren dunklen Geheimnissen? Für heute, ja. Wir können zum geschäftlichen Teil dieser Unterredung kommen.«
    Felicias Stimme klang schneidend. »Gott sei Dank. Darauf hatte ich schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt.« Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander. »Severin sagt, wir verkaufen so gut wie überhaupt nichts mehr.«
    »Klar. Denn wer kauft schon noch Uniformen?«
    »Uniformen? Wollen Sie sagen, daß wir immer noch Uniformen produzieren? Das ist doch vollkommen verrückt!«
    »Sicher. Deshalb steuern wir auch in den Konkurs.«
    »Aha. Ich frage mich...«
    »...weshalb ich das tue? Eine einfache Rechnung. Ich überstehe den Bankrott, mit gewissen Verlusten natürlich, aber im großen und ganzen unversehrt. Severin übersteht es nicht. Er muß mir dann auch den Rest verkaufen, und schon habe ich, was ich will. Es wird mir dann keine große Mühe machen, den Laden wieder in Schwung zu bringen.«
    »Gut ausgedacht. Aber jetzt, wo ich da bin, wird das nicht mehr so einfach gehen. Mir stehen nicht mehr viele Anteile zur Verfügung, aber die wenigen, die ich habe, werde ich benutzen, um Ihnen das Leben schwerzumachen.«
    »Was schwebt Ihnen vor?«
    »Wir müssen natürlich die ganze Produktion umstellen. Keine Uniformen mehr, sondern - Mode! Und zwar exclusive Mode, Haute Couture. Alles vom Feinsten und vom Teuersten. Für die ganz reichen Frauen.«
    Wolff betrachtete sie aufmerksam. »Mode für die Oberschicht. Sagen Sie mir, weshalb sparen Sie den Mittelstand aus? Finden Sie das klug?«
    »Nicht grundsätzlich, aber im Augenblick. Ich denke, die nächsten Jahre werden hart, und in solchen Zeiten pflegt es der Mittelstand zu sein, der

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