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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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Ostpreußen?«
    Jolanta schüttelte den Kopf. »Aber nein. Hier ist sie, in München. Hier im Haus wohnt sie. Aber als ich heute früh aus der Kirche kam, war sie verschwunden. Ich hab' schon gedacht - sie wird sich doch nichts antun? Man hört und liest jetzt soviel!«
    Alex setzte seinen Hut wieder auf. »Weißt du, wo Tom Wolff wohnt, Jolanta? Ich möchte Kassandra sehen. Ich will das alles von ihr noch mal ganz genau hören.«
    »Ich glaube wirklich nicht, daß ich je im Leben feige gewesen bin«, sagte Felicia, »aber diesmal - ich würde am liebsten, solange ich lebe, diese Wohnung nicht mehr verlassen!«
    Sie saß mit Sara und Martin am Küchentisch und trank Tee. Draußen schneite es ohne Unterlaß, und aus der Wohnung über ihnen klang leise Grammophonmusik. Felicia war schon den dritten Tag bei Sara. Sie hatte plötzlich nicht mehr in das leere Haus zurückkehren wollen.
    »Du bleibst hier, solange du möchtest«, hatte Sara sofort gesagt, »ich bin froh, mich endlich revanchieren zu können. Wäsche, Seife und alles kannst du von mir haben. Und du kannst auf dem Sofa schlafen.«
    Felicia hatte allerdings das Gefühl, daß Martin nicht sehr begeistert war von dieser Regelung. Auch jetzt, auf ihre Bemerkung hin, trank er nur schweigend seinen Tee, während Sara sofort sagte: »Du bist nicht feige. Bloß erschöpft. Du bleibst hier und kommst wieder zu Kräften.«
    An der Wohnungstür klingelte es Sturm. Martin stand auf und öffnete. Als er zurückkam, sagte er: »Die Frau vom Hausmeister. Ein Telefongespräch für Sie, Felicia.«
    Felicia stand auf. Sie folgte der älteren Frau durch das düstere Treppenhaus hinunter in eine dunkle Wohnung. Im Flur hing ein Telefonapparat an der Wand.
    »Das wird aber nich' zur Gewohnheit«, knurrte die Alte, »ihr könnt euch ja selber 'n Telefon anschaffen!«
    Felicia nahm den Hörer auf. »Hallo?«
    »Felicia?« Es war Kats Stimme. Felicia brauchte ein paar Sekunden, das zu begreifen.
    »Kat? Kat, bist du es wirklich?« Zu albern, ihre Worte klangen wie ein Schluchzen.
    »Ja«, entgegnete Kat kühl. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Es war nicht leicht, dich zu finden. Jolanta war in großer Sorge. Aber schließlich fiel mir ein, du könntest bei Sara sein.«
    »Ja, ich...« Felicia fiel keine Erklärung für ihr Verschwinden ein, aber Kat schien auch keine zu erwarten. »Alex ist in München«, sagte sie übergangslos.
    »Was?« Das war fast ein Aufschrei. Die Hausmeisterin trat neugierig näher. Felicia nahm sich zusammen.
    »Was?« wiederholte sie leiser.
    »Seit vorgestern ist er hier in München, ja. Völlig überraschend für uns alle. Er ist in der Prinzregentenstraße eingezogen.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Wenn du ihn sehen möchtest, solltest du also nach Hause gehen.«
    »Hat er... nach mir gefragt?«
    »Ja. Aber von sich aus wird er dich nicht aufsuchen.«
    »Kat...«
    »Ich wollte dir das nur sagen.«
    »Wie lange wollen Sie hier noch stehen und reden?« fragte die Hausmeisterin, die sich ärgerte, weil sie von der Unterhaltung nichts mitbekam.
    »Gleich«, sagte Felicia. Dann, wieder zu Kat: »Ich danke dir, Kat. Das war sehr nett von dir. Ich weiß nicht, warum du es getan hast, aber ich danke dir.«
    »Nichts zu danken. Wie immer wir zueinander stehen, ich bin dir manches schuldig. Also, auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen, Kat.«
    Das Gespräch war beendet. Wie eine Schlafwandlerin verließ Felicia die Wohnung, stieg die Treppe hinauf. Sara und Martin blickten ihr fragend entgegen. Felicia blieb in der Tür stehen.
    »Es war Kat. Alex ist zurückgekehrt. Er ist hier in München.«

    Kaum jemals zuvor hatte sie sich befangener gefühlt. Hätte ein Schild an der Haustür vor bissigen Hunden gewarnt, sie hätte nicht ängstlicher sein können. Über und über verschneit stand sie da in ihrem schwarzen Pelz, und als sie Jolantas Schritte hörte, wünschte sie sich, nur weglaufen zu können. Nimm dich zusammen, befahl sie sich, albern, sich vor Alex zu fürchten!
    Jolanta sah ganz so aus, als wolle sie in endloses Lamentieren ausbrechen, so daß Felicia ihr rasch zuvorkam.
    »Herr Lombard ist zu Hause?« fragte sie so leichthin wie möglich.
    »Ja! Es ist doch kaum zu glauben, nicht? Er...«
    »Ich weiß. Ist er oben?«
    Sie trat ein, ehe ihr Mut sie verlassen konnte. Jolanta schluckte vor Aufregung.
    »Ja, in der Bibliothek ist er - also, ich kann es nicht fassen, daß er...«
    Felicia ließ sie stehen und stieg die Treppe hinauf. An

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