Sturz Der Engel
ist – es ist kein Eisen, sondern irgendein Metall, das Hissl nicht kennt, auch wenn es sich durchs Glas wie Eisen anfühlt.
Weiter den Hügel hinauf heben die Engel, ein paar mit schwarzen Sachen und andere mit Leder bekleidet, einen langen Graben aus, der zum Turm führt. Im höher gelegenen Abschnitt des Grabens setzen der Schwarze Magier und ein Engel längliche Steine in den Graben. Neben den Steinen steht ein Trog, in dem Mörtel sein könnte.
Hissl blinzelt und versucht, ein schärferes Bild zu bekommen, aber er kann nur erkennen, dass in die Steine eine Art tiefe Kerbe geschnitten wurde. Er lehnt sich erschöpft zurück.
»Schwarze Engel und ein Schwarzer Magier.« Er schaudert. Kein Fürst, den er kennt, hätte einen solchen Turm in knapp zwei Jahreszeiten bauen können. Aber der Schwarze Magier, der bei den Engeln lebt, hat es geschafft, und er hat außerdem noch einige andere Dinge getan, die Hissl nicht versteht.
»Trotzdem, sie haben noch nicht den Winter zu spüren bekommen und die Zahl der Grabsteine wächst. Im Frühling …« Er zieht lächelnd die Augenbrauen hoch.
Im Frühling und Frühsommer werden Ildyrom und seine Leute mit Pflanzen beschäftigt sein. Hissl nickt nachdenklich.
XLV
I m Ofen des Badehauses brannte ein niedriges Feuer, aber das Gebäude, in dem es außer den drei abgetrennten Toiletten am Nordende noch keine Innenwände gab, blieb ungemütlich kalt.
Nylan wusch sich in einem der Wäschebottiche und rasierte den mehrere Tage alten Bart ab. Er sah melancholisch nach rechts zu den Duschen, die noch nicht fertig waren, zu den gestapelten Schieferplatten und dem Haufen Mörtelpulver mitten im Raum. Das Wasser lief zwar bereits aus den Keramikhähnen, aber er und Huldran mussten noch den Steinboden legen, denn sonst würden sie letzten Endes nichts als gefrorenen Lehm im Badehaus haben. Er holte tief Luft, spritzte Haut und Barthaare ab und wusch sich das Blut von der Haut.
Nachdem er sich gewaschen hatte, kippte er das Schmutzwasser in den Abfluss im Boden und lauschte erleichtert, wie es gurgelnd verschwand. Er hoffte, die tief unter die Erde verlegten Abflüsse und die Abdeckung auf der überdimensionierten äußeren Leitung würden ausreichen, damit im Winter nichts einfror.
Nur mit einer zerlumpten Hose bekleidet, die längst in den Abfall gehört hätte, marschierte er quer durchs Badehaus zum festgetrampelten Lehm an der Ostseite und von dort aus durch den überdachten Gang zum Turm, alle vier Treppen hinauf bis zum obersten Stock.
Ryba war schon angezogen und streifte sich gerade die Stiefel über die Füße, als Nylan die Hose auszog und die Borduniform anlegte, die er gewöhnlich bei der Arbeit trug. Sie stand auf und strich die Decke glatt, als er die Füße in die Lederstiefel zwängte.
»Es sieht aus, als würde sich ein schwerer Sturm zusammenbrauen«, meinte sie. »Bist du bald mit dem Badehaus fertig?«
»Im Innern werde ich noch ein oder zwei Tage brauchen. Die Toiletten und die Waschküche sind fertig.« Nylan ging zum einzigen mit Armaglas versehenen Fenster und sah zu den dunklen Wolken hinaus, die sich im Nordwesten zusammenbrauten und Freyja in schwarze Gewänder hüllten. Auf den niedrigeren Erhebungen im Westen schneite es schon heftig.
Draußen auf der Fensterbank war eine dünne Eisschicht gewachsen. Der Ingenieur beobachtete, wie eine Schneeflocke und dann noch eine aufs Eis fiel, mit ihm verschmolz und durchsichtig wurde, bis der schwarzgraue Stein wieder durchschimmerte.
Die Schneeflocken fielen jetzt dichter und nach und nach verschwanden auch Freyjas untere Hänge im Schneetreiben, das am Turm so weiß und in der Ferne so dunkel wirkte. Der Boden blieb jedoch braun, wie er war. Nur hier und dort bildeten sich ein paar weiße Flecken.
Nylan schloss das Armaglasfenster und die Läden. Als er nach unten schaute, bemerkte er, dass er lange genug am offenen Fenster gestanden hatte, damit sich vor ihm auf dem Boden ein kleiner Haufen Schneeflocken hatte sammeln können. Das Weiß verschwand jedoch, während er es betrachtete, und auf den Dielen blieb nur ein nasser Fleck zurück.
»Warum hast du die Läden geschlossen?«, fragte Ryba, die inzwischen die Borduniform angezogen und eine schwarze Uniformjacke übergestreift hatte. »Es ist hier sowieso schon so dunkel, als wäre gleich Mitternacht. Ich kann im Gegensatz zu dir bei völliger Dunkelheit nichts sehen.«
»Wir gehen ja gleich hinunter und danach wird niemand mehr da sein.« Er
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