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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ist leichter und wärmer als alle anderen Sachen.«
    »Dyliess? Ist das Rybas …«
    Nylan nickte. »Meins auch.«
    »Die Wiege, die du baust, ist wunderschön.«
    »Danke. Sie ist fast fertig, ich kann es selbst kaum glauben.« Nylan holte tief Luft. »Müssen wir dieses Biest jetzt abschleppen?«
    »Du musst es nach Hause schleppen, ja. Ich habe den Hirsch«, erklärte Saryn. »Ich habe genug Seile mitgebracht.«
    »Du bist wirklich vorausschauend.«
    »Nur keine Lobeshymnen.«
    Nylan wusste selbst nicht, wie er es schaffte, den toten Leoparden zum Turm zu schleppen. Er wusste nur, dass seine Beine hinterher noch stärker schmerzten und dass die Schulter so sehr brannte wie die Augen, unter denen vor Erschöpfung tiefe Ringe lagen. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich zu waschen, und ihm war schwindlig.
    So schnell wie möglich legte er die Skier ab und lehnte sie an die Mauer der Zufahrt. Kadran und Saryn bauten das Dreibein auf, häuteten den Hirsch und den Leoparden und nahmen die Tiere aus. Ohne Pelz wirkte die Raubkatze dünn und fast unscheinbar. Sie tat Nylan beinahe Leid, auch wenn das Tier eindeutig darauf aus gewesen war, ihn zu töten. »So dünn«, murmelte er, »so gefährlich und doch so mager.«
    »Auch die Tiere, die hier oben leben, haben es nicht leicht«, antwortete Saryn.
    Eine größere Gestalt kam auf Skiern heran und hielt vor der Zufahrt an, bückte sich und löste die Riemen der Skier. Gerlich schaute zu Saryn und Kadran. »Dann habt ihr also endlich mal etwas anderes als einen Hirsch mitgebracht. Einen richtigen Schneeleoparden, immerhin. Glückwunsch, Saryn.«
    Saryn zog das Tuch vom Mund herunter und lächelte höflich. »Vielen Dank, aber das ist nicht meine Beute. Ich habe den Hirsch erlegt. Nylan hat die Katze mit drei Pfeilen erschossen. Alle in die Brust gesetzt, kaum mehr als eine Handspanne auseinander.«
    »In die Brust?«
    Saryn drehte die tote Raubkatze am Dreibein herum, damit er es sah. »Hier, hier und hier.«
    Gerlich verneigte sich vor Nylan. »Meinen Glückwunsch, Ingenieur. Deine Bogen scheinen im Winter weiter zu schießen.«
    »Ich wünschte, ich wäre fähig gewesen, weiter zu schießen«, meinte Nylan. Er deutete auf den Riss in der Jacke. »Dann wäre das hier nicht passiert. Die Katze ist mir näher gekommen, als ich es gewollt habe. Es ist schwer, die Pfeile abzuschießen, wenn einem so ein Tier die Krallen ins Gesicht schlägt.«
    Nach kurzem Überlegen antwortete Gerlich: »Das kann ich mir vorstellen.« Mit einem letzten Blick zu Nylan überquerte er die Zufahrt und betrat den Turm.
    »Nylan«, sagte Saryn, »wir brauchen dich hier eigentlich nicht mehr. Du kannst die Wunde auf der Schulter säubern und verbinden. Relyn und ich … wir gerben dann das Fell. Mach dir deshalb keine Gedanken.«
    Nylan richtete sich auf und nahm die Skier und die Skistöcke. »Danke.«
    Nachdem er die Skiausrüstung im Untergeschoss verstaut hatte, wollte er zum vierten Stock hinauf, wo die medizinischen Vorräte gelagert waren. Doch schon auf der Hauptebene machte er Halt und schlurfte in den großen Saal. Er ließ sich am leeren Tisch auf die Bank fallen, viel zu müde, um die Treppen hinaufzusteigen.
    Es wäre zwar dringend nötig gewesen, den Schnitt in der Schulter auszuwaschen und zu verbinden, aber dazu hätte er noch einmal vier Treppen hinaufsteigen und das Desinfektionsmittel heraussuchen müssen, falls überhaupt noch etwas da war, und dann hätte er auch noch ins Badehaus gehen müssen. Er holte tief Luft.
    Die Haupttür ging auf und Kadran kam, gefolgt von Kyseen, mit einer Hirschkeule herein. Keine der beiden sah ihn im düsteren großen Saal sitzen.
    »… hättest den Ingenieur hören sollen … ›ist mir näher gekommen, als ich es gewollt habe‹. Ich dachte, ich sterbe. Gerlich sah aus, als würde er gleich Ziegelsteine spucken …«
    »Der Ingenieur ist schon ein harter kleiner Bursche …«
    »… so ruhig die meiste Zeit … sicher nicht leicht, mit der Marschallin zurechtzukommen … wahrscheinlich war der Leopard dagegen der reinste Spaziergang …«
    Ryba sollte als Gefährtin ein härteres Los sein als ein angriffslustiger Schneeleopard? Nylan kicherte in sich hinein. Keine Frage, und ihm verging bei beiden die Lust aufs Kämpfen.
    Als die Köchinnen wieder verschwunden waren, stand er auf und ging die Treppe hinauf, um sich das Desinfektionsmittel zu holen und die Wunde zu säubern. Eine unangenehme Aufgabe, zumal ihm Muskeln weh taten, von denen er

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