Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
eingefroren. Vielleicht würde es ja helfen, wenn sie stärker heizten … aber vielleicht auch nicht.
    Wieder fuhr eine eiskalte Bö durch den Gang, während draußen der Sturm heulte. Ein kleiner Eiszapfen brach über ihm von den Ziegeln ab und zersprang auf dem Steinboden, dass die Stücke bis gegen die Tür des Turmes stoben.
    Der unbeheizte Durchgang war immer noch besser als eine völlig ungeschützte Fläche zwischen Turm und Badehaus, aber nicht viel besser, dachte Nylan, während er die Tür öffnete und den Turm betrat. Erst als er die Treppe zur untersten Ebene hinunterging, wo es beinahe gemütlich warm war, hörte er auf zu zittern.
    Der Küche gegenüber dirigierte Ayrlyn ein halbes Dutzend Marineinfanteristinnen, die sich bemühten, grobe Holzbretter und Bohlen in Möbel und Einrichtungsgegenstände zu verwandeln – Trennwände, Hocker, Stühle, mehrere Wiegen.
    Nylan gesellte sich zu den Arbeiterinnen.
    »Wie steht es mit dem Wasser, Ser?«, wollte Siret wissen.
    »Im Badehaus ist genug zum Waschen und für ein paar schnelle Duschbäder und es wird wahrscheinlich noch mehr werden, wenn es ordentlich durchgewärmt ist.« Nylan atmete den Duft von frisch gebackenem Brot, der nie ganz aus der Küche zu weichen schien, tief ein. Buken Kadran und Kyseen so oft, weil sie nicht nur die Marineinfanteristinnen speisen, sondern es auch schön warm haben wollten?
    »Was ist mit der Zisterne?«, fragte Istril.
    »Da kann ich im Augenblick nicht viel machen. Kadran versucht jetzt, den Wasserspiegel zu heben. Vielleicht hilft das.« Er zuckte mit den Achseln. »Wenn ich das Wasser nicht zum Laufen bringe, kann ich mich aber vielleicht inzwischen auf andere Weise nützlich machen.« Nylan nahm das halb zugesägte Kopfteil einer Wiege in die Hand. Das Schnitzen und Zusammenbauen der Teile ging langsam vonstatten, auch wenn Relyn inzwischen aus Hirschhufen, gekochten Häuten und wer weiß was noch allem Leim hergestellt hatte.
    Nachdem er den Entwurf, der auf dem Holz vorgezeichnet war, betrachtet hatte, legte er das Kopfteil ab und holte sein Messer hervor. Er musste sich den Wetzstein borgen und es schärfen, ehe er beginnen konnte.
    »Kann ich den Entwurf übernehmen?«, fragte Istril. Sie kam zu ihm, um die Hüften lange nicht mehr so schlank, wie sie es noch im Sommer und im Frühherbst gewesen war. »Ich will auch eine Wiege bauen.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Husten.
    »Natürlich«, antwortete der Ingenieur. »Gibt es noch etwas, das ich erklären oder bei dem ich helfen kann?«
    Istril errötete.
    Auch Nylan wurde rot, auch wenn er den Grund nicht genau wusste. »Was die Holzarbeit angeht, bin ich nicht gerade ein Fachmann. Das kann Ayrlyn besser als ich.«
    »Die Wiege sieht aber sehr gut aus, vor allem wenn man sich überlegt, welch primitive Werkzeuge wir hier haben«, bemerkte Ayrlyn.
    »Ich hatte auch viel Zeit«, antwortete Nylan, »und wahrscheinlich werde ich noch viel mehr Zeit haben.«
    »Hier unten ist er nämlich sicher«, flüsterte Berlis.
    Siret und Istril drehten sich zu der vorlauten Wächterin um und Berlis stammelte: »Die Marschallin … sie ist ein bisschen empfindlich … seit einer Weile …«
    »Du wärst auch empfindlich«, sagte Saryn. Sie hatte gerade die gekrümmte Lehne eines Stuhl poliert. »Sie muss an alles Mögliche denken und sich auch noch mit Narren wie diesem großen Jäger herumschlagen.« Saryn sah in die Ecke, wo Ellysia still an einer schlichten Wiege arbeitete. »Tut mir Leid, Ellysia, ich wollte nicht …«
    »Schon gut, Ser. Er ist ein verlogener Drecksack. Ich hoffe nur, dass er gute Gene hat.« Ellysia entblößte große, gleichmäßige Zähne und betrachtete die Seitenteile der Wiege, die vor ihrem dicken Bauch auf der Werkbank ausgebreitet lagen.
    Nylan überprüfte noch einmal den Entwurf, einen einsamen Baum, der aus einer Felslandschaft ragte, und ließ das Holz auf seine Sinne einwirken, bevor er das Messer hob.
    »… alles, was er macht, ist schön …«
    Nylan wäre beinahe schon wieder rot geworden.
    »Nicht alles«, warf Ayrlyn ironisch ein. »Du hättest ihn Ski laufen sehen sollen.«
    Jetzt musste Nylan wider Willen grinsen. Er dachte daran, wie viel Übung er noch brauchen würde, bis er diese Kunst einigermaßen beherrschte. Dann zog er langsam das Messer über die Linie, die den Umriss des Baumes im Felshang darstellte, und vertiefte langsam und vorsichtig die Kerbe …

 
LIII
     
    A ls er Saryn auf den klobigen

Weitere Kostenlose Bücher