Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
nicht. Wir haben die meisten dummen Tiere getötet und ich muss jedes Mal weiter hinaus.«
    »Das tut mir Leid zu hören.« Nylan nickte ihm zu und ging weiter die Treppe hinunter.
    In der Nähe des Herdes saßen einige Leute im großen Saal, aber der Ingenieur ging weiter hinunter zur Nordtür. Schaudernd eilte er durch den überfrorenen Gang zum Badehaus. Dort war der Ofen noch warm und auf den Kacheln der ersten Duschkabine lagen noch ein paar Wassertropfen, aber es war niemand im Gebäude. Wahrscheinlich hatten Huldran oder Ryba die Dusche benutzt.
    Nylan zog sich Stiefel und Hosen aus und überprüfte das Einlassventil. Dann blieb er gerade lange genug unter dem kalten Wasser stehen, dass er überall nass war und sich mit der Flüssigkeit einreiben konnte, von der Ayrlyn behauptete, sie gelte hier als Seife.
    Die bernsteinfarbene Flüssigkeit sah aus wie Öl mit einem Anteil von Sandkörnern und Blütenblättern. So roch sie auch – wie faulige Blütenblätter. Als Nylan nackt, nass und frierend auf den kalten Steinen einer türlosen Duschkabine stand und versuchte, den Dreck von den Händen, den gefrorenen und wieder getauten Schweiß aus den steifen Haaren und den Schmier von seinem Körper zu bekommen, fühlte sich das Zeug an wie flüssiges Sandpapier.
    Er musste sich noch zweimal mit Wasser bespritzen, ehe er halbwegs gründlich eingeseift war, und danach musste er sich dreimal abspülen, weil er es unter dem eiskalten Wasser nicht lange genug aushielt.
    Eiskalt? Das Wasser war immerhin vom Ofen des Badehauses vorgewärmt.
    Als Handtuch musste er ein Stück Synthetik benutzen, das auf Himmel höchstens als Händehandtuch gegolten hätte – doch es war imprägniert, damit es Wasser abwies und nicht aufnahm. Also musste Nylan sich die Tropfen mehr oder weniger einzeln vom Körper streifen und hoffen, dass der Rest von selbst verdunstete.
    Am Ende sah er zwar beinahe menschlich aus und roch auch so, aber der bläuliche Schimmer auf der Haut zerstörte den Eindruck wieder. Die Gänsehaut und das Schaudern hielten sich noch lange, nachdem er sich die relativ sauberen Sachen angezogen hatte, die nach der letzten Wäsche geschlagene zwei Tage zum Trocknen gebraucht hatten. Endlich waren seine Füße trocken genug, um in die mit Wolle gefütterten Stiefel zu schlüpfen.
    Abgesehen von ihm selbst war das Badehaus nach wie vor verlassen.
    Als er nicht mehr ganz so heftig zitterte, marschierte er entschlossen zum überdachten Gang, der sich in eine Eishöhle verwandelt hatte. Bevor er den Turm erreicht und die Nordtür hinter sich geschlossen hatte, waren seine noch feuchten Haarspitzen gefroren. Er brachte seine alten Hosen ganz nach oben und kehrte in den großen Saal zurück, um sich am Herd zu wärmen.
    Im Halbdunkel sah er Relyn auf einer und Murkassa auf der anderen Seite des Tischs sitzen, beide mit dem Rücken zum Feuer. Die zwei schauten nicht auf, als er hereinkam. Sie zitterten vor Kälte.
    »Ihr seid mir ja eine fröhliche Gesellschaft«, bemerkte Nylan.
    »Außer zum Hühnerfüttern bin ich nicht zu gebrauchen«, knurrte Relyn, indem er die künstliche Hand hob. »Oder zum Schafehüten. Es ist so kalt, dass ich kaum den Sack mit dem Futter halten kann.« Erst jetzt drehte er sich zu Nylan herum. »Eure Haare sind nass.«
    »Ich habe es nicht mehr ausgehalten, so schmutzig und unrasiert zu sein. Ich habe geduscht.«
    »Ihr müsst Eis in den Adern haben.« Relyn schauderte. »Ihr seid noch schrecklicher als die Frauen. Die sind bloß Engel, die versuchen, wie normale Menschen zu leben.«
    »Das ist doch Unsinn«, gab Nylan zurück. »Ich gebe mir auch nur Mühe, so gut ich kann.« Er näherte sich dem Ofen, der noch etwas Wärme abstrahlte.
    »Sie haben nicht den Turm entworfen und gebaut. Sie haben nicht das Wasser gefunden, das noch fließt, wenn alles gefroren ist. Sie haben nicht die Klingen mit den schwarzen Blitzen geschmiedet. Sie haben keine kleinen Bogen gebaut, mit denen man Pfeile durch eine Rüstung schießen kann.« Relyn stand auf und starrte den Steinboden an. »Sie haben nur gekämpft und den Acker bestellt und gejagt. Ihr habt Westwind gebaut und alles, was es hier gibt. Ich habe endlich die Wahrheit erkannt. Ihr seid der erste wahre Schwarze Magier.«
    Nylan schnaubte. »Ich? Ich bin der Mann, der auf Skiern kaum durch den Schnee kommt. Ich bin derjenige, der mit dem Donnerwerfer nicht auf Feinde zielen und sie töten kann …«
    Relyn lachte leise. »Die Donnerwerfer gehören nicht nach

Weitere Kostenlose Bücher