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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Candar. So wenig wie die magischen Werkzeuge, die Ihr zuerst benutzt habt. Aber alle Waffen, die Ihr geschaffen, und alle Gebäude, die Ihr errichtet habt, werden überdauern. Alles, was Ihr geschmiedet habt, gehört hier aufs Dach der Welt und es wird die Generationen überdauern. Und wenn Ihr heute noch sterben würdet, was Ihr gebaut habt, wird bleiben.«
    »Das war auch meine Absicht. Ihr scheint der Erste zu sein, der es wirklich verstanden hat.« Nylan hielt inne. In der Stille hörte er den Klang von Stimmen und Werkzeugen und den Lärm aus der Küche von unten heraufdringen. »Was ist so seltsam daran? Ich habe geholfen, einen Turm zu bauen, aber es gibt in Candar noch andere Türme. Ich habe Schwerter geschmiedet, aber überall in Candar gibt es Schwertkämpfer. Ich habe Bogen gemacht, aber Bogenschützen gibt es hier schon lange.«
    Relyn schüttelte nur den Kopf.
    »Murkassa?« Nylan wandte sich an das schmale Mädchen mit dem runden Gesicht.
    »Ja, Ser Magier?« Murkassa schürzte die Lippen und wartete.
    »Sage dem ehrenwerten Relyn, dass er den Kopf voller Schafmist hat.«
    »Nein, Ser. Ihr seid der Schwarze Magier und die Marschallin ist ein Engel und Ihr habt der Welt die Legende gebracht.« Sie warf einen Seitenblick zu Relyn. »Die Männer aus diesem Land, vielleicht sogar in allen Ländern, sind genau wie Jilkar. Sie achten nur den, der stark ist. Ihr habt diese Frauen stark gemacht …«
    »Sie waren schon vorher stark«, erwiderte Nylan mit bitterem Lachen.
    »Dann habt Ihr dafür gesorgt, dass sie stark geblieben sind. Sie werden die Männer von Candar zwingen, die Frauen zu achten – alle Frauen.«
    »Genau deshalb wird Sillek kommen und Westwind angreifen«, ergänzte Relyn. »Und nach ihm könnte auch noch Fürst Karthanos aus Gallos kommen.«
    »Ist das der Grund dafür, dass Lornth die Jeraner nicht mag?«, fragte Nylan. »Wegen der starken Frauen?«
    Relyn nickte.
    Draußen stöhnte leise der Wind und der Ingenieur drehte sich zum Fenster herum. »Ein schöner Magier bin ich. Ich kann nicht einmal dafür sorgen, dass es hier warm ist.«
    »Es ist warm genug, damit die Engel sich wohl fühlen. Es ist warm genug, damit ganz Candar zittern wird, wenn der Name ›Westwind‹ fällt. Ich denke, damit ist es warm genug«, sagte Relyn ironisch.
    »Ihr übertreibt, Relyn.«
    »Nein … Ser … Ihr wollt nicht anerkennen, dass Ihr die Welt verändert habt, doch Ihr habt mich verändert und Ihr werdet noch andere verändern – und nach einiger Zeit wird sich niemand mehr erinnern, wie die Welt vor der Legende um Euch ausgesehen hat.«
    »Ihr seid anders«, fügte Murkassa hinzu. »Ihr seht uns Frauen als stark an und da Ihr uns so seht, sind wir es auch.«
    »Frauen sind stark. In vieler Hinsicht sind sie stärker als Männer«, erwiderte Nylan.
    »Wenn Ihr es meint, Magier.«
    Nylan schüttelte den Kopf. Warum nahmen sie seine Worte als eine Art Glaubenssatz? So, als wäre es allein deshalb schon wahr, weil er es gesagt hatte?
    Draußen schwoll das Heulen des Sturmes an und Nylan fragte sich abwesend, wie es den Schafen, Hühnern und Pferden erging. Der Feind war der Winter und nicht das, was die Menschen in Candar gegen Westwind ersinnen mochten.
    Relyn und Murkassa wechselten belustigte Blicke, als hätte Nylan etwas ganz Offensichtliches übersehen. Vielleicht sah er es wirklich nicht.
    »Ich mache mich an die Arbeit.«
    »Ja, Magier.«
    Wieder lächelten sie.
    Er hätte die Welt verändert? Nylan runzelte die Stirn, als er den sich langsam abkühlenden großen Saal verließ und nach unten in die Holzwerkstatt ging, wo er an der Wiege und dem Schaukelstuhl arbeiten wollte, mit dem er kürzlich begonnen hatte. Er hätte die Welt verändert, indem er einen Turm gebaut hatte, der eine primitive Wasserversorgung und Abwasserleitungen besaß? Indem er mit einem halb kaputten Laser eine Handvoll Schwerter und ein paar Kompositbogen angefertigt hatte? Indem er beinahe von einer Schneekatze getötet worden wäre und immer wieder kopfüber in Schneewehen stürzte?
    Er schnaubte unwillig. Er musste mit der Wiege und dem Schaukelstuhl fertig werden und hatte keine Zeit, sich von Illusionen über seine eigene Großartigkeit ablenken zu lassen.

 
LVI
     
    » I ch verstehe nicht, warum Fürst Sillek diesen Händler mit solchen Ehren empfängt …«
    Als sie das Murmeln hört, das von irgendwo an der langen Tafel kommt, die auf dem niedrigen Podium steht, lächelt Zeldyan und drückt unter dem Tisch

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