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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Skiern das Gewicht verlagern sah, hätte Nylan am liebsten den Kopf geschüttelt, aber nicht einmal dafür blieb ihm genug Zeit. Nach einem Achttag angestrengten Übens fiel es ihm immer noch schwer, mit der ehemaligen Pilotin mitzuhalten. Es war gar nicht so einfach, auf den Skiern das Gleichgewicht zu halten und mit dem Bogen einen Pfeil abzuschießen, aber wenigstens stürzte er nicht mehr der Länge nach in den Schnee oder kippte rückwärts um, sobald er eine hastige Bewegung machte.
    Über ihnen zog eine Wolke vorbei und warf einen Schatten auf den Weg, eine willkommene, wenngleich nur Sekunden währende Erleichterung im grellen Mittagslicht.
    Der Schnee lag mehr als sieben Ellen hoch auf dem Dach der Welt, die Schneewehen waren sogar doppelt so hoch. Das war, fand Nylan, jedenfalls tief genug, um in ein Loch zu fallen und nie wieder herauszukommen. Um sich aus solch einer Lage zu befreien, musste man wissen, wie man sich zu einer Kugel zusammenrollte, damit man die Skibindungen durchschneiden konnte. Aufknoten konnte man die Riemen jedenfalls nicht, wenn man kopfüber in einem Haufen Pulverschnee gelandet war. Seine Finger zuckten, als er an das Messer dachte, das in seinem Gürtel steckte.
    Er blinzelte wieder, als ein Klumpen Schnee, von Saryns Skiern hochgeworfen und von einer Bö weiter geweht, knapp über seinem linken Auge landete.
    Saryn hob eine Hand und Nylan hielt hinter ihr an, stolz darauf, dass er sie weder umgefahren hatte noch im tiefen Schnee neben der Loipe gelandet war, die von den Wächterinnen im unteren Teil des Waldes gezogen worden war.
    Als er auf dem ebenen Stück vor einer abschüssigen Strecke wieder zu Atem kam, wobei er ständig darauf achten musste, nicht zu tief durchzuatmen, verdrängte Nylan den Gedanken daran, dass er später den Höhenzug, den sie hinunterfahren würden, wieder hochklettern musste.
    »Ich glaube, da unten, ein Stück weiter rechts, sind ein paar Hirsche und vielleicht auch ein Schneeleopard. Der Wind weht bergauf, sodass ich hoffentlich dicht genug heran komme«, flüsterte Saryn.
    »Vorausgesetzt, ich trample nicht in der Gegend herum?«
    »Kannst du vielleicht einfach hier warten?«, fragte Saryn immer noch flüsternd. »Und deinen Bogen bereit halten?«
    »Ich warte und halte den Bogen bereit. Ob es etwas nützt, ist eine andere Frage.« Nylan flüsterte ebenfalls.
    Der Wind rauschte in den immergrünen Bäumen, bewarf sie mit Schnee und riss in die glatte weiße Fläche kleine Pockennarben, die sich aber sofort wieder mit neuem weißem Pulver füllten.
    Der Ingenieur blickte den Hügel hinauf. Teilweise waren ihre Spuren schon vom treibenden Schnee zugedeckt worden. Wieder zog ein Schatten über das Dach der Welt. Er sah zur weißen Wolke hoch, die sich vor die Sonne geschoben hatte.
    »Es wird schon schief gehen. Achte einfach darauf, dass uns nicht das Abendessen wegläuft.« Saryn hob die linke Hand und glitt den steileren Abschnitt des Hügels hinunter. Wenige Augenblicke später war sie zwischen den Bäumen verschwunden, als wäre sie nie da gewesen.
    Nylan zuckte mit den Achseln und hielt den Kompositbogen bereit. Jetzt wünschte er sich, er hätte öfter mit dieser Waffe geübt.
    Der Schatten der Wolke war vorbeigezogen und längere Zeit bewegte sich auf der weißen Fläche unterhalb der Tannen überhaupt nichts, abgesehen vom Schnee, der vom leichten Wind unablässig um die Stämme gewirbelt wurde.
    Plötzlich stürzte von irgendwo her eine grau gefiederte Gestalt in einer Wolke aus Pulverschnee auf die weiße Fläche. Wie eine Fontäne stob der Schnee hoch, fiel aber sofort wieder in sich zusammen, als der graue Falke wegflog, ein kleines Nagetier mit weißem Pelz in den Klauen.
    Als der Falke verschwunden war, rutschte Nylan auf den Skiern noch ein Stück weiter vor, um einen besseren Standort zu finden und um die Hüften und Beine zu bewegen, deren Muskulatur sich in der Kälte rasch verkrampfte. Er sah in die Richtung des Turmes zurück, konnte aber nichts erkennen außer Schnee, Baumstämmen und den weiß überzuckerten Tannenzweigen.
    Ein rhythmisches Rauschen, das beinahe wie ein Flüstern klang, schwoll langsam an, bis es den Wind übertönte.
    Nylan schaute blinzelnd den Hügel hinunter, wo die Schneekatze den Hügel herauf zur Loipe sprang, in der er stand. Das Tier bewegte sich so schnell, dass die anfangs winzige Gestalt binnen weniger Augenblicke zu einem Raubtier mit Krallen und funkelnden Zähnen heranwuchs. Nylan hatte gerade den

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