Sturz Der Engel
gearbeitet habe, werde ich trainieren.«
»Ich werde noch eine Weile brauchen, ich muss vorher mit Kyseen reden.« Ryba warf einen letzten flüchtigen Blick zum Kopfteil der Wiege, ehe sie ohne ein weiteres Wort hinüber zur Küche ging.
Nylans Blicke folgten ihr.
»… keinen warmen Knochen im Körper …«
»… wie die Königin der Welt …«
»… sogar mit dem Ingenieur so kalt … ihm gegenüber etwas Wärme zeigen …«
»… nicht in einem Loch eingesperrt wie ich«, fügte Murkassa hinzu. »Sie kann draußen herumlaufen.«
Istril, die Murkassa unter ihre Fittiche genommen hatte, berührte die junge Frau am Arm. »Es wird ja schon wärmer, lange kann es nicht mehr dauern.«
»… jetzt schon zu lange. Halte es hier zwischen den Mauern nicht mehr aus …«
Die Wächterinnen waren mit den Nerven am Ende und gereizt. Nylan hoffte, dass Istril Recht behielt und dass es nicht mehr lange dauerte, aber er setzte nicht darauf. Deshalb arbeitete er am Netz.
»… verliert nie die Waffen aus den Augen, die Marschallin«, sagte Siret, ohne von den Seitenbrettern der Wiege, die sie glatt hobelte, aufzuschauen.
»Nein, und sie hat Recht damit, auch wenn ich es nicht mag, beim Übungskampf verprügelt und herumgestoßen zu werden«, stimmte Nylan zu.
»Aber Ihr kommt doch viel besser zurecht als die meisten anderen.«
»Das ist sehr freundlich von dir, Siret, aber beim Übungskampf mit Ryba fühle ich mich immer wie ein ungeschicktes Kind, obwohl sie ein zusätzliches Gewicht trägt und nicht mehr so gut wie früher das Gleichgewicht halten kann.«
»Was soll ich denn erst sagen?«, fragte die Wächterin, der man die Schwangerschaft deutlich ansah.
»Nimmst du überhaupt noch an den Übungskämpfen teil?«
»Ryba meint, die Männer hier könnten möglicherweise einen Dreck darum geben, ob ich ein Kind im Bauch oder auf den Armen habe.«
»Wahrscheinlich hat sie auch damit Recht«, antwortete Nylan nachdenklich.
»Ist das nicht traurig?«
Sie atmeten langsam und fast gleichzeitig durch. Dann musste Siret grinsen und auch Nylan lächelte.
LX
S illek betritt, gefolgt von Terek, die Waffenkammer. Der Herr von Lornth wendet sich an den stellvertretenden Waffenmeister, der gerade an einem Wetzstein eine Klinge schärft. »Rimmur?«
Der schmale Mann blickt auf und erhebt sich rasch. »Ja, Ser?«
Hinter Sillek schließt Terek die Tür.
»Wie kann ich Euch dienen, Ser?«
»Da Koric in Clynya bleiben muss, um die Stadt zu halten, brauche ich dich. Du musst hier dafür sorgen, dass unsere Bewaffneten marschbereit sind, sobald die Straßen wieder passierbar sind. Ich meine nicht einen Achttag später, sondern an dem Tag, an dem ich die Klinge hebe. Hast du das verstanden?«
»Ja, Ser. Wohin gehen wir dann?«
»Das werde ich dir nicht sagen. Du wirst es erst erfahren, wenn wir marschieren.« Sillek lächelt böse.
»Ser … dadurch wird es schwierig …« Rimmurs Einwände verstummen unter Silleks Blicken. »Ich meine, die Männer …«
»Ich will es dir erklären«, antwortet Sillek. »Ildyrom und die Jeraner sind im Westen, die bösen Engel sind im Osten. Wenn ich ankündige, dass ich die Engel angreife, dann wird Ildyrom nur Tage nach der Schneeschmelze – oder wenn es zu regnen aufhört und die Straßen wieder fest sind – durch Clynya marschieren. Greife ich aber Ildyrom an, dann werden die Händler die Preise anheben und für unsere Waren weniger Geld geben und die Engel werden freie Hand haben, sich noch mehr Land in den Westhörnern anzueignen, einschließlich der Handelswege und der unteren Weiden. Wenn ich nichts tue, werden beide denken, sie könnten weiter Ärger machen.«
»Ja, Ser«, antwortet Rimmur. »Was werdet Ihr nun tun?«
Sillek klatscht sich theatralisch die flache Hand an die Stirn und starrt den stellvertretenden Waffenmeister böse an. »Wenn ich dir und den Bewaffneten von Lornth sage, dass wir Ildyrom angreifen, dann werden es bald auch alle anderen wissen. Drei Tage später wird es ganz Candar wissen und die Händler und Engel werden Ärger machen. Wenn ich sage, dass ich die Engel angreife, werden Ildyrom und seine Kriegerfrauen Ärger machen. Deshalb kann ich es nicht sagen. Mach du nur einfach die Männer bereit. Ich werde später bekannt geben, gegen wen es geht.«
»Ja, Ser. Das wird den Männern aber nicht gefallen, Ser.«
»Rimmur … wollen sie es wissen und sterben oder wollen sie es lieber nicht wissen und leben?«
»Ser?«
»Wenn niemand weiß, wohin es
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