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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ayrlyn zuckte mit den Achseln. »Dieses Dilemma ist ihr auf die Nerven gegangen.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte die Sanitechnikerin. »Wir haben keine geeigneten Medikamente für sie, es ist sowieso kaum noch etwas da. Was wir jetzt noch haben, sollten wir wohl besser für die Geburten aufheben.«
    »Sie wird schon wieder zu sich kommen.« Ayrlyn seufzte und ließ sich auf die Treppe sinken.
    Nylan spürte ihre Erschöpfung. Es war dem Gefühl nicht unähnlich, als er sich bemüht hatte, die Energiefelder des Lasers zu manipulieren oder das Energienetz in der Winterspeer zu steuern. Die Winterspeer, das schien eine Ewigkeit her zu sein. In gewisser Weise war es ja wirklich eine Ewigkeit her.
    »Legt sie einfach in ihre Koje. Sie wird wieder bei Sinnen sein, wenn sie erwacht.« Ayrlyns Stimme war leise und klang heiser.
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Jaseen.
    Die Sängerin und Heilerin nickte.
    Jaseen drehte sich um und rief Weindre, die mit großen Augen auf der Treppe stand und gaffte. »Hilf mir mal.«
    »Istril ist doch da.«
    »Mach schon, setz dich in Bewegung. Es fehlt noch, dass Istril in ihrem Zustand schwere Lasten die Treppe hochschleppt. Dann hätten wir gleich die Nächste, die medizinisch versorgt werden muss, obwohl wir keine Vorräte mehr haben.«
    Als Weindre herüberkam, sagte Istril leise: »Es tut mir Leid.«
    »Das muss dir nicht Leid tun«, beschwichtigte Jaseen. »Eines Tages ist sie auch selbst an der Reihe und dann wird sie es sein, die Hilfe braucht.«
    Als die beiden Wächterinnen, gefolgt von Istril, Murkassa einen Stock höher trugen, wandte Nylan sich an Ayrlyn. »Bleib du hier. Ich bin gleich wieder da.«
    Er eilte in die Küche und schnappte sich Kadran. »Ich brauche etwas Brot oder sonst etwas, das die Heilerin essen kann.«
    »Heilerin? Welche Heilerin?«
    »Ayrlyn hat ihre heilenden Kräfte bei Murkassa eingesetzt – Murkassa ist durchgedreht – und jetzt sieht Ayrlyn aus, als wäre sie von einem halben Dutzend Pferden niedergetrampelt worden.«
    Kadran runzelte die Stirn. »Einen Moment. Ihr lügt ja nie, Ser, aber manche erzählen mir alles Mögliche, um etwas zu essen zu bekommen, und wir müssen gerecht sein.«
    »Ich weiß das und ich verstehe es gut.«
    »Hier, Ser.« Kadran schnitt eine dünne Scheibe vom Ende eines Brotlaibes ab, der zum Abkühlen auf dem Tisch lag. »Aber redet nicht darüber, sonst kommen alle anderen auch mit irgendeiner Geschichte.«
    Nylan nickte müde. »Das kann ich mir vorstellen. Vielen Dank.«
    Nylan brachte die dünne Scheibe bitteren, dunklen Brotes die Treppe hinauf und reichte sie Ayrlyn.
    Die Heilerin nahm sie wortlos und aß langsam. Noch langsamer kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück. »Woher hast du das gewusst?«, fragte sie, nachdem sie sich die letzten Krümel von den Lippen geleckt hatte.
    »Ich konnte … ich habe es gespürt. Du hast die weiße Energie aus ihr heraus gedrängt, aber das erfordert viel Kraft.«
    Einen Augenblick lang schwiegen sie, als Jaseen und Weindre die Treppe wieder herunterkamen. Nylan rückte zur Seite, um ihnen Platz zu machen.
    »Wir haben sie in die Koje gelegt. Istril bleibt bei ihr«, erklärte Jaseen.
    »Danke, Jaseen und Weindre«, sagte Ayrlyn.
    »Keine Ursache. Ich will ja, dass Ihr da seid und mich auf die gleiche Weise heilen könnt, wenn ich es brauche.« Jaseen lächelte freundlich und deutete einen militärischen Salut an. »Wir gehen wieder nach unten, wo es wärmer ist.«
    Nachdem die Wächterinnen verschwunden waren, setzte Nylan sich wieder bequemer auf die Steintreppe.
    »Danke«, sagte Ayrlyn.
    »Gern geschehen.« Dann fügte er hinzu: »Ich habe Murkassa gesehen, nachdem du sie schlafen gelegt hast. Sie kam mir so mager vor.« Er rutschte ein wenig auf der Steintreppe herum.
    »Alle sind mager. Ist dir das noch nicht aufgefallen?« Ayrlyn blickte zur geschlossenen Südtür, dann wieder zu Nylan. »Die Tatsache, dass Istril, Siret und Ryba schwanger sind, lässt es uns vergessen – das und die Tatsache, dass wir dicke Kleider tragen. Aber wir essen jetzt praktisch nur noch Notrationen und wenn man in kaltem Wetter aktiv sein will, braucht man das Dreifache bis Vierfache der normalen Rationen. Wir müssen aus verschiedenen Gründen aktiv bleiben. Beispielsweise, weil wir Holz holen müssen, um nicht zu erfrieren. Aber wir haben nicht genug zu essen.«
    »Wann wird es endlich wärmer?«
    »Es ist schon wärmer geworden. Das Eis auf den Fenstern ist dünner und es wird nicht mehr

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