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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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lange dauern, bis sie ständig eisfrei bleiben.« Ayrlyn überlegte einen Augenblick. »Ich mache mir aber wegen der Lebensmittel Sorgen. Die Dunkelheit weiß, wie es im Frühsommer aussehen wird.«
    Nylan nickte. Sie brauchten mehr Kaninchen, mehr Wild … mehr von allem. Jetzt wusste er, worauf er sich konzentrieren musste.
    »Du kannst nicht alles allein tun, Nylan. Du kannst nicht alle Probleme lösen.«
    »Aber ich muss tun, was ich tun kann.« Er erwiderte ihren Blick. »Wie könnte ich weiterleben, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte?«
    Sie schlug den Blick nieder, dann sah sie ihm wieder in die Augen. »Ich weiß das zu schätzen, aber du wirst immer wieder enttäuscht werden, weil die Menschen so etwas ausnutzen, genau wie sie nur auf Gewalt reagieren.« Sie berührte ganz leicht seine Hand und er spürte eine Wärme, die mehr als körperliche Wärme war – und ihre süße Trauer –, ehe sie die Finger wieder zurückzog.
    Er nickte. »Ich weiß es und du weißt es auch.«
    Sie sahen sich noch einmal in die Augen und dieses Mal wandte er den Blick ab. Warum war sie die Einzige, die es wirklich verstand? Oder war sie gar nicht die Einzige?
    Nach einem längeren Schweigen fragte er: »Brauchst du sonst noch etwas?«
    »Nein«, erwiderte Ayrlyn mit schwachem, rätselhaftem Lächeln. »Das Brot hat gut getan, sonst brauche ich nichts mehr zu essen.«
    Nylan nickte und half ihr auf die Beine. »Ich muss jetzt wieder in die Schreinerei.«
    »Ich weiß.«
    Er spürte ihre Blicke im Rücken, als er die Steintreppe zum Keller hinunterging.

 
LXIV
     
    Z eldyan setzt sich im großen gepolsterten Stuhl neben dem Bett zurecht. Sie trägt einen Hausmantel aus grüner Seide, deren Farbe ihr goldenes Haar betont, ihren dicken Bauch aber kaum verbergen kann. »Er bewegt sich«, sagt sie, indem sie lächelnd den Bauch betrachtet. »Ich wünschte, er wäre … nicht ganz so stark.«
    »Du sagst immer ›er‹.« Sillek erhebt sich von dem Stuhl, der das Gegenstück zu Zeldyans Sitzmöbel ist.
    »Du stellst das immer in Frage. Das Kind ist ein Knabe. Und selbst wenn es ein Mädchen würde, wäre es einerlei. Wir sind ja noch jung.«
    »Für mich spielt es keine Rolle.« Sillek tritt neben ihren Stuhl, bückt sich und küsst sie auf die Wange.
    »Aber den Grundbesitzern und deinen Feinden ist es wichtig, dass es ein Junge wird.« Zeldyans Stimme klingt ein wenig verbittert. Sie rückt unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. »Ich weiß jetzt kaum noch, wie ich bequem sitzen kann.«
    »Ein Fürst ist stets von den Vorstellungen seines Volkes abhängig.« Sillek sieht aus dem Fenster. Weit draußen liegen die Äcker, halb weiß und halb braun.
    »Du meinst die Vorstellungen der Grundbesitzer und der reichen Leute?« Wieder rückt Zeldyan etwas hin und her und blickt zur Ecke, wo das Nachtgeschirr steht.
    »Ich kann kein großes stehendes Heer unterhalten, deshalb bin ich auf die Unterstützung der großen Großgrundbesitzer angewiesen. Sie legen Wert darauf, dass die Erbfolge in Lornth gesichert ist.«
    »Wenn eine Tochter die Erbfolge sichern könnte wie ein Sohn, dann gäbe es mehr Stabilität.«
    »Sie sehen das leider anders.« Sillek drückt ihre Schulter. »Ihrer Ansicht nach können nur Männer das Land erben.«
    »Und nur Männer können Krieger und Fürsten sein.« Zeldyan schaut zu ihm auf. »Sogar deine Mutter sieht das so, dabei versteht sie mehr als die meisten Männer. Dennoch drängt sie dich immer wieder, die Frauen auf dem Dach der Welt anzugreifen, und versichert sich sogar der Hilfe ausländischer Kaufleute.«
    »Lygon … viel kann er nicht ausrichten, aber wir können es dennoch zu unserem Vorteil nutzen.«
    »Im Augenblick noch«, stimmt sie ihm zu. »Aber wie kannst du all diese Fragen der Ehre beiseite schieben, die deine Mutter immer wieder aufwirft? Die Befürchtung, du könntest als schwach gelten, wenn du nicht das Dach der Welt angreifst?« Sie presst die Lippen zusammen, zwingt sich aber sofort, sich zu entspannen.
    »Ich kann diese Vorwürfe noch eine Weile abwehren«, grübelt er, »aber wohl nicht für immer.«
    »Ich weiß. Wenn es dir nicht gelingt, Lornth zu stärken«, sie blickt zur geschlossenen Tür, »dann wird Ildyrom es sich wahrscheinlich aneignen wollen. Wenn du aber Erfolg hast, werden alle Grundbesitzer von dir verlangen, das Dach der Welt zurückzuerobern.«
    Sillek nickt langsam.
    »Welchen Nutzen hat das Stück Land überhaupt? Nur Engel oder Dämonen können dort leben.

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