Sturz Der Engel
aber wir werden dich nicht aufnehmen. Wir geben dir Essen und lassen dich deiner Wege gehen.«
Die schwarzhaarige Frau taumelte und hielt sich mit einer Hand an der Mauer der Zufahrt fest.
»Sie tut nur so«, fauchte Ayrlyn.
»Schauspielerin«, fügte Siret leise hinzu.
Nylan nickte zustimmend.
»Bist du sicher?«, wollte Ryba von Ayrlyn wissen.
»Ja.«
»Ich bitte dich zu gehen«, befahl Ryba. »Geh jetzt. Gehe den Hügel …«
Die dunkelhaarige Frau drehte sich um. Etwas funkelte in ihrer Hand und sie sprang auf die Heilerin los.
Sirets Klinge fuhr herunter, es war mehr ein Reflex als ein bewusster Angriff, und schnitt durch die Schulter der dunkelhaarigen Frau bis tief in die Brust. Blut spritzte heraus und verteilte sich auf den Steinen der Zufahrt.
Nylan taumelte unter der Weißen Woge des Todes. Sein Schädel fühlte sich an, als könnte er gleich platzen, bis das Gefühl einem dumpfen Pochen wich.
Ayrlyn zog sich zurück und übergab sich lautlos in der Vertiefung hinter der Zufahrt.
Die braunhaarige Frau warf sich auf die Steine. »Verschont mich!«
Denalle trat vor und stieß die Hand der Toten mit dem Fuß an. Darunter kam ein Dolch mit gezackter Klinge zum Vorschein.
»Hübsch«, meinte Ryba trocken. »Was ist mit der anderen?« Sie betrachtete die liegende braunhaarige Frau.
»Kein Chaos. Die Absichten können wir allerdings nicht erkennen.« Er schaute kurz zu Ayrlyn, die sich wieder aufgerichtet hatte. Sie wechselten einen wissenden Blick, nachdem sie beide das Chaos des Todes gespürt hatten.
»Ayrlyn? Könntest du gemeinsam mit einer Wächterin und dem Magier«, sie warf einen Blick zu Nylan, »mit der anderen Frau reden? Wenn ihr den Eindruck habt, dass sie in Ordnung ist, dann sollen Hryessa und Istril ihr helfen, sich hier einzurichten. Andernfalls gebt ihr der Frau etwas zu essen, aber nicht zu viel, und schickt sie weg.«
Nylan warf einen fragenden Blick zur Marschallin, die sofort verstand, dass er wissen wollte, ob sie eine Vision gehabt hätte.
»Dieses Mal nicht. Sie sind nicht immer zuverlässig.«
Rienadre hatte den Austausch verwirrt verfolgt, schwieg aber dazu. Ayrlyn nickte fast unmerklich.
»Wir haben alle zu tun. Lasst uns wieder an die Arbeit gehen.« Ryba drehte sich um und kehrte in den Turm zurück.
»Du kannst aufstehen, Frau«, sagte Nylan auf Alt-Anglorat.
Die braunhaarige Frau schaute auf und blickte zu Siret, die im Sattel sitzen geblieben war und die Klinge mit einem Stück Tuch säuberte, dann zur Tür des Turms.
Ayrlyn wandte sich an Denalle. »Könntest du mit Rienadre die Tote begraben? Unten bei den Banditen … und wenn es geht tief genug.«
»Wird erledigt, Heilerin«, sagte Rienadre.
Denalle warf einen Blick zu Nylan und nickte.
»Ihr anderen könnt jetzt weiter säen. Ich komme nachher zu euch«, sagte Ayrlyn. »Siret und Llyselle und der Magier, das reicht aus, um eine Frau zu bewachen.«
Denalle schob sich das gezackte Messer hinter den Gürtel, bevor sie mit Rienadre die Tote wegschleppte.
Die braunhaarige Frau richtete sich erst wieder auf, als die meisten Wächterinnen sich entfernt hatten. Die ganze linke Seite ihres Gesichts war gelb und grün geschlagen.
»Wie heißt du?«, fragte Ayrlyn.
»Blynnal … ich komme aus Rohrn … ich … wir haben gehört … dass es einen Platz gibt, wo …« Sie begann zu weinen. »Aber … aber Frauen töten doch nicht …«
»Warum nicht?«, fragte Ayrlyn. »Männer tun es und auch Frauen haben starke Arme.«
»Aber …«
»Kind …«, sagte Ayrlyn leise. »Wenn wir angegriffen werden, verteidigen wir uns. Soll das falsch sein?«
»Jrenya war stark. Sie sagte, kein Mann könnte sie jemals zu etwas zwingen, aber Ihr habt sie getötet.«
»Warum bist du mit Jrenya hergekommen?«, fragte Nylan.
Blynnal starrte den Steinboden an, wo noch eine Blutlache zu sehen war.
Ayrlyn und Nylan warten, auch Siret und Llyselle hielten sich zurück. Llyselles Pferd schnaubte und die Wächterin tätschelte ihm den Hals.
»Dyemeni, er war mein Gatte, der hat mich geschlagen, nachdem Kyel gestorben ist. Er hat mich immerzu geschlagen …« Wieder weinte Blynnal. »Jrenya hat gesagt, dass es nicht richtig sei. Sie sagte, wir müssten etwas tun. Als … als der Schnee geschmolzen ist … hat Dyemeni wieder seinen großen Ledergürtel genommen und …«
»Was ist mit Jrenya?«, fragte Nylan noch einmal, Ayrlyns abweisenden Blick ignorierend. »Warum ist sie mit dir gekommen?«
»Sie … sie sagte, Nortya wäre
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