Sturz Der Engel
sollen wir das durchhalten? Wir brauchen Lebensmittel, wir müssen einige Dinge in Gang bringen wie die Schmiede, wir brauchen ein paar Kühe oder Ziegen. Nicht jede Wächterin kann Kinder stillen und wir werden ständig Wächterinnen mit kleinen Kindern haben. Wächterinnen müssen arbeiten und Wache schieben, sonst wird Westwind untergehen. Ich weiß nicht, wann Gerlich seinen Angriff beginnen will. Wir können nur dafür sorgen, dass die Wachen ständig mit guten Waffen gerüstet sind, was immer sie gerade tun. Fierral kann einen dauerhaften Ausguck auf dem Hügel einrichten, auf dem wir eine weitere Triangel anbringen. Aber sonst …« Ryba zuckte mit den Achseln.
Nylan und Ayrlyn wechselten einen Blick.
»Was können wir noch tun, abgesehen von dem, was wir ohnehin schon tun?«, fragte Ryba. »Lasst uns essen gehen.« Sie steckte Dyliess ins Tragetuch, stand auf und ging zur Treppe. »Du hast gegessen, kleines Schweinchen, jetzt ist deine Mutter an der Reihe.«
Ayrlyn zuckte mit den Achseln und sah Nylan an, der ebenfalls mit den Achseln zuckte.
Als sie den großen Saal betraten, strömten immer noch die Wächterinnen von draußen herein. Nylan wäre beinahe über den dritten Tisch gestolpert, der vor den ersten beiden aufgestellt worden war. Er hatte nur eine Bank, auf der drei der neuen Wächterinnen zusammen mit Istril und Weryl saßen.
»Hallo, junger Mann«, sagte Nylan.
Weryl gluckste und Nylan tätschelte ihm die Schulter.
Istril lächelte. »Er ist ein guter Junge.«
»Da bin ich sicher.« Nylan erwiderte das Lächeln und versuchte, seine Bestürzung zu verbergen. Wie hatte es nur so weit kommen können, dass er innerhalb einer Jahreszeit dreimal Vater wurde? Er starrte Rybas Rücken an, lächelte aber noch den drei Neuankömmlingen zu, bevor er sich umdrehte. Eine der neuen Frauen hieß Nistayna, wie er sich erinnern konnte.
Ein würziger Duft, den Nylan noch nie gerochen hatte, zog durch den Raum. Er sah neugierig zum großen Topf, den Kadran mitten auf den Tisch stellte.
»Etwas Neues«, verkündete die Köchin. »Man nimmt eines von diesen Fladenbroten und gießt mit der Kelle etwas Soße darüber.«
»Ich hoffe, es taugt was«, murmelte Weindre laut genug, dass es an allen drei Tischen zu hören war.
»Für dich ist es noch zu schade«, knurrte Kadran.
Sogar die Neuankömmlinge am dritten Tisch lächelten kurz.
Ryba setzte sich auf ihren Stuhl, Nylan und Ayrlyn ließen sich auf den Bänken nieder.
Als ihm der Korb aus geflochtenen Gräsern gereicht wurde, brach Nylan sich ein Stück Brot ab, roch daran und genoss den würzigen Duft. »Das duftet ja richtig.«
»Das ist Blynnals neues Brot«, murmelte Relyn, der neben Ayrlyn saß. »Es ist viel besser als das alte.«
»Es schmeckt sogar nach Brot«, fügte Huldran hinzu.
Nylan nahm sich ein Fladenbrot und zwei Kellen vom Hauptgericht, es war ein dünner Eintopf oder eine dicke Soße, in der Fleischstücke und verschiedene andere Dinge schwammen. Wahrscheinlich Wurzeln und irgendein Gemüse.
Zweifelnd betrachtete er die braune Flüssigkeit, die er sich übers Fladenbrot gegossen hatte, dann schnupperte er. Nichts daran roch ranzig oder verbrannt. Es duftete sogar recht angenehm, ein wenig nach Minze und ein wenig nach etwas anderem. Schließlich schob er sich einen Löffel Fleisch, Soße und Brot in den Mund.
Ayrlyn und Ryba beobachteten ihn.
»Du bist mutiger als ich«, murmelte die Heilerin.
Nylan nickte, kaute und schluckte. »Es ist gut. Ich weiß nicht, was da drin ist, aber es ist gut.« Während er sprach, spürte er, wie seine Stirn, dann das ganze Gesicht und schließlich Mund und Kehle zu brennen begannen. »Puh!« Er griff nach seinem Becher und kippte kaltes Wasser in sich hinein. Es half nicht, aber das Brot verschaffte ihm etwas Linderung.
»Glaubst du immer noch, dass es gut ist?«, fragte Ryba lächelnd. Sie klopfte beruhigend auf Dyliess’ Rücken, die aufsässig im Tragetuch strampelte.
Nylan nickte und schob sich einen zweiten, erheblich kleineren Löffel in den Mund.
»Wieder eine Spezialität von Blynnal?«, wollte Ayrlyn von Relyn wissen.
Er sah sie verwirrt an.
»Hat Blynnal das hier gekocht?«
»Ja. Sie ist eine gute Köchin. Ihr könnt froh sein, dass ihr sie habt.« Relyn aß seine Mahlzeit, ohne Wasser zu trinken und ohne sichtbares Unbehagen.
»Offenbar isst man hier viel schärfer, als wir es gewöhnt sind«, bemerkte Ryba.
Nachdem sie einen kleinen Happen probiert hatte, nickte
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