Sturz Der Engel
im Reiten einen Schuss abzufeuern. Dazu brauchte man zwei freie Hände und er wusste ja, dass er selbst die meiste Zeit eine Hand brauchte, um sich in der Mähne und oder am Sattel festzuhalten, damit er nicht abgeworfen wurde.
Eine Feuerkugel zischte über Nylan hinweg. Er spürte die Hitze auf der Haut. Der Weiße Magier hielt sich dicht neben Gerlich, der mit dem großen Schwert in Nylans Richtung zeigte.
Wieder flog eine Feuerkugel von den Angreifern herüber.
Ein entsetzlicher Schrei war zu hören, der aber sofort wieder abbrach, wie mit dem Messer abgeschnitten.
»Zielt auf den Magier«, befahl Nylan. Gleich darauf flogen mehrere Pfeile zu dem weiß gekleideten Mann hinüber.
Nylan konnte spüren, wie der Weiße Magier eine Art Schild aufbaute, in dem ein Teil der Pfeilschäfte verglühte. Die Pfeilspitzen flogen unbeeindruckt weiter.
»Noch einmal!«, rief Ryba. »Er kann seine Kräfte nicht einsetzen, solange er mit kaltem Eisen eingedeckt wird.«
Wie konnte Ryba das wissen?, fragte Nylan sich. Es klang einleuchtend, aber woher wusste sie es?
Eine weitere Feuerkugel kam zischend in Rybas Richtung geflogen. Sie hob die Klinge, duckte sich und parierte die Kugel mit dem Schwert.
»Zum Turm!«, befahl Gerlich. Er machte Anstalten, die keilförmig aufgestellten Reiter links an den Wächterinnen vorbei zu führen.
Die Angreifer ritten los und der Magier verschwand. Nylan suchte mit den Sinnen … und fand ihn hinter einer unsichtbaren weißen Mauer. Vielleicht … vielleicht konnte er auch so etwas tun oder sich überlegen, wie er …
»Nylan!«
Er zuckte zusammen und hob das Schwert, als ein bärtiger Bewaffneter ihn angriff. Der Ingenieur hätte am liebsten kehrt gemacht und wäre geflohen, aber dann wäre er von hinten niedergemacht worden.
Er konnte gerade noch das Schwert heben, um den vernichtenden Schlag abzuwehren. Der ganze Arm tat ihm vom Aufprall weh. Er zog die Stute etwas zur Seite, hob die Waffe und hackte auf den bärtigen Mann ein, der Nylans Schwert mit seinem Prügel abfing. Wieder fuhr die Erschütterung durch Nylans ganzen Arm, aber der Aufprall schlug ein ordentliches Stück Eisen aus dem Schwert des Angreifers.
Er wünschte, er hätte genug Zeit, um zu probieren, ob die Abschirmung funktionieren würde, wie er es sich überlegt hatte, aber der Bewaffnete hob schreiend das Schwert und holte weit aus. Der Ingenieur musste ausweichen und hatte Mühe, nicht aus dem Sattel zu fallen. Er konnte nicht mehr sehen, was vor sich ging, aber er spürte die Bahnen aus weißroter Energie, die in Rybas Richtung flogen.
Fast automatisch, als der angreifende Reiter eine zu starke Korrektur seiner Haltung vornahm, erinnerte Nylan sich an die Bewegungen, die Saryn und Ryba ihm eingetrichtert hatten. Seine Klinge blitzte einmal, zweimal …
Der überraschte Ausdruck wich nicht aus dem Gesicht des Angreifers, als er noch im Sattel starb. Der Weiße Schock des Todes fuhr wie ein Erdbeben durch Nylans Körper.
»Los doch, Ser, los!«
Als er Huldrans Stimme hörte, zwang Nylan sich, die Augen wieder zu öffnen, obwohl sie schmerzten, als hätte jemand tausend Nadeln hineingestochen. Erschöpft hob er das Schwert. Drei Wächterinnen hatten sich schützend vor ihn gesetzt und hielten die doppelte Anzahl von Angreifern ab.
Der Magen drehte sich ihm um, die Augen brannten, der Arm tat weh.
Wieder kam ein Bewaffneter geritten und setzte sich auf Huldrans ungeschützte Seite. Fast ohne nachzudenken warf Nylan das schwere, gut ausbalancierte Schwert nach dem Mann und zog sofort die zweite Klinge.
Als das Wurfschwert im Brustkorb des Angreifers stecken blieb, hätte Nylan beinahe das zweite Schwert fallen lassen. Einen Augenblick lang saß er wie gelähmt auf der Stute. Messer stachen wie heiße Blitze in seine Augen, eine Feuersbrunst schien sich in seinen Armen auszubreiten.
Mühsam hob er sein Schwert, aber im Augenblick brauchte er es nicht mehr. Der letzte Bewaffnete, der Cessya angegriffen hatte, riss sein Pferd herum und wollte fliehen. Cessya warf ihm das Schwert durch den Rücken und ritt hinter dem trabenden Pferd her, um es einzufangen.
Es zischte und Nylan drehte sich der Magen um, als dort, wo Cessya geritten war, nur noch eine Wolke von Asche zu sehen war. Er zwang sich, das Pferd in Richtung der weiß gekleideten Gestalt zu lenken. Er hob sein zweites Schwert. »Los jetzt.«
Er dehnte wieder die Wahrnehmung aus, ignorierte das Feuer, das durch seinen Körper toste, und ließ das Pferd
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