Sturz Der Engel
uns«, flüsterte sie Nylan zu. Dann eilte auch sie zur Tür und nahm unterwegs den Bogen und einen vollen Köcher vom Regal neben der Treppe.
»Auf ins Gemetzel«, bemerkte Ayrlyn. »Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt einmal aufhören wird.«
»Erst wenn sie uns vernichtet haben oder wenn klar ist, dass wir stark genug sind, um sie zu vernichten.« Nylan rückte Dyliess in eine bequemere Position, damit er sie leichter tragen konnte.
»Eine von den Dämonen verfluchte Welt ist das«, sagte Ayrlyn lachend. Sie stürzte den Rest ihres kühlen Tees herunter und sagte: »Genau wie jede andere Welt.«
»Du bist immer so fröhlich.«
»Zynisch und realistisch, Nylan. Ich würde gern etwas verändern, aber mir ist noch nicht eingefallen, wie ich es anfangen soll.«
»Dann sind wir schon zwei. Aber ich sollte jetzt aufhören zu reden und mich in Bewegung setzen.« Er trug Dyliess auf den Armen und ging so schnell wie möglich zum vierten Stock hinauf. Als er vor der Ecke stand, wo er seine Waffen aufbewahrte, ging sein Atem schwer.
Dyliess wimmerte leise, denn seine hastigen Schritte hatten sie durchgeschüttelt. Er tätschelte ihren Rücken und legte sie einen Augenblick auf dem Boden ab, während er die zweite Klinge – eine der neu geschmiedeten Waffen – anlegte. Wie Ryba vorgeschlagen hatte, bewaffnete er sich mit zwei Schwertern, damit er im Notfall eines werfen konnte und dennoch nicht seine Verteidigung verlor. Insgeheim fragte er sich, ob er nach einem Fehlwurf überhaupt noch dazu kommen würde, sich zu verteidigen. Aber andererseits wäre er ohne die zweite Klinge ganz ohne Schutz.
Er hob Dyliess wieder auf und tätschelte sie noch einige Male, ehe er wieder zum zweiten Stock hinunter ging, wo Blynnal und Niera die Wiegen aufgestellt hatten. Dephnay und Kyalynn lagen bereits in zweien, Niera hatte Weryl auf dem Arm. Das Mädchen gab Weryl an Blynnal weiter, die den strampelnden Jungen in eine leere Wiege legte.
»Blynnal?«
»Ja, Ser?«
»Hier ist Dyliess. Ich muss jetzt gehen.« Nylan hauchte seiner Tochter zum Abschied einen Kuss auf die Stirn.
»Wir passen gut auf sie auf.« Die dunkelhaarige Wächterin und Köchin nahm ihm Dyliess mit Tragetuch und allem Drum und Dran ab. »Und passt Ihr auch gut auf Euch auf, Ser Magier.«
»Ich werde es versuchen.« Nylan warf einen letzten Blick zu den Kindern und unterdrückte ein Kopfschütteln, als er wiederum daran dachte, dass drei der vier von ihm waren.
Er ging die Treppe hinunter und blieb unten stehen. Siret legte am ersten Fenster rechts neben der Südtür die Köcher bereit.
»Hast du genug Pfeile?«, fragte er.
»Zwei Köcher.«
»Wenn einer von ihnen zu nahe heran kommt, schieße ihn ab.« Nylan deutete auf die Balken hinter der schweren Holztür. »Wenn die letzte Wächterin draußen ist, lässt du die Balken herunterfallen. Warte nicht zu lange. Und verrammele auch die Nordtür.«
»Das werde ich tun, Bruder Mutterhenne.« Siret grinste ihn amüsiert an. »Ich werde auch alle Fensterläden und Fenster im Turm schließen außer den beiden, durch die Istril und ich schießen werden. Sie ist oben im dritten Stock. Auf diese Weise können wir sie aus zwei Winkeln unter Beschuß nehmen.«
»Seht nur zu, dass die Türen richtig verschlossen sind«, sagte Nylan mit gespielter Grobheit. Er wandte sich zum Gehen.
»Ser?«
Nylan drehte sich noch einmal um und sah der Frau in die dunkelgrünen Augen.
»Ich bin froh, dass Ihr Euch einen Augenblick Zeit genommen habt. Ich werde es Istril sagen.«
Auf der unteren Ebene war ein dumpfer Knall zu hören, dann folgte ein zweiter und dann ein dritter Knall. Die beiden sahen zur Nordseite des Turmes.
Relyn kam von der Nordtür herüber gelaufen. »Die Nordtür ist jetzt versperrt, die Außentür des Badehauses ebenfalls. Aber sie könnten sie rasch zerstören, wenn sie wollen.« Er legte die Klammer mit dem Messer an. »Ich hoffe, ich muss die Waffe nicht einsetzen.«
Nylan hoffte es auch.
»Ich gehe jetzt lieber.« Der Ingenieur-Schmied nickte den beiden zu, verließ den Turm durch die Südtür und eilte den Hügel hinauf.
Im Osten stand die Sonne knapp über dem Wald jenseits der Klippe. Nebelschleier wallten über den Bäumen. Nylan ging bergauf. Im Westen stieg der Morgennebel zwischen den Hügeln empor.
Als er im Laufschritt die Straße hinauf eilte, fiel Nylan noch etwas anderes auf. Die Alarmtriangel war nicht angeschlagen worden. Aber dann nickte er. Richtig so. Gerlich wusste, was
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