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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zerkratzte Schweißbrille zurecht und hob die Düse des Laserbrenners. Der Wind zauste sein Haar, die Schäfchenwolken zogen rasch über den Himmel und warfen eilig dahinziehende Schatten auf die schmale Schlucht, in welcher der Ingenieur stand. Der auch im Sommer kühle Wind brachte nicht nur den Geruch der immergrünen Pflanzen mit, sondern auch den Duft von Blumen, deren Art Nylan aber nicht genau zu bestimmen vermochte. Die Siebensterne waren verblüht und vertrocknet, an ihrer Stelle waren kleinere gelbe Blumen erschienen, die an winzige Sonnenblumen erinnerten, und in Felsspalten am Westrand der Wiese und am Grabmal wuchsen auf langen Stängeln einzelne, blutrote Blüten.
    Fünfzig Schritt tiefer in der trockenen Schlucht stand ein Pferd, das an einen behelfsmäßigen Schlitten geschirrt war. Zwei Marineinfanteristinnen – Berlis und Weindre – warteten beim Pferd, um die Steine aufzuladen, die Nylan gleich schneiden würde. Er hoffte, der Laser würde noch eine Weile halten, bis er genügend Baumaterial hergestellt hatte.
    Er drückte auf den Knopf und der Laserstrahl flammte auf. Nylan konnte die Energie beinahe als rötlich flackernde, weiße Wolke spüren, die von den Firinzellen ausging und den Laser speiste. Er ließ den Knopf wieder los.
    »Was ist los, Ser?«, fragte Huldran.
    »Nichts weiter«, log er. Dabei war es alles andere als unwichtig, wenn der Schiffsingenieur sich einbildete, er könnte Energiemuster sehen. Sein Kopf pochte leicht, nachdem er die ausweichende Antwort gegeben hatte. Er massierte sich die Schläfen. Es fühlte sich beinahe an wie nach einem Kampf mit beschleunigten Reflexen.
    Der Wind pfiff in den Zweigen der Krüppelkiefern, die weiter hinten und an den Hängen der Schlucht standen. Er leckte sich die Lippen.
    »Alles in Ordnung, Ser?« Die stämmige, blonde Huldran beugte sich vor.
    »Es wird schon wieder.« Wenn ich nur meine Gedanken zusammenhalten könnte, dachte er bei sich. Als er sich in der Schlucht umsah, fragte er sich, ob er nicht, wenn er die Steine an den richtigen Stellen aus der Wand schnitt, zugleich Hohlräume anlegen konnte, die sie später mit Mauern ergänzen und zu Ställen oder Lagerräumen ausbauen konnten.
    Aber dann schüttelte er den Kopf. Seine Gedanken eilten viel zu weit in die Zukunft. Doch die Energiewirbel … warum kamen sie ihm so bekannt vor?
    »Etwas hat ihn … aber der lässt sich doch sonst nicht so leicht erschüttern … hat normalerweise Nerven aus Stahl …«
    Er versuchte, Weindres Flüstern zu überhören und sich auf den Energiestrom zu konzentrieren. Der Energiestrom, das war es! Es war ähnlich wie die Ströme im Neuronetz. Er berührte noch einmal den Kopf, ließ sich nicht von den verschwitzten Händen und Fingern in den dicken Handschuhen stören und begann zu arbeiten.
    Der Laser flammte kurz auf, aber das hatte schon gereicht, um zu erkennen, dass es auf diese Weise nicht ging.
    Nylan richtete sich auf und betrachtete den Felsen, dann zielte er noch einmal mit der Düse auf die mit Kreide vorgezeichnete Schnittlinie. Die weißrote Lanze aus unsichtbarem Feuer berührte die Linie. Nichts geschah, außer dass der Felsen wärmer wurde und sich rot färbte.
    »Verdammt auch«, murmelte Nylan halblaut, während er den Laser wieder abstellte. Er war sicher gewesen, dass er den Fels mit dem Laser schneiden konnte. Laserstrahlen konnten doch alles zerschneiden, egal ob Stoff oder Metall. Warum ließ sich der Fels nicht zerteilen?
    Weil, sagte ihm sein Ingenieurswissen, der Laser sich durch andere Stoffe einfach hindurchbrannte. Der Fels aber konnte mehr Hitze absorbieren als ein Stück Stoff oder eine Metallplatte und er nahm die Hitze auch nicht gleichmäßig auf.
    »Gibt es Probleme, Ser?« Huldran wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ich muss mir über ein paar technische Fragen Klarheit verschaffen.«
    Es waren mehr als nur ein paar technische Fragen, über die er sich Klarheit verschaffen musste.
    Wieder holte er tief Luft, schaltete den Laser ein und griff mit den Gedanken hinaus, als wäre er noch im Neuronetz, wobei er zugleich das Absurde der Situation zu verdrängen suchte. Er glättete den Energiestrahl und dieses Mal begann der Fels unter der Laserflamme zu rauchen. Eine schmale Linie fraß sich langsam am Kreidestrich entlang.
    Nylan schaltete den Laser ab und überprüfte die Ladeanzeige. Ein halbes Prozent war für fast nichts draufgegangen. Er hatte nicht mehr als einen kleinen Kratzer in den schwarzen Fels

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